Die Seele befreien

Die Schülerschaft der Bischöflichen Marienschule Mönchengladbach pilgerte nach Kevelaer

Marienschule 1 Nachricht (c) Garnet Manecke
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Datum:
Di. 17. Okt. 2017
Von:
Garnet Manecke
Mit fast 1000 Schülern ist die Bischöfliche Marienschule Mönchengladbach nach Kevelaer gepilgert. Dabei sind die Mädchen und Jungen zwischen zehn und 45 Kilometer zu Fuß gegangen.
Marienschule 1 (c) Garnet Manecke
Marienschule 1

Die meisten haben sich zum ersten Mal auf einen Pilgerweg begeben. Was bedeutet das für die Schüler? Die KirchenZeitung hat nachgefragt.

Um drei Uhr nachts ging es Tom noch gut. Er war nicht besonders müde. „Einen Kakao trinken, und dann geht das schon“, sagt der 13-Jährige lässig. Den ganzen Weg vom Schulhof der Bischöflichen Marienschule bis nach Kevelaer wollte er zu Fuß gehen. 45 Kilometer. Der Siebtklässler war einer der fast 50 Schüler, die sich das getraut haben. „Wir konnten uns aussuchen, welche Strecke wir machen wollten“, erzählt Tom. „Und ich dachte, das machen wir nicht jedes Jahr, also muss ich etwas machen, das mich anspornt.“ Extra vorbereitet hat er sich dafür nicht, Tom ist ein sportlicher Typ. Er hat durchgehalten. „Aber die letzten zehn Kilometer war ich am Ende. Eigentlich habe ich gebetet, dass es bald vorbei ist“, sagt er. „Und wir haben immer wieder gesagt bekommen, dass wir das schaffen.“ Trotzdem haben es nicht alle geschafft, diesen Marathon zu bewältigen. „Einige haben abgebrochen und sind irgendwann in den Bus gestiegen.“ Pilgern ist anstrengend, das haben die Schüler heute erfahren. Dass Pilgern auch schmerzt, wird ihnen der Muskelkater am nächsten Tag sagen. Im Unterricht hatten sich die Schüler spirituell auf ihren Pilgerweg vorbereitet. Unterwegs haben sie mit Zweigen, die sie am Wegesrand gefunden haben, Kreuze gebastelt, Lieder gesungen, Impulse bekommen und auch Ruhephasen gehabt. Zum einen sollten die Schüler das Motto der Schule „Miteinander lernen, füreinander da sein, christliche Werte leben“ ganz praktisch erleben und fühlen. Zum anderen aber sollten sie mit Hilfe der Impulse auf dem Weg über sich, ihre Beziehung zu anderen und ihren Glauben nachdenken.

 

Zettel mit ihren Gedanken stecken in dem Rucksack, der nun am Altar steht

Maria hat ihre Wünsche und Gefühle auf einem Zettel notiert, den sie mit nach Kevelaer genommen hat. „Ich finde, dass das Pilgern eine schöne und ruhige Erfahrung ist“, sagt die Neuntklässlerin. „Ich habe gelernt, eine bessere Bindung zu Gott aufzubauen.“ Eine Erfahrung, die sie vorher bei einer anderen Pilgertour schon mal gemacht hat. Dass jeder Schritt nach Kevelaer gleichzeitig ein Spendenlauf für die Partnerschule im Senegal war, hat sie dieses Mal zusätzlich motiviert. Für Maja ist es eine Pilger-Premiere, der sie aber einiges abgewinnen kann. Sie würde sich noch mal auf so einen Weg machen. „Das Pilgern befreit die Seele, und man fühlt sich hinterher mit Gott noch mehr verbunden“, fasst die Neuntklässlerin ihre Eindrücke zusammen.

„Die Kinder waren mit großer Begeisterung dabei“, berichtet Lehrer Cornel van Bebber. Seine Klasse 8 hat auf ihrem Weg nach Holzstöcken gesucht und mit Schnüren daraus ein Kreuz gemacht. „Als die Kinder Waldarbeiter sahen, wollten sie zuerst sogar die ansprechen, ob sie mit ihrer Säge helfen könnten.“ Den größten Teil des Weges hat Fides das Kreuz getragen. Die 13-Jährige ist zum ersten Mal auf einer Pilgertour. Indirekt hat sie aber dennoch Erfahrungen, weil ihr Bruder und ihre Eltern schon mit Pilgergruppen aus der Gemeinde unterwegs waren. „Als sie zurückgekommen sind, waren sie irgendwie ruhiger“, hat der Teenager beobachtet. Fides war gemeinsam mit ihren Freundinnen Pia und Carola unterwegs. Jetzt sitzen die drei Mädchen auf den Stufen des Pilgerforums gegenüber der Gnadenkapelle in Kevelaer. Die Suppe, mit der die Mütter-Riege die Schüler empfangen hat, haben die drei schon gegessen. Bis zum Gottesdienst mit Bischof Helmut Dieser ist es noch etwas Zeit. Die drei haben Pause, zehn Kilometer sind sie gegangen. Ihre Klasse hat dabei viel gesungen und gebetet. In einem Rucksack haben sie die Zettel mit ihren Gedanken gepackt, der jetzt am Altar steht. Und wie sieht es mit dem Part des Über-sich-selbst-Nachdenkens aus? „Zu ganz neuen Erkenntnissen über mich bin ich nicht gekommen“, sagt Pia (13). „Aber ich habe schon überlegt, was mir im Leben wichtig ist.“

 

Insgesamt ist pilgern anstrengender als wandern, aber es macht Spaß

Dass sich Pilgern von einer ganz normalen Wanderung unterscheidet, hat Philipp überrascht. Der Achtklässler war mit seiner Klasse vor zwei Jahren wandern. „Wir dachten, das wird genauso“, sagt der 13-Jährige. Aber als sie dann gesungen hätten und Geschichten gehört, hätten sie doch gemerkt, dass Pilgern anders ist. „Man denkt ja immer, dass das für alte Leute ist“, sagt er. „Aber das verändert einen schon.“ Einen ganz anderen Einblick hat Silvan bekommen. Der 19-Jährige ist kein Christ, sondern Hindu. Auch für den Zwölftklässler ist es eine Pilger-Premiere. „Vorher wusste ich gar nicht, dass es sowas gibt“, sagt er. „Das gibt mir noch mal einen neuen Einblick in das Christentum.“ Auch die Geschichte Kevelaers, mit der sich der 19-Jährige beschäftigt hat, habe ihm einige Hintergründe des Pilgerns klar gemacht. Für Lilly war die Pilgerfahrt nach Kevelaer der erste große Ausflug in der neuen Schule. Die Zehnjährige geht seit August in die 5. Klasse. „Alle Kinder haben ein Kreuz bekommen“, sagt sie und zeigt das kleine dunkelbraune Kreuz, das an einer Schnur um ihren Hals hängt. „Auf dem Weg haben wir Weihnachtslieder und andere Lieder gesungen.“ Insgesamt sei Pilgern anstrengender als eine normale Wanderung, meint sie. „Aber es hat Spaß gemacht.“

Marienschule 2 (c) Garnet Manecke