Zwei Gefäße stehen auf dem Altar ...

2020_04_09_Kelche_C.S. (c) Chr. Simonsen
Datum:
Do. 9. Apr. 2020
Von:
Christoph Simonsen

Zwei Gefäße stehen auf dem Altar: Der Kelch und die Schale, bestimmt für die Feier der Eucharistie.

 

Die Füße aus versteinertem Holz. Mehrere hunderttausend Jahre alt. Still und unscheinbar lag der Baumstamm irgendwo in Brasilien, von der Mutter Erde behütet.

 

 

Seht das Holz des Kreuzes, daran das Heil der Welt gehangen. Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben.

 

Eben dies feiern wir mit diesen Schalen aus Holz am Tisch des Lebens. Es ist kaum zu glauben: Aus diesem Holz erwächst Leben und Hoffnung für uns. Einfaches Leben - erfülltes Leben.

Man möchte beide Hände ausstrecken, um die Schale zu ergreifen, nicht in ängstlichem Zugriff; nein, denn so schroff dieses Holz auch sein mag, wir dürfen es ergreifen ohne Sorge, uns weh zu tun, wir dürfen sie umfassen, behutsam, aber sicher und offenherzig, denn diese beiden Gefäße stehen einladend da, so, als ob sie auf jeden einzelnen von uns warten würden.

 

Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch aufgetan.

 

Die Furchen der Baumrinde sind gut zu spüren, sie drücken sich fest in die Innenflächen der Hand hinein.  Wenn wir dieses Holz umgreifen, dann wird es offensichtlich, dass das Leben nicht glatt ist. Die Wirklichkeitdrückt sich fest ein in die Tiefe meines Lebens mit all den Erfahrungen, mit dem Unvollkommenen, mit dem Unterlassenen, mit dem Alltäglichen.

 

So werden diese beiden Schalen zu Bildern unseres Lebens. Es ist rau, aber trotz alledem nach oben hin geöffnet. Denn das wünschen wir uns doch alle: wir möchten so gern offen sein. Auch wenn uns die Bitterkeiten des Lebens manchmal zu verschließen drohen, die Sehnsucht ist stärker; die Sehnsucht, offen zu sein, auf Gott hin offen zu sein.

In dem geöffneten Rund der Schalen glänzt das Licht auf, weil seine Strahlen auf geläutertes Gold fallen.

 

Wohl denen, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott sehen.

 

In der Nähe dieser Gefäße macht sich eine festliche Stimmung breit. Wir dürfen etwas Besonderes erwarten: Ein Festmahl! Diese beiden Schalen sind der Ursprung eines geheimnisvollen Friedens. In ihrer Nähe vermögen wir ganz ruhig zu werden. Wir dürfen spüren: Vollkommenes umgreift uns. Die Leere der Schalen wirkt nämlich gar nicht leer, sie verheißt vielmehr Erfülltheit. Es tut gut, einfach da zu sein, auf Erfüllung wartend, geöffnet und gereinigt durch die heiligen 40 Tage der Fastenzeit. Bereit für das Kommende.

 

Wohl denen, die vor Gott arm sind, denn ihnen gehört das Himmelreich.

 

So oft schon sind diese beiden Schalen auf den Altar gestellt worden. Wir dürfen sie voller Erwartung anschauen: gewaltig – und doch so zerbrechlich sind sie, zart; gezeichnet vom Leben und zugleich unendlich würdevoll. Ja: würdevoll, denn sie bergen das Geheimnis Gottes in sich, unseres Gottes der uns das Leben schenken möchte; sein Leben, das sich selbst schenkt, opfert und doch nicht zugrunde geht. Gottes Leben für uns!

 

Ich will, dass ihr das Leben habt, und es in Fülle habt.

 

Nur Gott kann geben, ohne zu empfangen. Dem Mensch bleibt das Los, zunächst seine leeren Schalen hinzuhalten, damit sie gefüllt werden können.

 

 

Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst mir den Becher. In deinen Händen hältst du mein Los.

 

Darin ist all unsere Hoffnung auf Zukunft begründet: Gott macht unser Leben voll. Wir werden nicht leer ausgehen. Wer sich hinhält wird beschenkt mit Geist, mit heiligem Geist. Unser Leben wird zur Schale, randvoll gefüllt mit Geist Gottes. Wir sind mehr als wir scheinen, wir sind mehr als wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können; wir sind Gefäße Gottes.

 

Wohl denen, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben

 

Wer so angefüllt ist mit Geist Gottes, der braucht sich seiner nicht zu schämen; der kann maßlos sein: maßlos in der Liebe, maßlos in der Freiheit, maßlos in der Sonderbarkeit. Wer so angefüllt ist, der kann sogar dienen ohne Verlust von Achtung und Ehrbarkeit.

Mein Wunsch: Geht gestärkt hinein in die Tage, die uns das Leben bringen

Ihr und Euer

Christoph Simonsen