Berlin – Hamburg – Bistum Aachen

HipHop-Band aus Tumaco beeindruckt bei Konzerten und Begegnungen

AfroMiTu bei ihrem Auftritt in Hückelhoven (c) privat
AfroMiTu bei ihrem Auftritt in Hückelhoven
Datum:
Di. 17. Mai 2022
Von:
Carina Delheit

Sie kommen aus Nuevo Milenio (deutsch: Neues Jahrtausend), einem Viertel mit schlechtem Ruf. Ihre Stadt zählt zu den gewalttätigsten Kolumbiens und liegt in einer von den am meisten vom Staat vernachlässigten Regionen des Landes. Leonardo, Luisner, Neisy, Paula und Wey sind Mitglieder der HipHop-Gruppe AfroMiTu, die im Jugendzentrum der Comboni-Missionare in Nuevo Milenio entstand. 
Nachdem Bedrohungen, Vertreibungen und Ermordungen durch den Friedensvertrag von 2016 zwischen kolumbianischer Regierung und der FARC-Guerilla kurzfristig weniger wurden, hat sich die Situation in der Region seit mehreren Jahren wieder dermaßen verschlechtert, dass während der Pandemie das Risiko in Tumaco, von einer bewaffneten Gruppen ermordet zu werden, deutlich größer war und ist, als an einer COVID-Infektion zu sterben. 
Mit ihren Liedern singen die Bandmitglieder im Alter von 18 bis 26 Jahren gegen Gewalt und Chancenlosigkeit in Tumaco und Umgebung an. Sie wollen sich nicht damit abfinden, dass die v. a. afrokolumbianische und in der wald- und wasserreichen Pazifikregion ebenfalls versprengt lebende indigene Bevölkerung als Drogenkuriere, Schutzgeld-Zahlende und Kanonenfutter für die vielen bewaffneten Gruppen missbraucht und von ihrem Land vertrieben wird. Ihren Glauben an ein Leben in Würde für alle in Kolumbien setzen sie in ihren Raptexten ebenso um wie Kritik an den menschenunwürdigen Verhältnissen und ihren Verursachern.
 
Mit dem Lied „Respeto a la vida“ (Respekt vor dem Leben) nahm AfroMiTu am Eine-Welt-Song-Contest 2021 des deutschen Entwicklungs-Ministeriums teil und kam unter hunderten Einsendungen unter die besten 20. Damit gewannen sie einen Berlin-Aufenthalt, um ihr Lied in einem professionellen Studio einzuspielen. Diesen Deutschlandbesuch machte AfroMiTu im Mai – für die meisten die erste Auslandsreise ihres Lebens. Ihrem Aufenthalt in Berlin mit Besuchen an historisch, politisch und gesellschaftlich bedeutenden Orten folgten einige Tage in Hamburg und abschließend im Bistum Aachen.
Unterstützt wurde AfroMiTu bei seiner Bewerbung von Ulrike Purrer, einer deutschen Theologin und Straßenpädagogin, die seit zehn Jahren in Tumaco lebt und im Centro Afro mitarbeitet. Sie hat die Fünfergruppe auf ihrer Deutschlandreise begleitet. Da sie im Rahmen der Kolumbien-Partnerschaft gute Kontakte nach Mönchengladbach und Aachen hat, gab es in den letzten Reisetagen dort verschiedene Begegnungen. In Mönchengladbach fand ein Treffen mit action pro colombia statt. Seit Jahren unterstützt dieser aus der Kolumbienpartnerschaft im Bistum entstandene Verein die Gruppe bei ihrem Einsatz für Frieden, Versöhnung und bessere (Über-)Lebenschancen für die unter dem jahrzehntelangen Konflikt leidende Zivilbevölkerung. In der Marienschule Mönchengladbach gab es Gespräche mit mehreren Klassen und Kursen und in der Pause ein Konzert, bei dem sich alle von der Lebensfreude und Entschlossenheit der Band anstecken ließen. Gleiches galt bei einem Teamers Day der Stadt Hückelhoven als Dankeschön für ihre ehrenamtlich engagierten Jugendlichen und junge Erwachsenen. In Aachen bot das Dreiländereck den Gästen Gelegenheit, einen Hauch von Europa in der Euregio zu erfahren. Beim Empfang im Historischen Rathaus brachte Bürgermeisterin Hilde Scheidt den weitgereisten Gästen deutsche und europäische Geschichte nahe.

Nähere Informationen zu AfroMiTu auf deren Homepage: https://afromitu.webnode.com.co/ 

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