"Sie hat sich verduftet", ...

20180613_104329 (c) Chr. Simonsen
Datum:
Sa. 15. Aug. 2020
Von:
Christoph Simonsen

„Sie hat sich verduftet“, so umschreibt der verstorbene Schriftsteller und Pfarrer aus Heinsberg Wilhelm Willms das Wesen der Mutter Gottes Maria in einem seiner zahlreichen Texte. Heute, am Patrozinium unserer Citykirche Mariä Himmelfahrt, möchte ich diesen Gedanken in Erinnerung rufen.

Wenn wir heute dieses Sprachspiel benutzen, dann zumeist mit dem Verweis darauf, dass eine*r abgehauen ist, sich jemand der Verantwortung entzogen hat, einem Gespräch ausgewichen oder gar geflohen ist, warum auch immer.

„Sie hat sich verduftet“: Dieser Gedanke im Blick auf Maria geht zurück auf eine Überlieferung des Kirchenvaters Johannes von Damaskus aus dem 9. Jahrhundert, die besagt, dass der Sarg Mariens, als man ihn öffnete, nach Rosen und Kräutern geduftet haben soll.

Maria: ein Mensch, ein Gottesgeschenk, das im Leben und im Tod einen wohlriechenden Duft verbreitet. Ein Leben ohne bitteren Nachgeschmack, ein Tod ohne Verwesungsgeruch, eine Ewigkeit mit Jetztgeruch. Warum? Weil sie geblieben ist, Ja gesagt hat. Weil sie Verantwortung übernommen hat ohne Wenn und Aber. Weil sie das Wort hat Fleisch werden lassen. Weil sie mit Überzeugung bleibt, wo andere die Flucht ergriffen haben.

„Sie hat sich verduftet“ und lädt uns ein, über die Welt heute einen bleibenden Wohlgeruch zu legen.

Ich wünsche uns einen himmelschauenden Feiertag.

Euer Christoph Simonsen