Sie bringen wieder den Segen – noch bis Sonntag ziehen junge Königinnen und Könige im Rahmen der Aktion Dreikönigssingen durch die Gemeinden des Bistums Aachen, in diesem Jahr für Kinder und Hilfsprojekte in Amazonien. Ihren offiziellen Auftrag erhielten sie bei der bistumsweiten Aussendungsfeier mit Bischof Helmut Dieser in der Kirche St. Anna in Krefeld. Rund 200 Kinder, Jugendliche und ihre Begleitpersonen waren aus dem Bistum angereist, um an der Aussendungsfeier teilzunehmen.
Diese wird jährlich vom Aachener Diözesanverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ vorbereitet, vor Ort in Krefeld waren außerdem die Jugendkirche Krefeld und die Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit in die Vorbereitungen eingebunden.
„Uns ist wichtig, dass die Mädchen und Jungen, die als Sternsingerinnen und Sternsinger in ihren Gemeinden unterwegs sind, erleben, dass sie mit ihrem Engagement nicht alleine sind“, sagt Anja Minder, Geistliche Verbandsleitung beim BDKJ-Diözesanverband Aachen.
Anderen den Segen bringen, ihnen etwas Gutes sagen – das sei die Bedeutung des Wortes „benedicere“, erklärte Bischof Dieser und überlegte gemeinsam mit den jungen Teilnehmenden, was diese guten Worte sein könnten. Viele gute Ideen brachten diese ein – „Ich mag dich“ war da ein Beispiel. Aus guten Worten, erklärte Bischof Dieser, kommen auch gute Taten und gute Ideen, was man für andere Menschen tun kann.
Amazonien ist das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet der Welt
„Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit" lautet das Motto der diesjährigen Aktion Dreikönigssingen. Sie zeigt, wie die Projektpartnerinnen und -partner der Sternsinger Kinder und Jugendliche in Amazonien dabei unterstützen, ihre Umwelt und ihre Kultur zu schützen. Zugleich machen die Aktionsmaterialien deutlich, dass Mensch und Natur am Amazonas, aber auch hier in Deutschland eine Einheit bilden. Sie wollen die Sternsingerinnen und Sternsinger ermutigen, sich gemeinsam mit Gleichaltrigen aller Kontinente für ihr Recht auf eine gesunde Umwelt stark zu machen und einzusetzen.
Amazonien, das ist eine Region in Lateinamerika, die insgesamt neun Länder umfasst. Auch Kolumbien, das Partnerland des Bistums Aachen, gehört dazu. 32 Millionen Menschen leben dort, verteilt auf 400 Ethnien. Das Gebiet ist das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet der Welt.
Mit von der Partie war bei der Aussendung auch ein Vertreter des Partnerlandes: Der kolumbianische Priester Luis Carlos Hinojosa Moreno ist derzeit als Aushilfe in der Seelsorge in Krefeld tätig. Er stammt nicht aus Amazonien aber einer weiteren Regenwaldregion Kolumbiens, dem Chocó, wo er in der letzten Zeit bei Projekten in der Jugendarbeit und Umweltbildung tätig war. Zu diesen Aktivitäten gab es in St. Anna ebenfalls einen Infostand.
Für die Kohlenstoffdioxid-Bindung hat Amazonien eine wichtige Funktion. Doch Abholzung, Brandrodung und der Raubbau an Bodenschätzen bedrohen dieses Paradies mit seinem Artenreichtum an Pflanzen und Tieren, die teilweise noch gar nicht entdeckt sind. „Klima und Klimaschutz sind drängende Themen“, unterstreicht Anja Minder.
Zum Motto passend hatte das Vorbereitungsteam aus Krefeld die Kirche St. Anna in einen Dschungel verwandelt. Über Lautsprecher wurden im anschließenden Programmteil mit verschiedenen Workshops Vogelstimmen eingespielt, große Papierblumen schmückten Kirchensäulen und -wände.
