Fangottesdienst - Stichtag 17. August

Fest des Teilens (c) Borussia Mönchengladbach
Datum:
Sa. 17. Aug. 2019
Von:
Ursula Fabry-Roelofsen

Ein Bericht von Dirk Dillenburger in der Fohlenkultur nach dem Gottesdienst "Fußball trifft Kirche" am 17.8.19:
Wenn Simonsen die Messe liest...

Die neue Bundesliga-Saison startet in ein weiteres Abenteuer.
Erneut pilgern die Freunde von Borussia Mönchengladbach, des Fußballs, des Sports, der Folklore, des euphorisierenden Miteinanders und der Fohlenkultur in den Fußball-Tempel Borussia-Park.

Am gestrigen Samstag legten einige von Ihnen zuvor eine Zwischenstation ein, denn Simonsen hat sie eingeladen.

Simonsen. Ein Name, der in den Ohren und Gedanken, vor allem aber in den Herzen echter Borussen nur Gutes verheißt. 
Wir denken reflexartig an Allan Simonsen, den so großen kleinen Mann, den freundlichen, schüchternen und dennoch volksnahen Wirbelwind aus Dänemark.

Er, der in den 1970er Jahren mit Borussia Mönchengladbach so bedeutende Erfolge feierte. 
Er, der 1977 sogar den Ballon d'or als bester Fußballer Europas verliehen bekam.
Er, der 1979 entscheidend zum Gewinn des letzten großen internationalen Titels, des UEFA-Cups beigetragen hatte.

Er, der Fußball-Gott?

Mitnichten. Allan Simonsen, hätte zu seiner aktiven Zeit, ein derartiges Prädikat, selbst wenn es gut gemeint gewesen wäre, abgelehnt.
Damals waren die Verhältnisse ein wenig klarer.

Christoph Simonsen, der frisch ins Amt eingeführte Seelsorger für die Gemeinde der Citykirche in Mönchengladbach ist heute derjenige, der das begeisterungsfähige Völkchen der Borussen um sich schart.
Als wir uns schon im Vorfeld des Borussia-Gottesdienstes begegnen, treffe ich einen Mann, der die Tore öffnet.

Man fühlt sich willkommen. Angenommen. Wahrgenommen. 
Auf Augenhöhe ernstgenommen. 

Wir unterhalten uns über Simonsen. 
Als ich legér über den bekannten Namensvetter Allan hinwegplaudern will, erwähnt Christoph Simonsen, dass er tatsächlich weitläufig, "über etwa 27 Ecken" verwandt mit dem legendären Borussen ist.

Wumms! Für Herzblutborussen ist dies eine verbindende, kleine Wahrheit.

Eine weitere ist, dass auch Christoph Simonsen zu den Zeitzeugen des letzten Bökelberg-Heimspiels gehört.
Wir sind uns sofort einig, dass dies ein so schöner, aber dennoch so trauriger Augenblick für die große Borussen-Familie gewesen ist.
Der City-Seelsorger deutet auf ein filigran gerahmtes Bild.
Es sind die letzten Stollen-Spuren, die Borussen auf dem Bökelberg-Rasen hinterlassen hatten.
Eine wunderschöne Arbeit einer befreundeten Künstlerin, die auch während des anfolgenden Zusammenkommens der Borussen-Gemeinde, als Teil der Wortbeiträge Beachtung findet.

Bereits im Vorfeld der Veranstaltung, lag es Simonsen sehr am Herzen, darauf hinzuweisen, gemeinsam mit möglichst vielen Gladbachern um eine faire und sportverbundene Spielzeit zu bitten.
Er ist, ähnlich wie die Borussen-Legende Simonsen angenehm zurückhaltend in seiner Art, dennoch offen und immer auch ein Mann der Tat.

Vielleicht waren die Borussen vergangener Jahrzehnte mit all ihrer fußballerischen Klasse, ihren Erfolgen ja auch unfreiwillige, aber immer willkommene Seelsorger für die normalen Gladbacher Bürger mit all ihren Sorgen und Ängsten, ihren ganz persönlichen Sternstunden und niederschmetternden Alltagsniederlagen.

Vielleicht hat den Menschen dieser Stadt der Erfolg ihrer Elf vom Niederrhein ein so großartiges WIR-Gefühl verliehen, dass sie sich um ihre brennende Seele gesorgt fühlten.

Die Seelsorge im realen Gladbacher Leben ist um sehr viele Facetten reicher.
Sie kann Halt geben, hoffnungsvolle Momente hervorrufen, einen bestehenden oder verschüttet geglaubten Blick hinauf zu Gott befördern oder reaktivieren.
Manchmal ist Seelsorge ganz schlicht ein Moment der Ruhe und Einkehr.
Dann ist es wichtig, dass da jemand ist.

Der Seelsorger. Christoph Simonsen.

