Wer aus dem Nuevo Milenio kommt, kommt nicht weit. Das gilt für die große Mehrheit der Menschen aus dem gleichnamigen Stadtteil von Tumaco an der kolumbianischen Pazifikküste, für die der so hoffnungsvoll klingende Name (deutsch: Neues Jahrtausend) meist ein Stigma ist. Das Viertel, das in die Mangroven hineingebaut ist und großteils aus Stelzenhäusern und Stegen besteht, ist geprägt von Gewalt und Kriminalität. Guerilla und andere Gruppen haben hier das Sagen, obwohl das Militär in direkter Nachbarschaft mit einer großen Kaserne präsent ist. Nicht weit kommen, das gilt sowohl für die Bildung und Ausbildung als auch für die Mobilität: Die meisten der mehrheitlich jungen Leute haben ihre Heimatstadt, in die ihre Eltern oder Großeltern als Flüchtlinge kamen, noch nie verlassen. Als einzige Auswege aus der Perspektivlosigkeit sehen viele nur Drogenhandel, Prostitution, bewaffnete Gruppen.
Deshalb ist es für Edwin Narváez und Jailer Cortés aus dem Centro Afro, einem Jugendzentrum der Comboni-Missionare in Nuevo Milenio, ein besonderer Schritt, im Herbst auf Europareise zu gehen. Sie werden zusammen mit der deutschen Laienmissionarin Ulrike Purrer, die seit über zehn Jahren im Centro Afro mitarbeitet, Gäste der Adveniat-Weihnachtsaktion 2025 sein, die im November in Augsburg eröffnet wird und die Situation junger Menschen in Lateinamerika in den Mittelpunkt stellt. Das Jugendzentrum, in dem sie sich ehrenamtlich als Gruppenleiter engagieren, bietet Jugendlichen die Möglichkeit, sich mit anderen ohne Drogen und Waffen für die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen einzusetzen. Oft geschieht das mit kreativen Mitteln, so dass die jungen Leute mit viel Eifer und Spaß bei der Sache sind.
Eine erste große Hürde auf dem Weg nach Deutschland war für die beiden 19- und 20-Jährigen der Behördengang, um einen Reisepass zu erhalten, den die Zwei jetzt in Pasto, der Hauptstadt des Departements Nariño, erfolgreich abgeschlossen haben. Nach zwei mehrstündigen Busfahrten sind sie jetzt einen wichtigen Schritt weiter für ihren Besuch auf einem anderen Kontinent. Im Rahmen ihres Deutschlandbesuchs werden die Drei auch im Bistum Aachen Station machen und am 5. und 6. Dezember an verschiedenen Orten über ihre Arbeit berichten.