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„Bleibt stets miteinander im offenen Austausch.“

Günter Schiffeler ist Diakon in Eschweiler
Datum:
Di. 13. Mai 2025
Von:
Abteilung Kommunikation

Diakon Günter Schiffelers Erfahrungen und Tipps rund um das Thema kirchlich heiraten.

Wie war die erste Trauung, die Sie als Diakon begleitet haben?

Die erste von mir geleitete Trauung liegt bald 20 Jahre zurück und entsprechend schwach sind meine konkreten Erinnerungen. Was mir aber in besonderer Erinnerung geblieben ist, ist der Einzug in die Kirche. Das Brautpaar hatte sich entschlossen, nach dem Empfang und der Begrüßung am Portal gemeinsam mit den Eltern und den Trauzeugen einzuziehen. Dies war ein besonderes Zeichen des Zuspruchs und des Vertrauens der Eltern zu ihren Kindern und ein Zeichen besonderer Dankbarkeit der Kinder zu ihren Eltern. Abgerundet wurde dieses Bild durch die Begleitung der besten Freunde, die damit ihre entschlossene Unterstützung für die Brautleute deutlich zum Ausdruck brachten. Durch diese eigentlich simplen, aber sehr berührenden Gesten verbreitete sich gleich zu Beginn des Gottesdienstes ein besonderes Gefühl der Nähe und Gemeinschaft unter den Anwesenden.

Wie gestalten Sie die Vorbereitung mit jungen Paaren, die kirchlich heiraten wollen? Welche Fragen hast du? Welche Fragen haben die Brautleute?

Zur Vorbereitung auf die kirchliche Trauung besuche ich nach Möglichkeit die Brautleute in ihrer Wohnung, in der Hoffnung, dass sie sich dort geborgener fühlen als möglicherweise in einem fremden Büro. So sollte das Gespräch recht schnell in einer offenen Weise und auf einer sehr persönlichen Ebene geführt werden können. 
Nach einer durchaus intensiven gegenseitigen Vorstellung bearbeite ich mit dem Brautpaar zunächst das Ehevorbereitungsprotokoll. Die Erläuterung der in diesem Rahmen zu stellenden Fragen führen dann oft schon in ein tiefgründiges Gespräch über Hochzeit, Ehe, Familie und Kinder. Natürlich möchte ich erfahren, warum das Brautpaar einen offensichtlich großen Wert auf die kirchliche Trauung legt und es nicht allein bei der standesamtlichen Hochzeit belassen möchte. Wenn es der Gesprächsverlauf erlaubt, werfe ich dabei gerne Fragen zu dem Satz ‚Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Leben‘ auf: Warum diese Reihenfolge? Gibt es da einen Unterschied in der Wertigkeit dieser Verben? Können Elemente dieses Satzes auch fehlen? Ist in „lieben“ nicht sowieso auch „achten“ und „ehren“ enthalten?
Bei dem Austausch zu diesem Fragenkomplex entwerfen die Brautpaare ganz unterschiedliche Thesen mit ebenso unterschiedlichen neuen Fragen. Diese Fragen betreffen oft die eigene Person und beziehen sich auf die Reflexion des eigenen Glaubens. 
Erst wenn diese Gesprächsebene für die Brautleute ausreichend behandelt scheint, beginnt die Planung und Vorbereitung des Traugottesdienstes. Mit der Auswahl der Schrifttexte, Gebete, Lieder und Musikstücke finden die Brautleute dann im besten Fall Antworten auf ihre Fragen, oder eine Bestätigung ihrer Haltung, ihres Glaubens. 

Welche Tipps für die kirchliche Trauung können Sie geben?

