Migranten am Golf von Urabá brauchen mehr Schutz

Internationale Caritas-Arbeitsgruppe besucht das Bistum Apartadó

Internationale Caritas-Arbeitsgruppe besucht das Bistum Apartadó (c) SNPS/CC
Internationale Caritas-Arbeitsgruppe besucht das Bistum Apartadó
Datum:
Di. 21. Nov. 2023
Von:
Carina Delheit

Im Rahmen einer Sitzung der internationalen Arbeitsgruppe des Nationalsekretariats der Sozialpastoral Kolumbiens und Verantwortlichen von Caritas-Organisationen in Europa und Nordamerika besuchten die Teilnehmenden im Bistum Apartadó die Gemeinden Apartadó, Necoclí und Turbo, um sich vor Ort über die aktuelle Situation der dortigen Migrationskrise, des bewaffneten Konflikts, der Umweltauswirkungen und des Friedensprozesses ein Bild zu machen. 
Die Gruppe wurde von Pfarrer Leonidas Moreno Gallego, dem derzeitigen Administrator des Bistums Apartadó, und von den Diözesan-Direktoren der Sozialpastoral des Erzbistums Medellin und des Bistums Santa Rosa de Osos empfangen. Programmverantwortlicher war Pfarrer Rafael Castillo, Nationaldirektor der Sozialpastoral/Caritas Kolumbien.

Der Besuch endete mit einer Pressekonferenz in Apartadó, um Eindrücke aus den Begegnungen mit Menschen in verschiedenen Situationen und Engagments vor Ort öffentlich zu machen. Dabei sprachen Vertreterinnen der Caritasverbände Schottland, Frankreich und Kolumbien.
Zentrale Themen ihrer Beobachtungen waren:
- Unvollständige Migrationsregistrierung: dadurch Diskrepanzen bei den Migrantenzahlen
- Missachtung der Menschenwürde der Migranten: Unterbringung, medizinische Versorgung und Sicherheit sind v. a. bei besonders schutzbedürftigen Personen mangelhaft
- Schleppende Umsetzung des Friedensabkommens: v. a. ethnische, Land- und Geschlechterfragen brauchen mehr erkennbare Umsetzungsfortschritte
- Mangelnde staatliche Präsenz: Nur echte staatliche Präsenz kann neue Gewalteskalationen während der mühsamen Umsetzung des Friedensprozesses verhindern
- Bewaffnete Kontrollen: Trotz Rückgang bewaffneter Konflikte ist die Bevölkerung durch Kontrollen bewaffneter Gruppen extrem beeinträchtigt
- Schäden durch Megaprojekte: Großflächiger Bananenanbau und Bergbau zerstören biologische Vielfalt und Lebensbedingungen für die lokale Bevölkerung
- Traumabewältigung: Materielle, emotionale und  psychosoziale Schäden müssen in gemeinschaftlichen Prozessen sind erforderlich für den Aufbau eines neuen sozialen Gefüges

Positiv hervorgehoben wurde die Zusammenarbeit der katholischen Kirche mit Organisationen der Zivilgesellschaft in der Region. Wichtig bleibe es, so der Vertreter von Caritas Frankreich, die bestehenden Probleme sichtbar zu machen: "Wenn die Kraft der Zivilgesellschaft etwas bewirken kann, dann ist es, sich sichtbar zu machen und sich direkt bei den lokalen Behörden einzusetzen."
Pfarrer Rafael Castillo richtete einen dringenden Appell an die kriminellen Organisationen, die das Gebiet kontrollieren und beherrschen: "Hört auf, aus der Migration ein Geschäft zu machen. Die Kirche verurteilt diese eklatante Verletzung der Menschenrechte und des Grundrechts auf Migration. Wir begrüßen alle Bemühungen [der Unterstützung von Migranten] und fordern die  lokalen Gemeinschaften auf, keine Angst zu haben und mit Mut und Würde voranzugehen."
Den Staat forderten die Versammelten auf, entsprechend dem geltenden Recht Sicherheit und Freiheit für Menschen in Migration zu garantieren. Bei der Bekämpfung von Migrationsursachen komme außerdem der Zusammenarbeit von Departements-Regierungen und internationalen Organisationen große Bedeutung zu. "Es gibt keine Klarheit in der Migrationspolitik, keine rechtliche Unterstützung der Gemeinden."