In Kooperation mit PaxChristi, der Pfarre St. Lukas, dem regionalen BDKJ, dem DPSG-Stamm Wildgänse St. Anna und Akteuren der offenen und mobilen Jugendarbeit veranstaltet und verantwortet der Fachbereich Kirchliche Jugendarbeit alljährlich am 9. November eine Mahnwache und Gedenkveranstaltung an der Rückriem-Stele „Schützenstraße“, dem Gedenkort gegenüber der in der Progromnacht niedergebrannten jüdischen Synagoge Dürens.
Erinnern.
Gedenken.
Mahnen.
„...Dann kam jene Nacht des Erschreckens, die viel besser als unsere aufdringlichen Lieder die Erwachsenen aus ihren schwarz-weiß-roten Träumen hätte aufwecken müssen. Die Nacht vom 9. zum 10. November 1938, die als Reichskristallnacht in die Geschichte eingegangen ist, war ein erstes Alarmsignal und wurde dennoch wieder allzu schnell und leichtfertig vergessen.
[…] Unser Lehrer hatte große Mühe, uns die Notwendigkeit dieser Aktion verständlich zu machen. Dabei verschwieg er uns wohlweislich seine wahren Einsichten und Ansichten, denn als Mitglied der Partei hatte er ja alles gutzuheißen, was geschah. Mit keinem Wort erwähnte er die Niederbrennung der jüdischen Synagoge. Wir Kinder erfuhren erst nach der Schule davon und gingen natürlich hin, um uns auch das noch anzusehen. Längst war das Innere der Synagoge ausgebrannt, das Dach zusammengestürzt, und nur noch schwacher Feuerschein drang durch die leeren Fensterhöhlen nach außen. Allein die verrusten Außenmauern waren übrig geblieben. Später wurden auch sie abgerissen, und übrig blieb ein leerer öder Platz...“
Mainz, Alexander: Ein bürgerliches Leben, Erzählung, Aachen 1979, S. 124-125.
„Düren ist Standort eines herausragenden Werkes des international renommierten Künstlers Ulrich Rückriem, dessen Biografie mit der Stadt Düren und der Region eng verbunden ist. Rückriems Material ist der Stein. Der Künstler hat nach Beauftragung durch den Dürener Stadtrat im Jahr 1988 dezentrale Erinnerungsmale geschaffen: Zehn Stelen weisen auf die Orte in der Stadt hin, wo zur Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft Menschen unsagbar gelitten haben.
"Düren war nach diesem 10. November eine andere Stadt geworden"
Klirrendes Glas, prasselnde Flammen, zusammenstürzende Mauern: Ein Stück Dürener Kultur wird vernichtet. Am frühen Morgen des 10. November 1938 erlebt die brutale Verfolgung der deutschen Juden einen vorläufigen, für die ganze Welt sichtbaren Höhepunkt. Wie überall im Reich wird auch in Düren die Synagoge angezündet, zerstören SA und SS als Träger des staatlich verodneten "Volkszorns" alles, was ihnen als jüdisch bekannt ist. "Düren war nach diesem 10. November eine andere Stadt geworden", wird sich später eine Zeitzeugin erinnern.
Es war in der Tat für viele Dürener, christliche wie jüdische, schwer zu begreifen, was da geschah. Seit über 700 Jahren lebten Juden in dieser Stadt, spielten eine bedeutende Rolle im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben und identifizierten sich mit ihrer Heimatstadt, genau wie ihre Mitbürger.
(...)
Bei so viel "Normalität" erscheint es unbegreiflich, wie in wenigen Jahren eine Minderheit so isoliert werden konnte. Zahlreich sind die triumphierenden Meldungen des "Westdeutschen Beobachters", der lokalen NS-Zeitung, über den Ausschluss der Juden vom Besuch der Badeanstalten, der Kirmes, des Theaters, über ihre Entfernung aus ganzen Berufs- und Gewerbezweigen ebenso wie die "Enthüllungen" über die angeblich rassische und charakterliche Minderwertigkeit der jüdischen Mitbürger.
Trotz ihrer unbestreitbaren "Erfolge" gehen die Nazis noch drei Wochen vor der Pogromnacht davon aus, "dass noch manche Arbeit für die Ausschaltung der Juden zu tun ist", wie der "Westdeutsche Beobachter" schreibt.
Und damit dabei nichts schief gehen kann, beteiligt sich in Düren sogar der stellvertretende Kreisleiter des NSDAP, Georg Logauer, persönlich an der Brandstiftung am frühen Morgen des 10. November 1938. Nachdem ein erster Versuch misslungen war, macht man jetzt mit benzingetränkten Lappen ganze Sache, so dass die Flammen bald die ganze Synagoge erfassen. Die Familie des Synagogendieners Holländer kann sich erst Sekunden vor dem Zusammenbruch der Treppe aus dem Obergeschoss retten.
Die Feuerwehr trägt ihren Teil zum Gelingen des Unternehmens bei, indem sie ihre Schläuche auf die benachbarten Gärten richtet statt auf die brennende Synagoge.
Wenige Wochen später geht Düren zur Tagesordnung über. Einer Entschließung des Bürgermeisters Schmitz zufolge wird das Synagogengrundstück von der Stadt für den Preis von 30.000 RM erworben, "abzüglich 3.000 RM für Niederlegung und Entfernung der noch vorhandenen Gebäudeteile". Aus dem Gelände wird ein Parkplatz.“ (vgl. https://kulturbetrieb.dueren.de)