Gottesdienst, Glaubenskommunikation und Katechese
Die Aufgabe der Kirche ist es, das Evangelium zu verkünden. Glaube entwickelt sich lebenslang. Die Kirche im Bistum Aachen bietet personale und räumliche Ressourcen an, diese Entwicklung zu begleiten. Grundlage dafür sind u.a. Gottesdienste, Glaubenskommunikation und Katechese, sowie das Handeln aus dem Glauben. Menschen finden Räume und Personen, um ihren christlichen Glauben zu leben, zu feiern, zu teilen, danach zu handeln und darüber in allen Lebenslagen ins Gespräch zu kommen. Dabei ist es wichtig, Lebendiges und Gutes zu bewahren und gleichzeitig offen zu sein für neue Verständnisse des Glaubens und deren Ausdrucksformen.
Orte von Kirche
Der Synodalkreis befürwortet einen Mentalitätswandel hin zur Vielfalt von Orten von Kirche. Dieser Mentalitätswandel geht über die territoriale Struktur und den kategorialen Arbeitsfeldern als primäres Ordnungsprinzip der Kirche im Bistum Aachen hinaus, und meint Orte von Kirche die Menschen in ihrem Glauben ansprechen und ihren Bedürfnissen gerecht werden. Sie sind nahe an der Lebensrealität von Menschen, sie setzen sich mit Fragen, Brüchen und Herausforderungen auseinander; sie können von (Ordens-) Gemeinschaften; Gruppen und Einzelnen initiiert, sowie induktiv und deduktiv erschlossen werden. Der Mentalitätswandel soll angestrebt und möglichst sichtbar vollzogen werden. Kriterien dazu werden bis Ende 2022 entwickelt.
Pastorale Räume
Der Synodalkreis beschließt, dass Grundlage für jedes Handeln im pastoralen Raum die Vorstellung von Freiheit, Begegnung und Ermöglichung, sowie die Kriterien des Kompasses sind. Die zukünftige territoriale Grundstruktur im Bistum Aachen wird prozessual und subsidiär den jeweiligen Ressourcen entsprechend entwickelt. Aufgabe der zukünftigen Pfarreien ist es, diese pastoralen Räume und damit die Orte von Kirche [siehe Beschluss Orte von Kirche (BAG 2)] zu entwickeln bzw. zu unterstützen.
Willkommens- und Kommunikationskultur
Die Grundhaltung der Willkommenskultur entspricht einem Dialog und einem Voneinander-Lernen aus Interesse am Menschen in Demut, Wertschätzung, Offenheit und der Achtung von Vielfalt. Dabei werden die jeweiligen sozial-kulturellen Lebenshintergründe berücksichtigt. Dies entspricht unserem Gottesbild und spiegelt das Selbstverständnis von uns als Kirche wieder. Zum Wirksamwerden von Willkommenskultur gehört unbedingt auch eine Achtsamkeit und Kompetenz für ästhetische Rahmenbedingungen.
Geschlechtergerechtigkeit
"Du liebst alles, was ist.“ (Weish 11,24): In dieser biblischen und schöpfungstheologischen Annahme ist das Ziel eine Kirche, die auf allen ihren Ebenen den Identitäten der Menschen als Abbild Gottes in Bezug auf ihr biologisches Geschlecht, ihr soziales Geschlecht, ihre sexuelle Orientierung und ihrer Lebensformen gerecht wird. Dies geschieht in Erwartung der einschlägigen Ergebnisse des Synodalen Weges und im Diskurs mit den human- und naturwissenschaftlichen sowie den theologischen Erkenntnissen zu Fragen von Sexualität und Geschlecht.
Diakonische Verantwortung
Jeder kirchliche Vollzug muss diakonisch sein.
Der diakonische Auftrag des Evangeliums ist der gesamten Kirche anvertraut.
Leben und Glauben von Jugendlichen und Jungen Erwachsenen
Der Synodalkreis erkennt den Bedarf eines Mentalitätswandels hin zu einer Kirche als Entwicklungsraum für Jugendliche um ihrer selbst willen. Dabei dürfen Religionszugehörigkeit, geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung, soziale Herkunft oder persönliche Lebensführung kein Ausschlusskriterium sein. An der Lebenswelt der Jugendlichen orientiert braucht es vielfältige, analoge und digitale Räume, Ressourcen und (Bildungs-)Angebote, die von, mit und für Jugendliche(n) gestaltetet werden und für diese bereitstehen.
Charismen-Orientierung im Ehrenamt
Eine Pastoral der Begegnung und Ermöglichung in Freiheit beschreibt einen Paradigmenwechsel in ersten Zügen und bedarf einer weiteren Ausfaltung. Dieser Paradigmenwechsel beinhaltet auch eine Neuausrichtung kirchlichen Handelns hin zu einer partizipativen, charismenorientierten Förderung, Befähigung und Koordinierung von allen kirchlich Engagierten. Dabei werden freiwillig, ehrenamtlich und beruflich Engagierte gleichermaßen gewollt und geschätzt. Das Verhältnis dieser drei Gruppen Engagierter braucht eine neue Beschreibung und Durchwirkung. So wird deutlich, dass jedes kirchliche Engagement auch ein Ausdruck gelebter und erlebbarer Spiritualität ist.
Digitalisierung
Die tiefgreifende Veränderung, Weiterentwicklung von Kultur, Lebenswelt, Werten, Ethik, Inhalten, Arbeitsformen und Kommunikation durch die digitale Transformation zu einer immer weiter zunehmenden Digitalität der Lebensweisen der Menschen, wird von der Kirche anerkannt und begleitet. Die Kirche lernt dabei selbst. In diese Prozesse bringt die Kirche sich ein mit der Absicht, Humanität und Gemeinwohl zu wahren und zu fördern, z.B. in der Anwendung von digitalem Vorgehen in der sozialen Arbeit, in der pastoralen Arbeit, um insbesondere analoge und digitale Begegnungen zwischen Menschen zu ermöglichen. Dabei geht es darum, eine Kultur der Digitalität mit zu prägen, die Begegnung und Teilhabe ermöglicht und niemanden bewusst ausschließt.
Geschwisterlichkeit aller Menschen - Ökumenisches Engagement, Verbundenheit mit dem Judentum und interreligiöse Dialogee
Die Einheit der Christinnen und Christen ist eine bleibende Aufgabe der christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften. Das Gemeinsame zu stärken und zu fördern, das Trennende vom Unterscheidenden zu differenzieren und so im Dialog zu einem differenzierten Konsens der Zusammengehörigkeit zu finden, ist für die Glaubwürdigkeit einer missionarischen Kirche gerade in Zeiten schwindender Mitglieder:innenzahlen unerlässlich.
Nachhaltigkeit
Die Kirche im Bistum Aachen steht für eine Kirche der Schöpfungsspiritualität und -verantwortung. In der Herausforderung sozialer und klimabedingter Krisen und Katastrophen, vor Ort und weltweit, menschengemacht durch übermäßig konsumorientierte Wirtschaftsformen und Lebensstile, sehen wir die Chance und Notwendigkeit einer inneren und äußeren Umkehr zur Nachhaltigkeit. Die spirituelle Kernkompetenz der Kirche trägt zu einem Bewusstseins- und Kulturwandel bei, der die Menschen für ihre Bezogenheit auf Natur und Umwelt sensibilisiert und der die Tugend der Mäßigung neu mit Leben füllt. Beispielhaft stehen dafür die notwendigen Transformationsprozesse im Rheinischen Braunkohlerevier und das Engagement im Nationalpark Eifel.