Ihm ist es wichtig, an diesem Bundesliga-Heimspieltag, gemeinsam mit den anwesenden Borussen für eine friedliche und fröhliche Saison zu bitten und zu beten.
Er kümmert sich, sowohl um den Soundcheck, die Playlist, die Bestuhlung und das Licht und wird dabei von Gleichgesinnten tatkräftig unterstützt. 
Seine Augen vermitteln Dankbarkeit und Vorfreude.

Er begrüßt alle Gäste herzlich, ganz egal, wo sie auch herkommen.

Während dieses besonderen Treffens von Borussen in Mönchengladbachs wunderschönem und ältesten Kirchengebäude, an dem schon so viele glorreiche Fohlen-Teams triumphierend vorbeizogen, gewinnen die Randnotizen an Bedeutung:

Schüchterne Borussen in Trikots hören die großen Lieder unserer Borussia, die von Christoph Simonsen leidenschaftlich aufgelegt werden. 

Vor den Toren der Citykirche:

Viele riskieren einen Blick um inspiriert weiterzuziehen.
Die langjährige Küsterin der Citykirche, Frau Ricarda Hetzel, sitzt erfreut neben mir und erlebt den Nachmittag in zufriedener und dankbarer Manier.
Der Gladbach-Schal, den sie trägt ist alt, aber jünger als sie.
Ihr Lächeln hingegen ist jünger, als es ihr Alter vermuten lässt.
Sie ist hier richtig und sie war hier immer schon richtig.
Während der Lieder, erfahre ich von ihr in wenigen Sätzen mehr über meine Heimat und meinen Verein, als es jeder Buchband vermittelt könnte.

Der Superintendent der evangelischen Kirche ist vor Ort. Er ergreift das Wort und ich vergesse während seiner kleinen Rede, seinen Namen. 
Er spricht mit Bedacht. Das, was er sagt zeugt von Verbundenheit. Von Fairness und dem Willen diese zu verteidigen. Im Leben und im Spiel. Mit der Kraft der Menschlichkeit und des Glaubens.

Es ist an diesem Ort nicht wichtig, woran du glaubst.
Es liegt allen Beteiligten am Herzen, dass ein großes Willkommen herrscht.
Dennoch scheint jeder Anwesende doch ganz genau zu spüren, dass es eine höhere Instanz, ein göttliches Regulativ gibt.
Demut, Dankbarkeit und Freude sind Indikatoren hierfür.

Eine beeindruckende Ansprache des Vorstandes des Gladbacher Fanprojekt-Supporters Club, Sven Körber folgt.
Ich glaube ihm jedes Wort.
Er spannt den Bogen zwischen Gladbachs berühmten Sohn, Borussias bedeutendem Spiritus Rector Günter Netzer und dem Psalm 31.

"Du stellst meine Füße auf weiten Raum".

Ein junger Mann namens Simon, spricht frei und leidenschaftlich.
Er wirbt im Namen der guten Sache für Nordkurve-Aktiv und dem Verwendungszweck der Erlöse aus der Kollekte des Nachmittags.
Weil er die Wahrheit spricht, redet auch er frei und lebendig.
Die Jungs aus der Kurve sind mehr als nur Radau-Köppe und Säufer. Sie sammeln Spenden für Menschen in unserer Mitte, die es wirklich gut gebrauchen können.

Absolut unterstützenswert in diesen Zeiten.

Die Seele brennt...

auf der Kirchenorgel gespielt.

Gänsehaut.

Dass Christoph Simonsen in seinen Worten stets auf die Symbiose aus Spiel und Leben hinweist, und dass beides sich ergänzt, befruchtet und bedingt, lässt mich an diesem Wochenende nicht mehr los.

You'll never walk alone...

Auch dieses Lied bedeutet uns allen mehr, als Melodie und Text.

Es hat etwas Göttliches. 
Etwas Göttliches vermittelt auch die Erkenntnis, dass die Anwesenden trotz leerer Stühle ringsherum wie ein großes starkes Team wirken.

Warum?

Weil sie spüren, dass sie willkommen sind.
Weil sie unsere Lieder gemeinsam summen oder singen.
Weil sie warmherzig empfangen wurden.

Eine Neuauflage wäre ein großer Gewinn für jeden Borussen, der den Weg dann hoffentlich findet... in die Citykirche, zu Simonsen, zu gleichgesinnten Borussen und wenn er will sogar zu Gott. Freudig ohne Zwang.

Offene Tore eben.

Der Cityseelsorger und passionierte Borusse befindet sich wenig später bereits im Borussia-Park.

Er singt mit.

Die Elf vom Niederrhein mit Inbrunst.
Die Seele brennt... vereinstreu.

Er ist wie wir alle...

Mensch und Borusse... durch und durch.

Schwarz-Weiß und Grün.
Rund um die Uhr!
Simonsen liest die Messe...
Mit Blick auf die Gladbacher FOHLENKULTUR!

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Dirk Dillenberger für FOHLENKULTUR