Die Pandemiesituation in Cali

Situationsbericht von Claudia Witgens

Ein Mädchen erhält eine Lebensmittelspende (c) Sozialpastoral im Erzbistum Cali
Ein Mädchen erhält eine Lebensmittelspende
Datum:
Di. 4. Mai 2021
Von:
Carina Delheit

Laut Gesundheitsamt von Cali sind derzeit 90% der Intensivbetten belegt.
Die Zahl der Neuinfektionen liegt bei etwa 800 und die Ansteckungsrate bei über 1, d. h. dass jede/r Infizierte mehr als eine weitere Person ansteckt (siehe Boletín Covid vom 28. April).

Vonseiten der Regierung wurde angeordnet, dass vom 5.-19. April (Land-)Kreise, deren Intensivstationen

  • 50-69% Belegung haben, Pico y Cédula sowie Ausgangssperre von 0-5 Uhr optional einführen können.
  • 70-79% Belegung haben, Pico y Cédula und Ausgangssperre von 22-5 Uhr verpflichtend einführen müssen.
  • 80-85% Belegung haben, Pico y Cédula und Ausgangssperre von 20-5 Uhr verpflichtend einführen müssen.
  • über 85% Belegung haben, Pico y Cédula und Ausgangssperre von 18-5 Uhr verpflichtend einführen müssen.

In Cali haben wir Pico y Cédula (d. h. abhängig von der letzten Nummer des Personalausweises darf ein Mitglied jedes Haushaltes an geraden oder ungeraden Tagen einkaufen gehen oder Bankgeschäfte erledigen). Seit dem 5. April war Ausgangssperre von 20.00 Uhr abends bis 5.00 Uhr am Folgetag, totale Ausgangssperre vom 23.-26. April morgens um 5.00 Uhr und vom 28. April bis 3. Mai ist es von 15.00 Uhr (vorgezogen wegen des landesweiten Streiks gegen die Steuerreform) bis morgens 5.00 Uhr (wie bisher).

Geimpft werden im Moment (angeblich) die Leute ab 60 Jahre. Allerdings sind wohl nicht genügend Impfdosen vorhanden, um tatsächlich alle, die in den jeweiligen Gruppen, die über die Krankenkassen registriert sind, zu impfen.

Dazu kam am Mittwoch, 28. April ein nationaler Streik gegen eine geplante Steuerreform, die zur Erhöhung der Mehrwertsteuer auf fast alle Produkte des Warenkorbs zur Grundversorgung, auf Beerdigungen (mit Blick auf Corona gibt es bereits einige böse Witze) und öffentliche Dienstleistungen führen sollte. Dieser Gesetzesvorschlag wird von der Regierung als "Ley de Solidaridad Sostenible" (Gesetz der nachhaltigen Solidarität) bezeichnet.

Die überwiegend friedlichen Demonstrationen mit hoher Beteiligung der Bevölkerung in COVID-Zeiten lassen das Schlimmste bzgl. Infektionszahlen befürchten. Außerdem gab es leider auch Einzelne, die diese Demonstrationen für Vandalismus "genutzt" haben. Gerade hier in Cali war dies extrem heftig.

Die Stimmung ist aufgrund der Ereignisse der letzten zwei Tage extrem angespannt. Der Bürgermeister hat um Militärverstärkung gebeten und die Polizei- und Militärpräsenz auf den Straßen (in einigen Teilen der Stadt) ist sehr hoch. Morgen kommt noch der 1. Mai hinzu, an dem man fast sicher von weiteren Ausschreitungen ausgehen muss. Bei uns im Barrio San Fernando ist es (bisher) noch recht ruhig, aber die Anspannung ist bei allen zu spüren.

Cali, 30. April 2021/Claudia Witgens