Mit dem soeben beendeten Generalkapitel der Schwestern vom armen Kinde Jesus geht auch die Amtszeit von Schwester María Angélica Cadena PIJ im Generalrat der Gemeinschaft zu Ende - eine besonders lange Amtszeit, da das jüngste Generalkapitel wegen der COVID-19-Pandemie mehrmals verschoben werden musste. Im neuen Generalrat wird ihre Mitschwester Beatriz Helena Villegas PIJ die kolumbianische Provinz vertreten, die nach den indonesischen und den deutschen Schwestern die drittgrößte Ländergruppe in der weltweit tätigen Gemeinschaft ist.
Auch wenn Schwester María Angélica viel unterwegs war in ihrer Amtszeit, weil der Besuch aller Kommunitäten weltweit zur Aufgabe des Generalrats gehört, hat sie viel Zeit in Aachen und Umgebung verbracht. Hierhin und damit an den Ort der Gründung war das Generalat 2012 aus dem niederländischen Simpelveld zurückverlegt worden, wohin die Ordensgründerin Clara Fey in den 1870ern wegen des Kulturkampfs in Deutschland ausgewichen war. Als Kolumbianerin in Aachen vertrat sie die Schwestern vom armen Kinde Jesus auch in der Bischöflichen Kommission für die Kolumbienpartnerschaft des Bistums Aachen und im Kuratorium der Aachener San-Pedro-Claver-Kolumbienstiftung zur Unterstützung der Partnerschaftsarbeit mit Kolumbien.
In Aachen hat Schwester María Angélica neben ihrer eigenen Gemeinschaft auch die deutsche Mentalität kennengelernt, die, wie sie findet, ebenso wie die Religiosität in Deutschland viel mehr vom Kopf geprägt ist als in Kolumbien, wo das Herz dominiert. Der große Wohlstand in Deutschland und Westeuropa hat nach ihrer Wahrnehmung auch eine Vermeidung bis Verdrängung der schwierigen Lebensthemen Leiden und Tod zur Folge, die in ihrem Heimatland viel präsenter sind.
Die schwierigste Zeit durchlebte Schwester María Angélica während der letzten acht Jahre in ihrem Herkunftskontinent, als sie Anfang 2020 mit einer kleinen Schwesternkommunität in der peruanischen Urwaldstadt Iquitos von der ersten Welle der Corona-Pandemie überrascht und dort mehrere Monate im Lockdown festgehalten wurde. Die eigene Infektion, die dank der guten medizinischen Versorgung durch das Ortsbistum keine bleibenden Schäden hinterließ, vor allem aber die katastrophale medizinische, hygienische und Ernährungssituation von großen Teilen der Bevölkerung in Iquitos, der größten Stadt im tropischen Regenwald Lateinamerikas, haben sie sehr geprägt.
Schwester María Angélica geht mit dem gemischten Gefühl in ihr Herkunftsland zurück, dass die Mitgliederzahlen ihrer Ordensgemeinschaft im Ursprungskontinent Europa drastisch sinken, während die indonesische Ordensprovinz keine Nachwuchssorgen hat. In Kolumbien wird die ausgebildete und berufserfahrene Lehrerin wieder in einer der Schulen oder der anderen sozialen Einrichtungen arbeiten, die die Schwestern vom armen Kinde Jesus, die in Kolumbien auch die Deutschen Schwestern heißen, v. a. im Großraum Bogota unterhalten.