Das Bistum investiert kräftig, um Mitstreiter für diesen Ansatz zu gewinnen. Zur Halbzeitbilanz eines zweijährigen Projektes trafen sich Engagierte und Verantwortliche aus Gemeinschaften der Gemeinden, Pfarreien und Bistum, um Erfahrungen und Gedanken mit örtlichen Fundraising-Projekten auszutauschen. Und
obwohl der Treffpunkt der gut klimatisierte David-Hansemann-Saal der AachenMünchener war – also ein Ort, bei dem üblicherweise der Fluss von Finanzen im Mittelpunkt steht – machte der inspirierte Austausch deutlich: Beim kirchlichen Fund - raising geht es um weit mehr als Geld.
Zum Beispiel der Pioniergeist! David Hansemann gründete ein Unternehmen nach dem nächsten, in ganz unterschiedlichen Branchen. Er spürte Marktlücken auf, setzte seine Geschäfte geschickt auf. Und zeigte Profil. Ähnliches wünschen sich die professionellen Fundraiser von den Leuten, die sich in GdG und Pfarreien auf den Weg machen. Die Mitstreiter sollen auf die Marktplätze gehen, dort als Kirche Gesicht zeigen, Menschen begeistern, überzeugen, zum Mitmachen bewegen. Das Handwerkszeug lässt sich lernen. Es gibt eine Menge professioneller Instrumente, Planverfahren, Standards. Aber die Haltung muss stimmen. Es geht um eine ehrliche Ansprache. Wo Kirche drauf steht, muss auch Kirche drin sein. Und bevor man etwas von jemand anders will, muss diese Brücke geschlagen sein.
Sie muss! Jedenfalls, wenn unternehmerisch heißt, mit offenen Augen in die Welt zu schauen, ausgetretene Pfade zu verlassen, neue Wege einzuschlagen. Wenn unternehmerisch tätig zu sein bedeutet, kritisch zu überprüfen, wie die eigenen Ziele und Werte weiter tragen, ob sie am Markt Bestand haben, ob man reagieren muss, wenn der Markt die eigenen Angebote nicht mehr annimmt. Der Markt der Kirche ist die Menschheit. Und ihre Angebote sind die der Verkündigung, der Liturgie, der Nächstenliebe. Viele fremdeln mit diesem Bild. Die Sprache der Wirtschaft ist ihnen zu kalt. Die Übertragung der Ansätze zu technokratisch. Die christliche Glaubensgemeinschaft als Unternehmen? Damit fühlen sich etliche nicht wohl. Kirchliches Fundraising will aber mehr, als Geld einwerben. Es geht darum, eine Kultur zu entwickeln, in der Menschen auf Augenhöhe für die Gemeinschaft gewonnen werden sollen. Was sie später an Möglichkeiten, Engagement, Zeit einbringen, ist sogar zunächst zweitrangig.
Falsche Frage! Es ist nicht das Fundraising. Dieses hat, gut gemacht, eine ganz logische Struktur und kennt konsequente Schrittfolgen. Es sind vielmehr die großen Gebilde, in denen kirchliches Fundraising stattfindet. GdG und Pfarreien weisen mit ihrer weitverzweigten Landschaft an Gremien, Mitarbeitern und Leitungskräften eine hohe Komplexität auf. Und das macht das Ganze so kompliziert und anstrengend. Wenn Personen im Gebilde Einfluss haben, die mit Fundraising nichts anfangen können oder es aus anderen Gründen nicht wollen, ist rasch Sand im Getriebe. Dann kann ein Projekt auch schon mal krachend scheitern.
Unbedingt! Kirchliches Fundraising ist so ein Feld, wo Kirche ganz offensichtlich Spaß macht. Man ist mit anderen kreativen Menschen auf dem Weg, erfährt den Reiz des Ausprobierens, erlebt anregende Situationen. Man zerbricht sich neu den Kopf, wie man die Kernbotschaften der Kirche neu unter die Leute bringt. Häufig genug lernt man bei den Experimenten, die begonnen werden, auch etwas für das pastorale Angebot der Gemeinden. Die Rückmeldungen, die sich von Mitchristen und anderen Adressaten ergeben, verstärken häufig den Elan. Sich in einer solchen fließenden Dynamik zu bewegen, macht Leuten, die dafür offen sind, spürbar Spaß. Sie ziehen aus einer solchen Kirche in Bewegung Inspiration und Ermutigung, auch für ihren eigenen Glauben.
Natürlich nicht! Wie im Leben braucht es auch bei der Kirche einen langen Atem, um alte Gewohnheiten zu überwinden. Kollegen und Mitstreiter wollen mitgenommen werden. Die Überzeugungsarbeit benötigt Zeit, auch in besten Situationen. Oft aber müssen sich erst die Bedingungen ändern, bevor man überhaupt an Fundraising denken kann.