Dritter Bericht von Clara Kriescher

Freiwillige bei der "Fundación Concern Universal" in Ibagué

Aufstellen des Schildes: Schützen wir unsere Umwelt (c) privat
Aufstellen des Schildes: Schützen wir unsere Umwelt
Datum:
Do. 23. Mai 2024
Von:
Clara Kriescher

Hallo alle zusammen,

im Folgenden könnt ihr meinen schon dritten Bericht aus Kolumbien lesen.

Und während ich hier gerade anfange zu schreiben, realisiere ich, wie viel Zeit schon vergangen ist und dass ich nur noch zweieinhalb Monate hier bin. Der Abschied wird mir auf jeden Fall schwerfallen.

Im Februar nach dem Zwischenseminar habe ich angefangen, Englischkurse für Kinder und Jugendliche anzubieten. Mit der Hilfe meiner Kollegin Alejandra haben wir Kinder und Jugendliche aus dem Viertel gefragt, ob sie Interesse daran haben. Aber da mich auch schon viele Kinder danach gefragt hatten, ist das ziemlich gut aufgefasst worden und statt den zuerst geplanten acht Kindern kommen mittlerweile bis zu 15 Kinder. Die Stunden versuche ich immer sehr kreativ und spielerisch zu gestalten, da die Kinder sehr viel Energie haben und sich teilweise nicht so lang am Stück konzentrieren können. Das finde ich auch super verständlich, da diese oft um vier oder fünf Uhr aufstehen müssen, um dann um sechs Uhr in der Schule zu sein. Und sich dann nachmittags nach einem sehr langen Tag nochmal zu konzentrieren ist für Sechs- bis Zwölfjährige ganz schön schwer.

Mittwochsnachmittags habe ich eine Englischgruppe für Jugendliche, die schon sehr gut Englisch können. Mit dieser Gruppe mache ich viel zu Leseverständnis, Aussprache und das Wiederholen der Basics. Natürlich versuche ich auch bei ihnen, auf ihre Ideen, Wünsche und Erwartungen einzugehen und oftmals spielen wir dann auch Spiele auf Englisch.

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit den Englischkursen, die ich mache, auch wenn es manchmal herausfordernd für mich ist. An einigen Stellen würde ich mir wünschen, dass mein Spanisch besser wäre, um mich verständlicher für die Kinder auszudrücken. Außerdem merke ich, dass ich keine pädagogische Ausbildung habe und mir manchmal das Knowhow für das Übermitteln einer Fremdsprache fehlt. Ich glaube, das ist aber nur halb so schlimm, denn Hauptsache, es macht den Kindern und Jugendlichen Spaß.

Anfang März kamen eine Freundin und ihr Freund für vier Tage zu mir zu Besuch, worüber ich mich sehr gefreut habe. Leider sind wir alle ein bisschen krank geworden in der Zeit, weshalb wir leider nicht so viel in Ibagué machen konnten wie erwartet. Außerdem war es auch sehr spannend, mich mit ihnen über ihre ersten Eindrücke von Kolumbien auszutauschen, da beide zum ersten Mal hier waren. Danach sind die beiden dann noch auf eigene Faust weitergereist, was nach einer richtig tollen Erfahrung für die beiden klang.

Ende März kam dann auch noch meine Schwester zu Besuch, mit welcher ich nach Medellín gefahren bin und ich sowohl diese riesige Stadt als auch Freund*innen von ihr kennenlernen durfte. Es war eine wundervolle Woche und ich bin sehr dankbar, dass meine Schwester mich besuchen kommen konnte. Danach, Anfang April, sind dann auch noch meine Eltern gekommen und wir sind auch knapp eineinhalb Wochen verreist. Als wir alle mitsamt meiner Schwester wieder in Ibagué waren, konnten wir nicht so viel unternehmen, da in dieser Woche dann die 72-Stunden-Aktion anstand. Jedoch hoffe ich, dass es für alle trotzdem eine angenehme und schöne Zeit war.

Apropos 72-Stunden-Aktion: Während dieser Aktion haben wir für den "Friedensweg" auf dem Gelände der Organisation aus Pfählen und dickem Tau ein Geländer zum Festhalten gebaut.

Außerdem haben wir mit den Kindern und Jugendlichen Schilder gebastelt, auf denen wir darauf aufmerksam machen, den Bach zu schützen und keinen Müll auf die Straßen zu werfen. Die Kinder hatten großen Spaß und alles in allem war es eine erfolgreiche Aktion.

Leider habe ich in der Zeit des Besuches auch starkes Heimweh bekommen und der Abschied fiel mir schwer. Doch nach dem auch meine Schwester wieder in Deutschland angekommen war, ist mir aufgefallen, dass ich nur noch knapp drei Monate hier habe und diese noch gerne richtig genießen möchte (ohne Heimweh). Was natürlich leichter gedacht als gemacht ist. Jedoch muss ich sagen, klappt das schon ganz gut bis jetzt.

Ich weiß, dass es ein großes Privileg ist, dass mich meine Familie und Freund*innen besuchen konnten und ich mit ihnen gereist bin. Somit hatte ich die Chance, Kolumbien auch nochmal aus einer anderen Perspektive kennenzulernen, was nicht selbstverständlich ist. Und leider tue ich mich damit auch immer wieder schwer, weil ich nun einfach viele Städte kennenlernen durfte, was vielen Kolumbianer*innen verwehrt bleibt. Und natürlich gibt es auch innerhalb Kolumbiens viel Tourismus, aber halt auch nur für bestimmte Schichten.

Nach dem knappen Monat des Besuchs aus Deutschland fiel es mir zuerst wieder etwas schwerer, richtig ins Spanisch hereinzukommen, was jedoch mittlerweile wieder besser klappt.

Außerdem habe ich auch eine gute Freundin gefunden, die sehr in meiner Nähe wohnt und mit der ich gerne abends oder am Wochenende was unternehme. Dadurch habe ich das Gefühl, dass auch mein Spanisch besser wird und ich auch mehr Umgangs- und Jugendsprache kennenlerne.

Im Team fühle ich mich immer noch sehr wohl und freue mich jeden Montag auf die Teambesprechung.

Die Nachmittagsaktionen laufen immer noch gut und wir arbeiten zu verschiedenen Themen, wie das Schützen des eigenen Körpers und Umweltbewusstsein. Zudem helfen wir den Kindern auch bei Schulaufgaben, sei es einfach nur etwas auszudrucken, was sie brauchen, oder auch bei schwierigen Fragen.

Im Moment haben wir auch ein Projekt, bei dem wir mit überwiegend Frauen aus dem Viertel kochen und uns über Rezepte und Arten, Essen zu kochen, austauschen. Das Projekt heißt "Recetas por la paz", also auf Deutsch "Rezepte für den Frieden". Außerdem gibt es auch immer einen inhaltlichen Teil, von dem ich aber nicht viel mitbekommen habe, da ich beim Kochen geholfen habe.

Ich freue mich auf meine restliche Zeit hier.

Liebe Grüße,

Clara.