Partnerschaft im Online-Austausch

Videogespräche Aachen-Kolumbien bei Partnerschaftswoche

Logo der Partnerschaft zwischen dem Bistum Aachen und der Kirche Kolumbiens (c) Bistum Aachen
Logo der Partnerschaft zwischen dem Bistum Aachen und der Kirche Kolumbiens
Datum:
Do. 22. Sept. 2022
Von:
Carina Delheit

Den direkten Kontakt zwischen Engagierten in der Partnerschaft auf beiden Seiten des Atlantiks haben drei Videokonferenzen ermöglicht, die in der ersten Hälfte der diesjährigen Partnerschaftswoche Aachen-Kolumbien stattfanden.
Etwa drei Dutzend Teilnehmende nutzten die Möglichkeit, auch ohne Flugreise face to face mit Menschen aus dem Partnerschaftskontext der anderen Seite ins Gespräch zu kommen.

Beim ersten Gespräch ging es vor allem um die Situation im Süden Kolumbiens. Mit Claudia Witgens in Cali und Ulrike Purrer in Tumaco arbeiten zwei Fachkräfte im Südwesten des Landes, die seit Jahren eng im Kontakt mit verschiedenen Aachener Partnerschaftsgruppen sind. In beiden Städten, die fast ausschließlich (Tumaco) oder zu einem großen Teil (Cali) afrokolumbianisch geprägt sind, sei die Wahl der neuen Regierung, so die beiden Fachkräfte, vor allem der Unterstützung für die neue, afrokolumbianische Vizepräsidentin Francia Márquez zu verdanken. Die nach wie vor herrschende Gewalt, v. a. in Tumaco und anderen früheren Brennpunkten des Landes, aber auch erste Anzeichen des Wiedererstarkens von paramilitärischen Machtdemonstrationen zur Durchsetzung der Interessen von Großgrundbesitzern bereiten Sorge. Vor allem im ländlichen Raum ist der Staat nach wie vor kaum oder gar nicht präsent und überlässt damit selbsternannten Gewaltakteuren das Feld.

Im zweiten Gespräch berichteten die vor einigen Wochen ausgereisten Freiwilligen des Aachener Bistumsprogramms Sozialer Dienst für Frieden und Versöhnung (SDFV) von ihren ersten Eindrücken und Erfahrungen am Einsatzort. Der Freiwilligen-Jahrgang 2022/23 ist der erste nach einer zweijährigen Pandemiepause im Freiwilligendienst. Insgesamt sind vier Freiwillige von drei katholischen Jugendverbänden aus dem Bistum Aachen in Projekten in Bogotá, Ibagué und Líbano tätig. Die Freiwilligen sind nach den ersten Wochen in Intensivkursen Spanisch inzwischen in ihren Projekten angekommen und erzählten von einer Vielzahl von Aktivitäten, in die sie vor Ort eingebunden sind. Sie berichteten von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu Deutschland, die das Arbeiten in Gruppen, aber auch das Alltagsleben prägen. Dabei reichten die beschriebenen neuen Erfahrungen von Tageszeiten ohne fließendes Wasser bis zum Zwiebelshampoo.

Im dritten Online-Gespräch gab es nach dem Aachen-Besuch im Mai dieses Jahres ein Wiedersehen mit dem langjährigen Projektpartner Jaime Bernal, der zusammen mit seiner Frau Siobhan McGee das Sozial- und Friedensprojekt Concern Universal Colombia in Ibagué aufbaute und bis heute leitet. Mit gewohnt präziser und umfassender Analyse beschrieb er die aktuelle Situation in Politik und Gesellschaft angesichts der im Wortsinn gewaltigen Herausforderungen, vor denen Kolumbien auch nach dem Regierungswechsel steht. Jaime Bernal beschrieb Chancen und Risiken, die die neue kolumbianische Regierung bei der Überwindung der extremen Ungleichheit im Land, der grassierenden Korruption und einer Transformation zu einem Frieden für alle hat. Auf die indigenen Gruppen angesprochen, die v. a. im Süden des Departements Tolima in verschiedenen Gemeinschaften leben, berichtete der Projektleiter aus Ibagué von mehrheitlicher Zustimmung zum Kurs des neuen Präsidenten. Entscheidend sei dabei, inwieweit die Autonomie-Rechte der kolumbianischen Ursprungsbevölkerung bzgl. Selbstverwaltung anerkannt und weiter gestärkt würden.