Erster Bericht von Noah Böker

Freiwilliger bei der "Fundación Hogar del Niño" berichtet aus Líbano

Libano (c) privat
Libano
Datum:
Di. 12. Dez. 2023
Von:
Noah Böker

Ich heiße Noah Böker, bin 24 und komme aus Aachen. Aktuell mache ich den Freiwilligendienst, im Rahmen des BDKJ, in Líbano/Tolima, Kolumbien. Ich arbeite hier in der Fundación "Hogar del Niño" und "Creamos". Am 02.08. bin ich zusammen mit den drei anderen Freiwilligen von Frankfurt nach Bogota geflogen und wir hatten einen sehr guten Flug. Die anderen drei Freiwilligen sind Clara (BDKJ), David (DPSG) und Gustav (KJG). Die Einsatzstelle von Gustav ist in Bogota und die zwei Einsatzstellen von Clara und David sind in Ibagué-Tierra Firme. Als wir in Bogota angekommen sind, ging es nach 2 Stunden in der Migración (Einreisekontrolle) und endlosem Suchen unserer Koffer endlich ins Hotel und am nächsten Tag dann auch schon nach Ibagué. Da ich 2019 schon einmal für zwei Monate in Kolumbien war und den Freiwilligen des BDKJ (Simon K.) besucht habe, hat es sich für mich einfach angefühlt, wie endlich wieder zurückkommen in ein Land, welches ich schon lieben gelernt habe.

In den ersten Tagen haben wir viel Organisatorisches erledigt (Migration, neue Simkarte, Planung des ersten Monats etc.) und bevor unser Sprachkurs beginnen konnte, lag ich schon flach mit einer aus Deutschland mitgebrachten Corona-Infektion. Da ich mit Clara in Ibagué zusammengelebt habe, habe ich sie leider auch angesteckt und unser Sprachkurs konnte leider erst mit einer eineinhalbwöchigen Verzögerung beginnen. Doch zum Glück wurde die versäumte Zeit nachträglich noch im September angehängt. Den Sprachkurs habe ich als eine sehr positive Zeit in Erinnerung. Clara, David und ich hatten den Sprachkurs zusammen in Ibagué und wir haben in unserem Sprachlehrer Luis Fernando direkt einen Freund gefunden. Neben den täglichen Spanischstunden hatten wir noch viele verschiedene Aktivitäten, die uns an die Kultur, Sprache und das allgemeine Leben hier herangeführt haben.

Seit Mitte September bin ich jetzt hier in Líbano und ich habe mich schon sehr gut eingelebt. Ich arbeite von montags bis donnerstags im Hogar del Niño und freitags und samstags arbeite ich bei Creamos.

Bei meiner Arbeit im Hogar durfte ich in den ersten drei Wochen erst einmal jeweils eine Woche in jede Institution des Hogar reinschnuppern. Dazu gehören das Mädchen- und das Jungenheim, die Nachmittagsbetreuung und das "Hogar Substituto", welches für die Kinder verantwortlich ist, die hier in den Pflegefamilien leben. Da mir die drei Stellen alle gefallen haben, habe ich mich dazu entschieden, dass ich auch in allen drei arbeiten möchte. Dies habe ich mit meiner Begleitperson vor Ort abgesprochen und geplant. Ich arbeite an jeweils zwei Nachmittagen mit den Kindern aus der Nachmittagsbetreuung und mit den Kindern aus den Heimen. An den Vormittagen bin ich im "Hogar Substituto". Bei der Arbeit mit den Kindern der Heime und der Nachmittagsbetreuung begleite ich verschiedene sportliche, bildende und kreative Aktivitäten. Wenn wir Sport machen, spielen wir oft Fußball, tanzen oder machen Zirkeltraining. Um auch die Sporteinheiten lehrreich zu gestalten, bringen wir manchmal noch Quizze oder andere kleine Aufgaben mit ein. Zum Beispiel ein Quiz über gesunde Ernährung, verbunden mit Zirkeltraining. Ansonsten werden die Kinder in kreativen und bildenden Aktivitäten auf verschiedene Art und Weise in unterschiedlichen Themen gebildet. Ein weiteres Beispiel: Die Kinder sollten in Gruppen ein Plakat zum Thema Gruppendynamik gestalten und vorstellen.

