"Abgelegene Gemeinden in der komplexen Geographie Kolumbiens haben eine lange Geschichte der humanitären Krise und der Abwesenheit des Staates hinter sich. Diese Gemeinden haben eine bewundernswerte Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden und Gemeinschaftsbeziehungen aufzubauen, die weit über das Nachbarschaftliche und das Leben auf dem gleichen Land hinausgehen. Ihre Beziehungen sind stark geprägt von ihrer Kultur der Solidarität und ihrer Liebe zur Natur, die sie mit einem unvorstellbaren Reichtum an Landschaften und einer Vielfalt an Fauna und Flora umgibt.
Solche Gemeinden können mit großen Schwierigkeiten die vielen Wunden der bewaffneten Konflikte und der Gewalt heilen, da so viele Menschen verletzt, getötet, bedroht und in vielen Fällen durch die Zerstörung der Umwelt wegen verantwortungsloser ökonomischer Projekte und Vorgehensweisen in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Inmitten dieser komplexen Situation war die Diözese Aachen ein Licht der Hoffnung wegen ihrer Dialogfähigkeit und ihrer Nähe im Verständnis für die Herausforderungen unserer Gesellschaft, ihrer Stärken und ihrer Sehnsucht nach Frieden. Jedes noch so abgelegene Dorf wurde auf die eine oder andere Weise durch diese Verbindung der Solidarität zwischen Aachen und Kolumbien gestärkt. Eine Verbindung, die nun schon über viele Jahre besteht.
Für viele Menschen hier ist die Anwesenheit des Priesters, des Katecheten, der Missionarin, der Ordensschwester die einzige Form von Institution, die sie kennen. Für sie sind Vertreter/-innen von Kirche, die dank der Aachener Solidarität ausgebildet wurden, die einzigen, die Schutzfunktion für sie ausüben. Es gibt keine anderen Repräsentanten guten Willens, die diese Menschen begleiten wollen und bereit sind, als Brückenbauer zwischen Staat und Ortsgemeinde zu agieren. Diese Vertreter/-innen benötigen eine Ausbildung, die ohne die Unterstützung der Diözese Aachen nicht so umfassend hätte ausfallen können.
Viele an Projekten Beteiligte in Kolumbien haben das Gefühl, dass sie durch eine internationale Gemeinschaft mit Menschen geschützt sind, die für Kolumbien beten und die sie aus der Ferne begleiten. Sie wissen, dass es in Deutschland Menschen gibt, die an ihre Bedürfnisse denken und in vielerlei Hinsicht mit ihnen verbunden sind. Das ist der besondere Wert dieser Beziehung, die auf großer Mitmenschlichkeit und Warmherzigkeit in der Zusammenarbeit basiert.
Besuche verschiedener Delegationen in und aus Aachen und der Dialog zwischen lokalen Akteuren kennzeichnen eine Art von Zusammenarbeit, die wir als geschwisterliche und humanitäre Begleitung beschreiben können."
Monsignore Héctor Fabio Henao Gaviria, Leiter des Nationalen Sekretariats für Sozialpastoral der kolumbianischen Bischofskonferenz/Caritas Kolumbien, Bogotá