Seligsprechungsprozess für kolumbianische Ordensfrau eröffnet:Anwältin für die Indigenen Ecuadors

Papst Leo XIV. hat das Seligsprechungsverfahren für die Kolumbianerin Inés Arango von den Kapuzinerterziarinnen der Heiligen Familie eröffnet. Ihr Leben und Tod ist nicht nur für Kolumbien ein besonderes Glaubenszeugnis. Die Ordensfrau steht für Menschen, die ihr Leben ganz für die am meisten Marginalisierten eingesetzt haben.
Schwester Inés (als Ordensfrau María Nieves de Medellín) wurde am 21. Juli 1987 im Amazonasgebiet von Ecuador mit dem dortigen Ortsbischof, dem spanischen Kapuziner Alejandro Labaka, von Mitgliedern des Familienverbandes Tagaeri aus einem durch staatliche Erdölförderung bedrohten indigenen Volk getötet.
Die Provinzoberin des Ordens Schwester Lilia Barrera zur Verfahrenseröffnung: "Was für eine freudige Überraschung! Inés war immer eine einfache, bescheidene Frau, die bei den Schwächsten, den Vergessenen sein wollte – ganz im Sinne unseres Charismas ‚Was will uns Gott durch den gemeinsamen Weg mit ihnen sagen?‘.“
Inés Arango wurde 1937 in Medellín als Vorletzte von zwölf Geschwistern geboren; zwei ihrer Schwestern (Fabiola, 97 Jahre, und Cecilia, 90 Jahre) traten demselben Orden bei. Ein Verwandter war 1954-70 als Franziskanerbischof erster Apostolischer Präfekt von Guapi/Kolumbien. Ihre Schwester Cecilia: "Inés' Berufung begann schon als Kind. Zum Monat der Weltmission ging sie mit anderen auf die Straße, um Geld für die Mission zu sammeln. Dann folgte sie dem Beispiel der älteren Schwester im Orden.“
Mit 17 wurde Inés Ordensfrau und unterrichtete zunächst in den kolumbianischen Departements Tolima, Córdoba und Antioquia. 1977 ging sie in den ecuadorianischen Regenwald, um als Missionarin bei den von westlicher Zivilisation isoliert lebenden Waorani zu wirken. Zusammen mit dem dortigen Missionsbischof Alejandro Labaka arbeitete sie zehn Jahre in der Alphabetisierung, Anwaltschaft für die Rechte der Indigenen und Förderung ihrer Kultur.
1987 beschlossen die beiden, zu den Tagaeri in eine Gegend zu gehen, die bis dahin ohne Kontakt zur Außenwelt war. Sie wollten vermitteln, um eine Eskalation zwischen den Indigenen und der in ihr Gebiet eindringenden Ölgesellschaft zu verhindern. Letztere hatte ein Mordkommando beauftragt, den gesamten Familienverband, der einer Ausweitung des Fördergebiets im Weg war, zu töten. Bischof Alejandro beschrieb die Situation so: „Wenn wir nicht gehen, töten sie sie!“
Am 21. Juli 1987 führte ein Hubschrauberüberflug der Ölgesellschaft zu einem Angriff der Tagaeri auf die beiden Missionskräfte, die sie nicht kannten und für feindliche Eindringlinge hielten, obwohl die beiden deren Sprache sprachen. Dabei kamen Schwester Inés und Bischof Labaka ums Leben.
Das Vermächtnis der beiden ruft bis heute zur Verteidigung Amazoniens auf. Schwester Lilia: "Die Engagierten um sie herum haben es geschafft, die Rodungen einzuschränken und das Reservat besser zu schützen. Auf sozialer Ebene geht ihr Kampf weiter.“ - "Ich glaube, dass die Kirche heute Menschen mit der Mission braucht, sich für andere einzusetzen, egal ob Ordensleute, Laien oder solche, die kaum mit der Kirche verbunden sind. Sie alle erkennen, wie notwendig es ist, Benachteiligten zu ihrem Recht zu verhelfen", sagt Schwester Cecilia.
Das Kanonisierungsverfahren für Schwester Inés und Bischof Labaka erinnert alle daran, sich weiterhin für ganzheitliche Ökologie, soziale Gerechtigkeit und die Option der Schwächsten einzusetzen. Das Zeugnis der beiden gewinnt im Licht der Enzyklika ʻLaudato Si' besondere Bedeutung – 30 Jahre vor dem darin miteinander in Verbindung gebrachten „Schrei der Erde und Schrei der Armen“. Die Entscheidung, mit einer Waorani-Großfamilie zu leben und ihre Sprache zu lernen, spiegelt den „Dialog des Wissens“ wider, den die Enzyklika ebenfalls empfiehlt. Ihr Tod ist Mahnung an Entwicklungsmodelle, die Kulturen und Ökosysteme opfern.
Die Kapuzinerterziarinnen von der Heiligen Familie, die in der Zeit von Papst Leo XIII. in Spanien entstanden, sind seit 1905 in Kolumbien tätig. Sie engagieren sich in Bildungs- und Gesundheitspastoral durch Projekte mit Frauen, Menschen in Migration und Flucht sowie für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung.