Wenn Jung für Alt den Kochlöffel schwingt.
Treffen der Generationen in Viersen-Dülken.
Auf die Frage, wie das Generationenkochen seinerzeit entstanden ist, muss Bettina Passon nicht lange überlegen. „Eigentlich“, sagt die Leiterin des Jugendzentrums ALO in Dülken, „fing alles mit einem Adventsbasar im November 2023 an." Mit dem Ende der Corona-Pandemie war das Bedürfnis der Menschen nach persönlichem Austausch so groß, dass der Basar im Grunde zur Nebensache wurde. Hinzu kam der Umstand, dass die Jugendlichen des ALO üblicherweise Berufe in der Gastronomie oder im sozialen und pflegerischen Bereich ergreifen. „Mit dem Generationenkochen können wir das alles verbinden: Jung hilft Alt und lernt dabei noch eine ganze Menge drumherum", unterstreicht Passon. Denn am Ende komme es nicht nur darauf an, ein schmackhaftes und manchmal auch aufwendiges Menü zuzubereiten, sondern auch den Tisch zu decken, zu dekorieren und mit den Gästen ins Gespräch zu kommen.
„Die Gemeinschaft ist das Allerwichtigste“
Wenn Bettina Passon an die Anfänge zurückdenkt, muss sie schmunzeln: „Beim ersten Mal haben wir uns mit den Helferinnen und Helfern um acht Uhr morgens an einem Sonntag getroffen. Das machen wir auf keinen Fall noch einmal." Auch an das Wickeln von 40 Kohlrouladen und den damit verbundenen Stress denken die Helferinnen und Helfer nicht nur mit Freude zurück. Reibungslos lief es am Ende aber immer. Zudem spricht der Erfolg der Veranstaltung für sich. „Die Termine sind so schnell ausgebucht, dass wir praktisch keine Werbung mehr machen müssen", freut sich Passon. Dies sieht der derzeitige Pfarradministrator der Katholischen Pfarrei St. Cornelius und Peter, Rolf Hannig, genauso: „Das Generationenkochen gehört untrennbar zur Pfarre dazu."
Bei der mittlerweile vierten Auflage des Generationenkochens im Corneliushaus in Viersen hat sich als Hauptspeise der Sauerbraten – oder wahlweise das Blumenkohlschnitzel in der vegetarischen Variante – mit Spitzkohl und Knödel durchgesetzt. Als Dessert haben die jungen Köchinnen und Köche an diesem Tag einen Spekulatius-Traum vorbereitet. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind Joulina (16), Kai (22) und Lisa (30). Von Anfang an mit dabei ist auch Christof Thissen. Ihn freut es vor allem, dass sich die Offene Jugendarbeit so wunderbar in das Gemeindeleben eingefügt hat. „Ich bin im ALO groß geworden. Dort habe ich ‚laufen' gelernt und mein Selbstbewusstsein für das spätere Berufsleben aufgebaut. Mein Wunsch wäre es, dass sich die Generationen noch mehr im Alltag unterstützen."
Während langsam die ersten Gäste eintreffen, beginnt für die Küchenmannschaft der Endspurt. Kurz vor dem Start gilt es, die Blumenkohlschnitzel zu braten, den Sauerbraten in kleinere Stücke zu portionieren und die Soße in eine Vielzahl kleinerer Gefäße zu füllen. Zudem muss der Spitzkohl immer mal wieder umgerührt werden.
Unter den mehr als 50 Gästen ist auch Helga Holthausen. Die 86-Jährige war bei jedem Generationenkochen mit dabei. "Die Gemeinschaft ist das Allerwichtigste, denn viele vor allem alte Menschen sind allein, ohne dies zu wollen. Für mich kann ich sagen, dass ich eine ganze Weile von dieser tollen Veranstaltung zehre." Und was sagen die jungen Helferinnen und Helfer zu ihrer Motivation? "Ich bin froh, dass wir älteren Menschen eine Freude machen können", sagt Joulina.
„Wir haben Jugendliche, die an sich wachsen, zufriedene Gäste und eine tolle Deko. Allein dafür lohnt sich der ganze Aufwand", bilanziert Bettina Passon. Für die Zukunft kann sie sich sogar vorstellen, noch mehr aus der Veranstaltung zu machen. Über ein begleitendes Kochbuch denkt das Team genauso nach wie über einen Bingo-Nachmittag, der dann an das Essen anschließt.