„Freiheit, Freiheiheiheiheiheit ist das einzige, was zählt.“

20200507_170124 (c) Chr. Simonsen
Datum:
Mi. 17. Juni 2020
Von:
Christoph Simonsen

„Freiheit, Freiheiheiheiheiheit ist das einzige, was zählt.“

Das Lied von Marius Müller-Westernhagen kommt mir heute in den Sinn; heute, am 17. Juni Tag, an dem Tag also, an dem bis 1990 die Sehnsucht nach der Einheit des getrennten Deutschland mit einem Festtag gedacht wurde. Am 17. Juni 1953 wurde ein Aufstand der Bürger*innen der DDR gewaltsam von sowjetischen Soldaten aufgelöst; nicht, dass nur nahezu 40 Menschen getötet wurden, eine Hoffnung wurde getötet, die Hoffnung auf ein freies, selbstbestimmtes Leben. Es währte acht Jahre, dann wurde der letzte Funke Hoffnung zunichte gemacht mit dem Bau der Mauer mitten durch die freie Stadt Berlin. Uns ist der Gang der Geschichte allen vertraut und wir wissen auch um die friedliche Revolution 1989, die den Fall der Mauer nach sich zog und die getrennte Stadt und das geteilte Land wiedervereinigte.

Dass Freiheit aber mehr ist als die Möglichkeit der selbstbestimmten Wahl, wohin ein Mensch gehen kann und mehr als das Wegbrechen von Mauern und Zollschranken sollte auch und gerade nach der Wiedervereinigung in Erinnerung gerufen werden , denn Bewegungsfreiheit alleine macht das Zusammenleben der Menschen nicht menschlicher.

Das Wort des Paulus an die Galater vervollständigt den Sinn einer wirklichen Freiheit, wenn er im 5. Kapitel dort schreibt: „Ihr aber, Brüder und Schwestern, seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt, sondern durch die Liebe diene einer dem andern.  Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort erfüllt: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!« Wenn ihr euch aber untereinander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr nicht einer vom andern aufgefressen werdet.“

Die neueste Übersetzung der Heiligen Schrift von 2016 mag in der Sprache sperriger und drastischer sein, aber sie bringt auf jeden Fall klarer auf den Punkt, worauf es ankommt. So hat der Philosoph Jean-Jacques Rousseau einmal gemahnt, dass die Freiheit ihre Kinder zu fressen vermag. Wenn Freiheit missverstanden wird und mutiert zu einem egozentrischen Handeln -  mag es der Egoismus eines einzelnen sein oder einer verfassten Gruppierung -, dann bleibt nicht aus, was wir heute vielerseits erleben müssen: Menschen verlieren die Achtung voreinander.

Wenn unser Glaube eines möglich macht, dass wir nämlich achtsam begegnen und einander niemals die Würde absprechen. Das alleine macht unseren Glaube Goldwert.

„Freiheit, Freiheiheiheit ist die einzige, die fehlt“; so klagt der Sänger in einer Strophe seines Liedes. Wir können sie einbringen, ihr Raum geben, sie leben. ‚Alle für alle‘: Ein Slogan, der nicht nur über uns schweben sollte.

Euer

Christoph Simonsen