Die Bischofskonferenz von Kolumbien hat ihre große Bestürzung über die schwere humanitäre Krise in der Region Catatumbo zum Ausdruck gebracht und den neuen Gewaltausbruch dort scharf verurteilt. Die Bischöfe rufen zur Einstellung der Kämpfe zwischen den bewaffneten Gruppen auf und bekräftigen ihren Einsatz für die Opfer und für friedensschaffende Maßnahmen. Sie rufen dazu auf, am Sonntag, den 26. Januar, in allen Kirchen des Landes ein Friedensgebet für den Catatumbo abzuhalten.
In einem Kommuniqué vom 21. Januar erheben die Bischöfe ihre Stimme angesichts der jüngsten Eskalation der Gewalt, die im Departement Norte de Santander bereits Dutzende von Menschenleben gefordert und die Vertreibung tausender Familien verursacht hat. In der Stellungnahme werden die bewaffneten Akteure aufgefordert, die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht zu achten.
An die nationale Regierung geht der Appell, die Gespräche „mit Entschlossenheit“ wieder aufzunehmen und die Umsetzung der unterzeichneten Abkommen voranzutreiben: „Sie verletzen nicht nur die grundlegenden Menschenrechte, sondern verschlimmern auch das Leiden von Kindern, Frauen und schutzlosen Menschen, zerreißen das soziale und menschliche Gefüge und reißen neue Wunden in die Nation (...) Gewalt erzeugt immer weitere Gewalt, erzeugt irreparable menschliche Verluste, sät mehr Hass, Spaltung und Armut“, heißt es in dem Text.
Der kolumbianische Episkopat bekundet seine Solidarität mit den von dieser Tragödie am stärksten betroffenen Gemeinden und Diözesen Tibú, Ocaña und Cúcuta. Die Bischöfe bekräftigen ihre Verpflichtung, in dem Gebiet präsent zu bleiben und humanitäre Hilfe, psychosoziale Unterstützung und geistlichen Beistand zu leisten: „Wir verstärken unsere Bemühungen, mit den Gemeinden beim Wiederaufbau des sozialen Gefüges und bei der Förderung von Versöhnungs- und Friedensinitiativen zusammenzuarbeiten“, heißt es weiter.
In dem Kommuniqué betonen die Bischöfe, dass Frieden möglich ist und dass jede Solidaritätsaktion einen Schritt zur Wiederherstellung der Würde und der Hoffnung in den betroffenen Gemeinden darstellt. Sie fordern daher alle in Kolumbien und die internationale Gemeinschaft auf, ihre Bemühungen um die Unterstützung der Opfer zu verdoppeln und an einem stabilen und dauerhaften Frieden mitzubauen.
Bei Kämpfen zwischen illegalen bewaffneten Gruppen um die Kontrolle über das Koka-Anbaugebiet und den Drogenhandel in der Urwaldregion Catatumbo im Nordosten Kolumbiens an der Grenze zu Venezuela ist es in den letzten Wochen zu massiven Menschenrechtsverletzungen gekommen. Hauptkontrahenten sind die ELN-Guerilla und Splittergruppen der FARC, die sich dem Friedensabkommen dieser Guerillaorganisation mit dem kolumbianischen Staat von 2016 nicht angeschlossen haben.
Regionale Quellen berichten von bislang etwa 80 Toten und als Reaktion auf die willkürliche Gewalt gegen die Zivilbevölkerung in den Kampfgebieten von vielen Binnenflüchtlingen, die die Städte Tibú, Ocaña und die Departementshauptstadt Cúcuta erreichen. Alle drei Städte sind auch Bischofssitze kolumbianischer Diözesen.
Als Ausdruck des Glaubens und der Hoffnung und als Einladung, dieser Hoffnung auf ein versöhntes und friedliches Land einen neuen Impuls zu geben, rufen die Bischöfe die kolumbianische Bevölkerung auf, den Sonntag, 26. Januar in allen Kirchen des Landes für ein nationales Friedensgebet zu nutzen: „Im Wissen um die Kraft des Gebets vertrauen wir darauf, dass mit der Hilfe aller die vielfältigen Konflikte, die das Land schon viel zu lange belasten, überwunden werden können“, heißt es in der Botschaft der Bischofskonferenz. Dafür hat die Abteilung Liturgie im Ständigen Sekretariat der kolumbianischen Bischofskonferenz einen Leitfaden erstellt.
Die Pressekonferenz zur Präsentation der Stellungnahme der Bischöfe fand in Cúcuta mit Vertretern des Präsidiums der Bischofskonferenz statt. Der ebenfalls anwesende neue Leiter des Nationalsekretariats für Sozialpastoral und mehrere Priester aus den Diözesen der Region Catatumbo stellten einige der wichtigsten Maßnahmen vor, die die Kirche in der Region zur Unterstützung der betroffenen Gemeinschaften ergreift.