Seit Mai 2023 laufen die Vorbereitungen, erzählt Sarah Rous, Gemeindereferentin in der Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit und Mitglied der Steuerungsgruppe für den Aussendungsgottesdienst. Die Blumen bastelten Kinder der Gemeinde St. Elisabeth, die zur Pfarrei gehört. Auch über 1200 Plätzchen buken die Kinder, die zur Stärkung im Anschluss an den Aussendungsgottesdienst an die großen und kleinen Gäste verköstigt wurden.
Auch inhaltlich wurde zum Jahresthema gearbeitet. So hatten Kinder ein kleines Rollenspiel vorbereitet, bei der eine rasende Reporterin, gespielt von der 13-jährigen Lea Rous, live aus dem Regenwald berichtet.
Das Spiel warf wichtige Fragen auf: Wie wir mit der uns anvertrauten Schöpfung umgehen, war eine davon. Was wir in Deutschland tun können, um das empfindliche Ökosystem im Amazonasgebiet zu schützen, eine andere. Recycling sei zum Beispiel eine gute Idee. Gerade Elektrogeräte, zu denen auch Smartphones gehören, enthalten wertvolle Metalle und seltende Erden, die auch im Amazonasgebiet abgebaut werden. Holt man diese aus gebrauchten Handys heraus, müsste nicht so viel neu abgebaut werden.
Weniger fossile Brennstoffe nutzen, oder auch mal auf etwas verzichten, zum Beispiel weniger Fleisch essen, waren andere gute Ideen, die das Spiel aufzeigte. „Es war eine neue Erfahrung, und ich habe auch etwas daraus gelernt“, erzählt die elfjährige Natalie Gedden, die im Spiel das Recycling darstellte.
Bischof Dieser griff die Ideen aus dem Spiel in seiner Predigt auf und wollte von den jungen Gästen wissen, was es sonst noch für gute Ideen gäbe, um die Natur Amazoniens zu schützen. Und er ging auch darauf ein, was falsches und gutes Handeln in diesem Zusammenhang ist. Damit schlug er den Bogen zur biblischen Geschichte um die drei Sterndeuter, die ersten drei „Könige“, die auszogen und einem Stern folgten, der sie zu einem großen König bringen sollte, den der Stern ankündigte. Entgegen des Befehls von König Herodes, den sie zuerst aufsuchten, weil sie den neuen König dort vermuteten, kehrten sie nicht zu ihm zurück, um von der Geburt Jesu zu berichten, weil sie die böse Absicht des Königs erkannten.
1,5 Millionen Euro haben die Sternsinger im letzten Jahr gesammelt
Eine gute Idee und gute Tat, so ergab die Umfrage, wäre auch, die 400 Ethnien, die Menschen, die traditionell eine enge Bindung zur Natur Amazoniens haben, mit Geldspenden zu unterstützen, um ihnen zu ermöglichen, die Natur so zu pflegen und zu schützen, wie sie es traditionell tun. Dazu gehören unter anderem auch Waldgärten und Waldschulklassen, damit das Wissen an die nächsten Generationen weitergegeben werden kann. Anschließend konnten die Gäste ihr Wissen zum Schwerpunktthema noch vertiefen, mit einem Film und einem Informationsstand über Amazonien, oder kreativ werden beim Schmuck -oder Regenmacherbasteln. Wer wollte, konnte auch einen kleinen Regenwald im Glas mit nach Hause nehmen.
Bundesweit bereiteten sich hunderttausende Kinder auf ihren Einsatz als Sternsingerinnen und Sternsinger vor. Im Bistum Aachen sind mehrere tausend Kinder unterwegs, darunter auch Lea und Natalie in ihrer Gemeinde St. Elisabeth in Krefeld. Natalie freut sich schon auf ihren ersten Einsatz, Lea ist zum sechsten Mal dabei. „Es macht einfach Spaß, wir sind eine tolle Gemeinschaft und eine tolle Nachbarschaft. Die meisten Menschen freuen sich, wenn wir kommen“, erzählt Lea.
Bei der letzten Aktion zum Jahresbeginn 2023 kamen bundesweit etwa 45,5 Millionen Euro zusammen. Davon wurden im Bistum Aachen 1,5 Millionen gesammelt. Von dem Erlös werden rund 1179 Projekte in 91 Ländern unterstützt.