zum Wahltag am 23. Februar 2025

Citykirche Flagge Kopie (c) Chr. Simonsen
Datum:
Fr. 21. Feb. 2025
Von:
Christoph Simonsen

Jesus ist politisch“, das bekräftigt der Württemberger evangelische Landesbischof Ernst Wilhelm Gohl. Und wie recht er hat.

In diesen Tagen wäre der nicaraguanische Priester Ernesto Cardenal 100 Jahre alt geworden. Vom ehemaligen Papst Johannes Paul II getadelt, weil er sich in die Politik seines Landes eingemischt hat, wurde er später, kurz vor seinem Tod im Jahr 2000 von Papst Franziskus rehabilitiert.

Ein Gedanke von ihm begleitet mich schon lange. Er sagte einmal: „In der Armut liegt ein Glanz verborgen. Der Glanz des Authentischen“. Nicht, dass er die Armut glorifizieren wollte, so verstehe ich seinen Gedanken nicht. Armut ist ein Makel unserer Gesellschaft. Armut ist die Schande unserer Zeit, nicht die Armen. Sich dessen bewusst zu werden, darauf lenkt uns die Aussage des Priesters Ernesto Cardenal.

Oft hörte ich von den Kandidat*innen bei den Diskussionsrunden, dass es den Menschen wieder besser gehen würde, wenn die wirtschaftlichen Erfolge sich wieder in einem höheren Maße einstellen würden. Nun bin ich kein Wirtschaftsexperte, aber mein gesunder Menschenverstand und meine jesuanische Überzeugung vertiefen meine Sorge, dass die Armen bei den Vorstellungen der Mandatsträger*innen eines wirtschaftlichen Wachstums außen vor bleiben. Dass als Lösung aller Probleme Kürzungen im Sozialbereich genannt und gleichzeitig Steuervorteile für Großverdiener*innen versprochen werden, erscheint mir jesuanisch fühlender Mensch mehr als widersprüchlich. Dass Abschiebungen von Schutzsuchenden in verallgemeinernder Form in - auch christlich geprägten - Politiker*innenkreisen kaum ohne Widerspruch ausgesprochen werden, anstatt noch nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten zur Integration neu in den Blick zu nehmen, macht mich sprachlos.

Am kommenden Sonntag wird der 21. Deutsche Bundestag neu gewählt. Ich finde, sich an dieser Wahl zu beteiligen ist eine Christ*innenpflicht. „Jesus ist politisch“; er war es zu seinen Lebzeiten in dieser Welt, er hat es seinen Jünger*innen ins Lebensbuch geschrieben. Und das sind heute wir.

Euer Christoph Simonsen