Mindest-Standards für Versöhnung, Frieden und Entwicklung

Abschlussbericht der Nationalen Versöhnungskommission nach vier Jahren Arbeit

Abschlussbericht der Nationalen Versöhnungskommission nach vier Jahren Arbeit (c) CEC
Abschlussbericht der Nationalen Versöhnungskommission nach vier Jahren Arbeit
Datum:
Mi. 3. Apr. 2024
Von:
Carina Delheit

Die Nationale Versöhnungskommission (CCN), ein landesweites kolumbianisches Gremium, das zivilgesellschaftlich und kirchlich Engagierte zusammenführt und dessen Geschäftsstelle beim Sitz der kolumbianischen Bischofskonferenz in Bogotá angesiedelt ist, hat das Abschlussdokument des Erneuerungsprozesses zu "Mindest-Standards für Versöhnung, Frieden und Entwicklung in Kolumbien" vorgestellt. Das ist eine Initiative, die seit 2020 Stimmen von fast 6.200 Führungskräften aus den Departements des Landes zu den Bedürfnissen und strukturellen Herausforderungen, die vor Ort herrschen, sammelt, in die Debatte einbezieht und sichtbar macht.

Der von der CCN vorgelegte Text spricht ein erstes Thema an, das alle anderen einbezieht und für den Auftrag der Kirche von zentraler Bedeutung ist: den Schutz des Lebens und der Menschenwürde. Hier wird er aus Sicht des humanitären Völkerrechts als "ein wesentlicher humanitärer Appell an die illegalen Akteure des bewaffneten Konflikts und an den Staat,“ betrachtet, „überlebenswichtige Pakte, humanitäre Abkommen, gegenseitige oder sogar einseitige Waffenstillstände zu schließen, nicht nur als Zeichen des Friedens und der echten Bereitschaft zum Dialog und zur Suche nach Lösungen und politischen Auswegen, sondern auch als Notwendigkeit oder menschliches Grundbedürfnis".

Ausgehend von dieser ersten Dimension werden zehn "Mindestanforderungen" vorgeschlagen:

  1. eine politische Kultur der Demokratie und eine Kultur des Friedens als echte Lösung sozialer Konflikte
  2. Überwindung der Korruption, der Ineffizienz und der Ineffektivität aller gesellschaftlichen Institutionen
  3. Ablösung des auf Rohstoffausbeutung fixierten Wirtschaftsmodells durch ein Modell vielfältiger und sich selbst tragender Volkswirtschaften
  4. Dezentralisierung der öffentlichen Verwaltung und der Ressourcen für die wirtschaftliche und soziale Gebietsentwicklung
  5. Neuordnung der Landfrage für wirtschaftliche Gerechtigkeit, Ernährungssicherheit, nachhaltige Landwirtschaft, Umweltschutz und Klimaschutz landesweit
  6. Überwindung der multidimensionalen Armut und ihrer Auswirkungen auf die am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen
  7. Lösung des Problems der illegalen Wirtschaft und der Zunahme organisierter bewaffneter Gruppen
  8. Menschliche Sicherheit zum Schutz des Lebens, vorrangig die Abschaffung von Zwangsrekrutierung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen
  9. Kollektive psychische Gesundheit zur Bewältigung der Traumata der soziopolitischen Gewalt, des bewaffneten Konflikts und der Covid-19-Pandemie in Kolumbien
  10. Zugang zu gründlich recherchierten, kontextualisierten, entpolitisierten und objektiven Medieninformationen