Im "Hogar Substituto" helfe ich dabei, verschiedene Aktivitäten vorzubereiten und gehe mit zu Hausbesuchen, wo geschaut wird, ob es den Kindern in den Pflegefamilien gut geht. Dabei wird auf ausreichend Kleidung, ausreichend Essen und die Qualität des Schlafbereiches geachtet.

Da ich noch am Anfang meines Dienstes bin, sind meine aktuellen Aufgaben noch vorgegeben und ich erfülle eher eine begleitende Rolle, doch ich freue mich schon sehr darauf, in Zukunft meine eigenen Ideen mit einzubringen und zusammen mit den Kindern zu planen und umzusetzen.

Bei "Creamos" bietet Don Roberto Gruppenstunden für verschiedene Altersgruppen an und geht in die eher ärmeren "invasiones" (Viertel), um zu gucken, wie er vor Ort Unterstützung leisten kann. Dabei begleite ich ihn und versuche, mich mit einzubringen. Bei der jugendlichen Gruppe werden auch verschiedene Aktivitäten geplant und unternommen. Zum Beispiel ist für November geplant, wandern zu gehen und die Fassade des Büros von Creamos mit einem Bild zu verschönern. Und im Dezember werden wir uns mit unseren unterschiedlichen Weihnachtsbräuchen auseinandersetzen. Da im Oktober die Wahlen waren, wurden in die Gruppe der Erwachsenen verschiedene Politikerinnen und Politiker eingeladen, die für das Bürgermeisteramt in Libano kandidiert haben. Dabei durften die Teilnehmenden in mehreren Fragerunden den verschiedenen Politiker*innen alle Fragen stellen, die sie wollten. An den Gruppenstunden der jüngsten Gruppe konnte ich bisher leider noch nicht teilnehmen, was ich sehr schade finde.

Alles in allem fühle ich mich hier sehr wohl. Mir macht die Arbeit Spaß und ich komme mit meinen Arbeitskolleginnen sehr gut zurecht. Außerhalb der Arbeit konnte ich schon erste Freunde finden, mit denen ich gerne meine Freizeit verbringe. Auch wenn mir die Kommunikation auf Spanisch in spezifischen Themen noch schwerfällt, verstehen wir uns gut und mein Spanisch macht immer mehr Fortschritte. Ich mag es sehr, Spanisch zu sprechen, und versuche durch Konversationen mein Spanisch immer weiter zu verbessern. Ansonsten versuche ich, hin und wieder mal mich hinzusetzen und Spanisch mit den verschiedenen Materialien, die ich habe, zu lernen. Des Weiteren mache ich in meiner Freizeit viel Sport, verfeinere meine Kochkünste und genieße die Natur.

Mit meinen Leuten aus Deutschland habe ich ein perfektes Maß an Kontakt gefunden. Ich kann mit ihnen über alles reden und meine Realität mit ihnen teilen, bin aber bei niemandem in der Pflicht, mich wöchentlich zu melden.

Für Sachen, bei denen ich akut Hilfe brauche, kann ich mich aber auch immer an Stephanya (meine Ansprechpartnerin vor Ort) aus der Organisation wenden und ich habe noch eine sehr hilfsbereite Mentorin bei Concern Universal in Ibagué. Ansonsten kann ich mich aber auch an Katharina vom BDKJ wenden, die uns von Deutschland aus kräftig unterstützt.

Ich glaube, dass dieser Freiwilligendienst eine sehr wichtige Erfahrung für mich ist, aber auch ein riesiges Privileg, das leider nicht jedem Menschen gewährt wird. Ich bin voller Dankbarkeit für diese Möglichkeit und hoffe, dass ich den Menschen hier vor Ort durch meine Perspektiven und Taten etwas zurückgeben kann.

Noah