„Bewerte nicht das Äußere, denn die inneren Werte zählen.“
An der Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule in Krefeld wird Integration gelebt.
Kekse in der Form von Rollstuhlfahrern und Weckmänner mit Gehhilfe. Solch außergewöhnliches Süßgebäck wird in der Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule (BMMG) in Krefeld angeboten. Schilder mit der Aufschrift „Unser Weckmann sieht anders aus, aber ist genauso lecker, wie die ´normalen´“ und „Bewerte nicht das Äußere, denn die inneren Werte zählen“ erläutern die Aktion, mit der Schülerinnen und Schüler der BMMG auf den internationalen Tag der Behinderten aufmerksam machen.
Antonia Schochtert und Miguel Nguygn gehören zur Schülervertretung der Schülerinnen und Schüler mit Handicap. Sie haben die Kekse gebacken und organisiert, dass Kinder mit und ohne Behinderung diese gemeinsam verkaufen. „Hier an der Schule haben wir das Glück, dass wir eine inklusive Schule sind. Hier ist es normal, dass behinderte Kinder da sind. Und indem wir diesen Verkauf organisieren, wenden wir das Augenmerk noch einmal darauf, dass wir Kinder mit besonderen Bedürfnissen sind. Und wenn wir das weitererzählen, gewinnt der Tag für unser Schule und die Menschen in unserem Umfeld mehr an Bedeutung,“ begründet Antonia ihre Motivation.
„Das besondere an unsrer Schule ist, dass wir hier sehr tolerant sind, den Respekt vor Menschen mit Behinderung besonders prägen und dass es viele Möglichkeiten für alle Schülerinnen und Schüler gibt, sich zu entwickeln und die eigene Persönlichkeit zu entfalten,“ ergänzt Miguel und betont: „Ich finde super an unserer Schulgemeinschaft, dass wir so nah und so offen miteinander sind. Hier ist eine warme Atmosphäre“.
Seit Gründung der Schule im Jahr 1977 ist Integration ein wichtiger Schwerpunkt und mittlerweile gelebter Alltag. Und das, obwohl die Gründung einer Gesamtschule und die Teilnahme und Teilhabe behinderter Schülerinnen und Schüler damals Neuland war und nicht dem Trend der Zeit entsprach. „Allein die Tatsache, dass wir eine eigene SV für Schülerinnen und Schüler mit Behinderung haben, zeigt, wie fortschrittlich wir hier sind. Die Schule hier macht einen guten Job“, freut sich Miguel.
Entsprechend dem Ansatz Maria Montessoris, eine Erfahrungsschule des sozialen Lernens zu schaffen, werden Schülerinnen und Schüler mit den Förderbedarfen Körperliche und motorische Entwicklung, Hören und Kommunikation, Sprache, Sehen, und emotional-soziale Entwicklung mit dem Unterthema Autismus-Spektrums-Störung in den Unterricht und das Schulleben bestens integriert.
„Das Verhältnis von behinderten und nicht behinderten Schülerinnen und Schülern an unserer Schule ist ausgewogen und spielt eigentlich keine Rolle. Inklusion ist bei uns gelebte Normalität“, betont Winfried Kappes, Sonderpädagoge und Vertreter des Bereichs Inklusion im Schulleben und in der Schulleitung. Er sieht dies als Ergebnis der kontinuierlichen Auseinandersetzung mit Behinderungen im gesamten Schulleben. In allen Klassen und Kursen lernen Jugendliche mit und ohne Behinderung gemeinsam. Die Teilnahme an möglichst allen Veranstaltungen des Schul- und Unterrichtslebens wie an Klassenfahrten und AGs wird inklusive entsprechender Beratung für alle ermöglicht. Auch die Schulbedingungen werden so angepasst, dass alle mitkommen können. Manchmal ist das eine Herausforderung unterstreicht Winfried Kappes. „Ich erinnere mich an eine Klassenfahrt ans Wattenmeer und die Frage, wie wir die Rollstuhlfahrer mit ins Watt nehmen können. Wir haben uns dann Schubkarren ausgeliehen und von vorne mit Seilen gezogen und von hinten geschoben. Es wird immer geschaut, dass alle mitkommen, die Klassengemeinschaft beisammen ist und solche Aktionen für alle zu einem Erlebnis werden.“