Freddy Sánchez Caballero

Freddy Sánchez Caballero (c) privat
Freddy Sánchez Caballero
Datum:
Fr. 4. Juni 2021
Von:
Carina Delheit

"Ich bin Freddy Sánchez Caballero, Maler und Schriftsteller. Ich wurde an der Karibikküste Kolumbiens geboren, aber als Kind kam ich mit meiner Familie in den Chocó. Die Begegnung mit dieser neuen isolierten und vernachlässigten Region mit hoher Luftfeuchtigkeit und viel Regen war schockierend und bewegend. Weit entfernt von den Versprechungen des Systems, habe ich im Laufe der Jahre die Verschlechterung der dortigen Lebensbedingungen wie auch der zunehmenden Umweltzerstörung gesehen. Ich habe den erbitterten Kampf der afrokolumbianischen Bevölerung und der indigenen Ursprungsbevölkerung um den Erhalt ihres Territoriums, der Fauna und Flora, ihrer Bräuche und ihrer Kultur miterlebt. Aber ich habe auch die bedingungslose Unterstützung von Hunderten von Missionaren, Ordensschwestern und Priestern erlebt, die ihr Leben an der Seite der Menschen im Chocó eingesetzt haben, um deren Recht auf Bildung, auf Gesundheit, und auf ein würdiges Leben zu verteidigen. Als Laienmissionar der Diözese Quibdó lernte ich alle Dorfgemeinden des Mittleren Atrato kennen und habe an deren stillen Kämpfen teilgenommen. Nach diesen Lebensphasen war ich Lehrer; der Malerei habe ich mich schon immer gewidmet. Angeregt durch meine Lebenserfahrungen im Chocó habe ich mir vorgenommen, die unerschöpfliche Schönheit der Region weiter zu erforschen, mich dem Gefühl einer leidenden Bevölkerung anzunähern und den Weg der Kirche aufzuzeichnen, die Gräueltaten, die im Chocó im Namen der Entwicklung begangen wurden und werden, anzuprangern und teilweise aufzuarbeiten. Die Kunst und meine Bilder sowie Texte geben mir die Möglichkeit, zum Nachdenken anzuregen und eine Auseinandersetzung mit den schrecklichen Dramen, den Nöten und der Verzweiflung, ja Hoffnungslosigkeit der Menschen im Chocó zu fördern. In diesem Kontext fanden viele Ausstellungen meiner Bilder in zahlreichen Ländern in Amerika und Europa, darunter auch Deutschland statt.

Eingeladen von Adveniat, eine repräsentative Arbeit zur Amazonassynode 2019 zu gestalten, ließ ich mich von den Worten der Enzyklika Laudato Si' von Papst Franziskus leiten, dass nämlich die Zerstörung des Amazonas gleichbedeutend ist mit der Entwürdigung des großen Hauses, des gemeinsamen, von Gott gegebenen Hauses. Das Flussgebiet des Atrato, das ironischerweise gerade von der kolumbianischen Regierung zur juristischen Person erklärt wurde, ist Teil des Amazonas-Korridors, bedroht und betroffen von der Zerstörung seiner Wälder, seiner Flüsse, seiner Arten, seiner Menschen; und es braucht die Hilfe aller, wie beispielsweise die Partnerschaft der Kirche Kolumbiens mit der Diözese Aachen, um die mit ihren Problemen allein gelassenen Menschen und ihre Territorien zu begleiten, ihre Ängste zu lindern und sichtbar zu machen.

In diesem Kontext kann die Partnerschaft Kolumbien-Aachen große Bedeutung gewinnen, etwa um unsere Erde zu schützen, konkret in vielen Formen der Unterstützung durch Partnerorganisationen im Bistum Aachen, im Austausch und im Wissen darüber, mit welchen Schwierigkeiten wir konfrontiert sind, um das Gemeinsame Haus zu bewahren.

Noch ist nicht alles verloren. Und wie wir wissen, kommt der Glaube gerade in der Hoffnungslosigkeit mit neuer Kraft zum Tragen."