Friedenswoche in Tumaco

Gedenken an die Ermordung von Yolanda Cerón vor 20 Jahren

Gedenken an die Ermordung von Yolanda Cerón (c) privat
Gedenken an die Ermordung von Yolanda Cerón
Datum:
Do. 23. Sept. 2021
Von:
Carina Delheit

Jedes Jahr im September feiert die kolumbianische Kirche eine landesweite Friedenswoche, deren Ziel es ist, die Friedensinitiativen von Tausenden von Menschen, Gruppen und Organisationen im ganzen Land sichtbar zu machen. Im Bistum Tumaco stand in diesem Jahr der 20. Jahrestag der Ermordung von Yolanda Cerón im Zentrum der Aktivitäten.

Zunächst als Lehrerin und später als Leiterin der diözesanen Sozialpastoral hatte sich die Ordensfrau der Compañía de María (Gesellschaft Unserer Lieben Frau Maria) besonders intensiv für die Verteidigung der Rechte der afrokolumbianischen Bevölkerung eingesetzt und gehörte zu den Ersten, die das Recht der Afro-Gemeinden auf kollektive Landtitel und eine gewisse Autonomie in ihren Gebieten verteidigte.

Yolanda Cerón (links) 2001 im Eine-Welt-Zentrum Mönchengladbach. (c) privat
Yolanda Cerón (links) 2001 im Eine-Welt-Zentrum Mönchengladbach.

So verbrachte Yolanda Cerón die 90er Jahre vor allem in den Dörfern des Bistums, inmitten von Flussläufen und Mangrovenwäldern, und vermittelte den Menschen die nötigen Organisations- und Rechtskenntnisse, um ihren traditionellen Lebensraum vor den Interessen fremder Großinvestoren schützen zu können. Außerdem brachte sie die Menschenrechtsverletzungen der Region an die Öffentlichkeit und trat damit in offene Konfrontation mit Großgrundbesitzern und bewaffneten Gruppen, aber auch mit jenen staatlichen Instanzen, die konsequent wegschauten bzw. selbst in Gewalt und Vertreibung involviert waren. In einer Sitzung des kommunalen Sicherheitsrates wurde Yolanda Cerón sogar vom Bürgermeister Tumacos beschimpft, der ihr Verhalten als "unverantwortlich und tendenziös" bezeichnete. Drohungen gegen ihre Person und das Bistum Tumaco häuften sich, ebenso wie die Morde an unzähligen engagierten Menschen vor Ort, so dass sie schließlich sogar in Europa Unterstützung suchte. Noch kurz vor ihrem Tod war sie zu Gast in Deutschland, u.a. bei action pro colombia in Mönchengladbach, wo sie die Zusammenarbeit von Paramilitärs und staatlichen Kräften anprangerte und große Solidarität erfuhr. Sie wusste, dass ihr Leben auf dem Spiel stand und ließ sich dennoch nicht einschüchtern.

Am 19. September 2001 wurde Yolanda Cerón am hellichten Tage mitten im Stadtzentrum Tumacos von Paramilitärs erschossen. Ihr Erbe verpflichtet die Menschen an der kolumbianischen Pazifikküste jedoch bis heute. So hat das Bistum Tumaco in den vergangenen Tagen unter ihrem viel zitierten Ausspruch „Kopf hoch, die Arbeit geht gerade erst los!“ im Rahmen etlicher Podiumsdiskussionen, Fackelumzüge, Gottesdienste und einem eigenen Theaterstück an Yolanda Cerón erinnert und die Aktualität ihres Vermächtnisses unterstrichen. Denn der Weg der afrokolumbianischen Gemeinden hin zu einem würdigen Leben in Frieden ist noch lang.