„Wir geben den Leuten stattdessen das Schwarzbrot“

Die Alte Kirche in Lobberich ist seit mehr als zehn Jahren ein Ort der Kultur

Alte Kirche Lobberich (c) Lukas Hauertz
Alte Kirche Lobberich
Datum:
Do. 17. Nov. 2022
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Unter dem Dach der Alten Kirche, im Herzen von Lobberich, hat sich - mehr als zehn Jahren nach dessen Start – das Kulturkirchenkonzept „Gott - Mensch - Kultur" etabliert. „Wir wollen Kirche als eine Institution erfahrbar machen, die ihre Relevanz über Kultur vermittelt und die Menschen in ihrer Suchbewegung ernst nimmt “, sagt Dr. Bastian Rütten. Der Religionspädagoge leitet einen Arbeitskreis aus knapp 30 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Letzterer tritt als Veranstalter aller (internen) Angebote auf und übernimmt auch die Planungsarbeiten: von der Abendkasse über die Thekenbetreuung bis hin zur Bühnen- und Lichttechnik.

Der Gedanke dahinter: Menschen einen Freiraum zu bieten, in dem sie projektbezogen mitarbeiten können. „Wir wollen als Kirche zwar erkennbar sein, aber die Leute dennoch so niederschwellig ansprechen wie es nur geht,“ unterstreicht Rütten. Und weiter: „Wenn sich jemand für ein ehrenamrtliches Engagement entscheidet, heißt es oft: ‚Ich gebe einen kleinen Finger und die nehmen gleich die ganze Hand‘. Denen entgegne ich: Wir nehmen auch gerne nur den kleinen Fingernagel.“ Der Erfolg gibt den Engagierten der Kulturkirche recht: zu ihren Veranstaltungen kommen in der Regel zwischen 150 und 200 Besucherinnen und Besucher. „Und wenn diese nach einem Konzert oder einer Lesung sagen – wir haben einfach nur ‚gute Kultur‘ erlebt und sind über spannende Themen ins Gespräch kommen – ist auch das ein Erfolg“, so Rütten. 

Für den Anspruch der Programmgestaltung findet der Theologe ein anschauliches Bild: „Stellen Sie sich ein Weißbrot mit Marmelade vor. Das ist bombenlecker, macht aber nicht satt! Wir geben den Leuten stattdessen das Schwarzbrot, woran sie auch nach einer Veranstaltung noch verdauen können.“ Doch auch wenn es darum geht, Kulturschwerpunkte in einem professionellen Umfeld zu setzen, wird in der Alten Kirche an jedem 1. Sonntag im Monat, außerhalb der Ferien in NRW, um 18 Uhr „selbstbewusst Gottesdienst gefeiert“ und hierzu Zelebranten eingeladen, die etwas zu sagen haben.  Auch darüber hinaus finden regelmäßig spirituelle Angebote statt. Seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine am 24. Februar findet an jedem Montag Abend das Format „15 Minuten für den Frieden" statt. 

Neben der kulturellen Arbeit und dem kirchlichen Engagement ging es den Unterstützern der Alten Kirche immer auch um den Erhalt des Gebäudes. Im Grunde gebe es nur zwei Gruppen von Besucherinnen und Besuchern. Jene, die sagen: „Wann wird das denn endlich fertig“ und Andere, für die es ein besonderer – und auch unfertiger – Ort bleibt. „Die Raumatmosphäre steht für die offenen Wunden, die das Gebäude in sich trägt“, betont Bastian Rütten.