Es liegt mir sehr am Herzen, dass sich die Brautleute gegenseitig vergewissern, welch enormes Versprechen sie sich bei der Trauung schenken. Denn dieses Versprechen, dieses Ja-Wort, betrifft sie von diesem Moment an für ihr ganzes weiteres Leben. Ein Leben, das ständigen Veränderungen ausgesetzt ist. Ein Leben, in dem irgendwann, so Gott es will, ihre Zweisamkeit in eine Familie mündet, in der sie mit und für ihre Kinder leben. In dieser Lebensphase ist es besonders wichtig und manchmal schwierig, sich als Ehe-Paar nicht zu verlieren. Aber auch diese Phase geht irgendwann zu Ende. Die Kinder werden flügge und verlassen die elterliche Obhut. Nun beginnt wieder eine Phase der Zweisamkeit, man ist wieder (nur noch) Mann und Frau, nun aber im reiferen Alter. Diese erneute Zweisamkeit stellt sich gewiss ganz anders dar als die erste Zeit nach der Hochzeit, weil beide sowohl gemeinsame und eben auch eigene Lebenserfahrungen im Lauf der Jahre gesammelt haben. Die Ansprüche, die Erwartungen an das Leben haben sich wahrscheinlich in den vergangenen Jahren verändert. Doch das Versprechen sich zu lieben, zu achten und zu ehren hat immer noch und auch weiterhin Bestand. Mein Tipp dazu an die Brautleute: Bleibt stets miteinander im offenen Austausch über eure Gefühle, Wünsche, Sehnsüchte, Erwartungen, Sorgen und Ängste.

Mit Blick auf die kirchliche Feier der Trauung lautet mein wichtigster Tipp an die Brautleute: Bereitet den Gottesdienst mindestens genauso akribisch vor, wie das anschließende Fest und gestaltet ihn nach euren Bedürfnissen. Besprecht alles mit dem Geistlichen, der euch bei der Trauung begleitet, damit die Feier zu eurer ganz individuellen Feier wird.
Allerdings ist tatsächlich nicht jede Idee oder jeder Wunsch sinnvoll und realisierbar. Nicht nur der Respekt vor Gott setzt Grenzen, auch jeder Priester oder Diakon hat sicherlich seine eigenen Machbarkeitsgrenzen. Dennoch sollten die Wünsche und Ideen in der Vorbereitung offengelegt und besprochen werden, um gegebenenfalls für Beteiligten tragbare Alternativen zu finden. 

Ein weiterer pragmatischer Tipp wäre, dass die Feier nicht mit zu vielen besonderen Aktionen, Texten, Musik usw. überfrachtet wird. Vielmehr sollten auch Momente des Innehaltens eingeplant werden. Besonders nach dem emotionalsten Höhepunkt der Feier, dem Ja-Wort und dem anschließenden feierlichen Trausegen hilft dies sicherlich, um wieder aufnahmebereit zu werden.  
Auch kann man den Auszug aus der Kirche mit einem ruhigen Moment sinnvoll in folgender Weise kombinieren: Während zunächst nach dem Schlusssegen noch alle Gäste kurz auf ihren Plätzen in der Kirche verharren, ziehen die Neuvermählten an ihren Familien und Freunden vorbei in Richtung Portal. Allerdings verlassen sie die Kirche noch nicht. In vielen Kirchen werden auf dem Weg zum Portal weitere Anbetungsstellen (Marienaltar o.ä.) angeboten. Dorthin kann sich das Paar ganz allein und ungestört zurückziehen, während nun alle Anwesenden die Kirche verlassen. Dieser kurze Moment wird wahrscheinlich für den Rest des Tages der letzte sein, den die frischgebackenen Eheleute für sich ganz allein in Stille und Ruhe genießen können. Sobald auch sie die Kirche verlassen haben, werden sie nämlich ganz gewiss von der Hochzeitsgesellschaft ständig beglückwünscht und umjubelt.

Und ein allerletzter Tipp an jedes Brautpaar wäre: Ihr habt im Traugottesdienst mit dem Eheversprechen, mit der gegenseitigen Spende dieses Sakraments, die größte, emotionalste und wichtigste Aufgabe zu erfüllen. Übernehmt keine weiteren Aufgaben und delegiert bereits im Rahmen der Vorbereitungen alles weitere an eure Trauzeugen, Eltern, Freunde und Verwandte. Sie werden euch sicherlich gerne unterstützen.