Bistum Quibdó: Gewalt und Ungleichheit beenden

Aufruf zu Dialog und friedlichem Einsatz gegen jahrhundertealte Gewaltursachen

Wappen des Bistums Quibdó (c) Diözese Quibdó
Wappen des Bistums Quibdó
Datum:
Di. 18. Mai 2021
Von:
Carina Delheit

Zu den anhaltenden Demonstrationen im Land hat das Bistum Quibdó erneut öffentlich Stellung genommen.
Der mit dem Bibelzitat "Sie hatten alles gemeinsam. Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt." (Apostelgeschichte 4,32 & 34) überschriebene Aufruf solidarisiert sich mit dem Grundanliegen der Millionen von friedlich Demonstrierenden, die Ungerechtigkeit im Land nicht länger hinnehmen wollen. Dabei ständen die extreme Ungleichheit (Diskrepanz zwischen Wohlhabenden und der großen Bevölkerungsgruppe unter der Armutsgrenze) und die in Wirtschaft und Politik grassierende Korruption im Zentrum der Kritik, die im Kern seit zweihundert Jahren das Regierungshandeln im Land bestimmten und aktuell das Fass zum Überlaufen brächten.
Dass sich so viele vor allem junge Menschen, Kleinbauern, Indigene und Afrodeszendente, aber auch Angestellte und Arbeitssuchende trotz Pandemie entschieden, für die Verteidigung des Landes einzutreten, hätte viel mit den tödlichen Folgen zu tun, die auch ein nicht funktionierendes Gesundheitssystem, fehlende Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten und dadurch mangelnde Friedensperspektiven mit sich brächten.

Ausdrücklich wendet das Schreiben vom 12. Mai sich gegen jede Form von staatlicher Repression, wie sie von den Sicherheitskräften bei den Demonstrationen angewandt wurden, und gegen extremistisch motivierte Gewalt derer, die die legitimen Anliegen der sozialen Bewegung für kriminelle Interessen und Handlungen nutzen.
Neben der Solidarität und dem Mitgefühl für die Angehörigen derer, die getötet oder verletzt wurden und verschwunden sind, betont das Bistum, dass die individuelle Entscheidung für eine Teilnahme an Demonstrationen angesichts der im Departement Chocó stark angestiegenen Infektionszahlen wohl überlegt und mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen verbunden sein muss. Das Bistum selbst sichert den Einsatz für die Demonstrationsanliegen wie die Einhaltung der Rechte aller Menschen im Chocó, die schon lange Opfer staatlicher Vernachlässigung, Korruption und Gewalt sind, auf anderen Ebenen zu. So fordert es die Regierung erneut auf, die Vereinbarungen, die im Friedensabkommen von 2016 gefassten Beschlüsse zum Schutz ethnischer Minderheiten, also der indigenen und afrokolumbianischen Bevölkerung endlich umzusetzen und den gesetzlich verankerten Schutz des Flusses Atrato zu achten.
Die Demonstrierenden werden aufgefordert, alles zu vermeiden, was großen Teilen der Bevölkerung schadet, und z. B. humanitäre Korridore bei Straßensperren zuzulassen. Die Führungspersonen der Protestbewegung sollten sich an einem Dialog beteiligen, der Lösungen ermöglicht, die zu mehr Gemeinwohl führen.
Zusammen mit der ganzen Kirche in Kolumbien bittet die Diözese Quibdó weiterhin alle, trotz aller Anspannung eine Atmosphäre des Friedens zu fördern und im Gebet für Frieden und soziale Gerechtigkeit nicht nachzulassen.