Gut besucht war der Gottesdienst in der evangelischen Kirche Geilenkirchen-Hünshoven, in dem 16 Frauen und Männer zum Dienst in der ökumenischen Notfallseelsorge in den Kreisen Düren und Heinsberg beauftragt wurden.
Diakon Christian Heinze-Tydecks, im Kirchenkreis Jülich zuständig für das Arbeitsfeld Seelsorge und der evangelische Koordinator der Notfallseelsorge (NFS) in den Kreisen Düren und Heinsberg, und sein katholischer Partner Achim Kück hatten die Freude, mit ihrem jüngsten Ausbildungsjahrgang den Beauftragungsgottesdienst zu feiern. Angehörige und Freunde waren gekommen, die Feuerwehr vertrat auch zugleich die Polizei und die Rettungsdienste. Boris Kassebeer, katholischer Trägervertreter aus der Region Düren, Kuratoriumsmitglied der NFS und aktiver NFSler gab den Neuen ein Grußwort mit auf den Weg. Nicht zuletzt gestalteten Diakon Stephan Lütgemeier für die katholischen Regionen Düren und Heinsberg und Superintendent Jens Sannig für den evangelischen Kirchenkreis Jülich den Gottesdienst mit.
Begegne dem Menschen so, als würde dir Gott begegnen! – Die Predigt
Achim Kück wandte sich in seiner Predigt an die 16 Neuen. „Wir haben eine Altersspanne von mehr als 40 Jahren in einem Raum, beruflich so unterschiedlich ausgerichtet.“ Man habe neun spannende Monate in der Ausbildung miteinander erlebt. Die Gruppe sei mit viel Interesse und großem Wissensdurst bei der Sache gewesen. Die Worte in diesem Gottesdienst sollten die Gruppe bestärken und Mut machen. Und er ging konkret auf den Dienst der NFS ein: „Die Würde des Menschen ist unantastbar, so heißt es in unserem Grundgesetz. Abgeleitet von der Botschaft des heutigen Schrifttextes aus dem Matthäusevangelium: In allem was du tust, in allem was du sagst, begegnest du dem Menschensohn! Wir Menschen sind alle gleich viel wert, ganz egal woher wir kommen, welche Lebensgeschichte wir mitbringen. Welche Sprache, welche Bildung, welchen sozialen Stand wir haben. Die Botschaft dieses Evangeliums sagt uns: begegne dem Menschen so, als würde dir Gott begegnen, achte ihn oder sie, hilf wo du nur kannst!“
NFS ist: Zeit zuzuhören, Tränen und Schweigen auszuhalten – Die Beauftragung
Diakon Lütgemeier und Superintendent Sannig wandten sich an die 16 neuen Notfallseelsorger*innen.
„Was können wir euch mitgeben für diese Aufgabe? Wir geben Euch ein Wort aus dem Buch des Predigers Salomo mit, das die ganze Spannbreite der Seelsorge und auch der Notfallseelsorge umschreibt: „Alles hat seine Zeit" heißt es da, „und alles hat seine Stunde; geboren werden hat seine Zeit und sterben hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit und lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit und tanzen hat seine Zeit, schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit ...“
Das heißt konkret: „Notfallseelsorge ist Zeit zuzuhören; Zeit, Tränen und Schweigen auszuhalten; Zeit, der Klage und der Trauer Raum zu geben; Zeit standzuhalten und sich dem Dunkel zu stellen, auch wenn es schwerfällt; Notfallseelsorge ist Zeit, Nähe zu schenken; Zeit, die ersten behutsamen Schritte mitzugehen in ein verändertes Leben.“
Wichtig sei es auch, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und gut für sich selbst zu sorgen, nach den Einsätzen zur Ruhe zu kommen und neue Kraft zu schöpfen. Hier seien Familie und Freunde ganz wichtig.
Beide Geistliche sprachen den acht Frauen und den acht Männern den Segen des barmherzigen dreieinigen Gottes zu.
Alle erhielten jeweils ihr Ausbildungszertifikat, die Beauftragungsurkunde und ein Geschenk.
Mutmachen und Kraft tanken – Grußwort, Dank und Feier
Pastoralreferent Boris Kassebeer erzählte in seinem bewegenden Grußwort von einer konkreten Situation aus eigenem Erleben als Notfallseelsorger. Nach einem ganz normalen Tag mit Arbeit und vielen Gedanken sei er zum Einsatz gerufen worden. Vor Ort: „Kurze Gespräche mit den Beamten der Kripo: Begleitung bei der Überbringung einer Todesnachricht. Alte Dame an der Tür. Vom Donner gerührt. Keine Tränen, nur Schock. Die Beamten sind einfühlsam und ruhig. Und doch müssen sie wiedergehen. Ich schenke Zeit. Ich höre zu. Ich schaffe Sicherheit, indem ich sage: ich bleibe, solange Sie es möchten. Ich gebe Nähe. Durch mein Dasein und Zuhören.“
Diese und viele andere Situationen gehörten zum Alltag der NFS. Aber auch nach Möglichkeit Treffen mit anderen NFSlern, um sich auszutauschen. Supervision sei wichtig. Nicht zuletzt: gesellige Anlässe als Ausgleich zur Belastung des Dienstes an Betroffenen und zur Stärkung der Gemeinschaft.
Und er schloss: „Herzlich willkommen und Gottes Segen für euren/unseren Dienst!“
Besondere Bonbons im Gottesdienst: Franz Schumacher sang Leonhard Cohens „Halleluja“, und Superintendent Jens Sannig hatte als Zeichen seiner Wertschätzung für die NFS das von ihm getextete und komponierte Lied „Engelswesen“ mitgebracht, das hier seine Welturaufführung erlebte.
Bevor im Gemeindezentrum die Feier begann mit Gelegenheit zum Austausch und zu Gesprächen, dankten Mitglieder der neuen NFS-Gruppe ihren Ausbildern und Koordinatoren ganz herzlich für allen Einsatz und die gute Begleitung in den vergangenen neun Monaten: Achim Kück, Christian Heinze-Tydecks und der Assistentin Sandra Migas. Die großen Blumensträuße waren sprechende Symbole für die Größe der Dankbarkeit.