Junge Erwachsene sind im Bistum Aachen als eigene relevante Zielgruppe der Pastoral und der kirchlichen Arbeit insgesamt wahrzunehmen und zu fördern.
Beschluss des Synodalkreises.
Leben und Glauben von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Rahmenbedingungen für ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung und -bildung sowie Räume zur Selbstwirksamkeitserfahrung Jugendlicher
Der Synodalkreis erkennt den Bedarf eines Mentalitätswandels hin zu einer Kirche als Entwicklungsraum für Jugendliche um ihrer selbst willen. Dabei dürfen Religionszugehörigkeit, geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung, soziale Herkunft oder persönliche Lebensführung kein Ausschlusskriterium sein.
An der Lebenswelt der Jugendlichen orientiert braucht es vielfältige, analoge und digitale Räume, Ressourcen und (Bildungs-)Angebote, die von, mit und für Jugendliche(n) gestaltetet werden und für diese bereitstehen. Dort haben Jugendliche die Möglichkeit, insbesondere
- sich auszuprobieren,
- sich – wenn gewünscht – selbst zu organisieren,
- Selbstwirksamkeit zu erfahren,
- begleitet zu werden,
- eigene Formen und Erfahrungen von Spiritualität, Glaube und Gemeinschaft zu finden,
- wie auch diakonisch-sozial aktiv zu werden
- und eine eigene christliche Identität auszubilden.
Dafür ist eine große Offenheit gegenüber verschiedenen Milieus, individuellen Zugangsformen und Ideen, wie Kirche lebendig sein kann, unverzichtbar.
Darüber hinaus braucht es Beteiligungsstrukturen, ein Mitdenken und Einbeziehen Jugendlicher auch in Themen, Angeboten und Strukturen, die nicht explizit an Jugendliche gerichtet sind oder von diesen genutzt werden.
Es braucht eine weiterentwickelte Positionierung zur zukünftigen Ausrichtung des Bistums zu den Themen Erziehung, Betreuung, (schulische und außerschulische) Bildung, Glaubenskommunikation und Beteiligung von Kindern. Diese ist zielgruppenspezifisch unter Beteiligung von in diesem Feld tätigen Akteur:innen und Anspruchsgruppen auszuarbeiten.
Wertschätzung und Beteiligung von Jugendlichen – Strukturen und Leitlinien
In der Umsetzung braucht es subsidiäre Strukturen, die es Jugendlichen erlauben, ihre Räume selbst zu gestalten, die Ressourcen selbst zu nutzen, und freiwilliges Engagement zu verwirklichen. Dabei wird die Vernetzung von lebensweltnahen Orten von Kirche gefördert.
Die oben genannten Rahmenbedingungen und Strukturen müssen in Leitlinien auf der jeweiligen Leitungsebene verankert werden. Diese Leitlinien werden in Prozessen zum Qualitäts-Management (QM) regelmäßig und verbindlich überprüft. Zur Erstellung der QM-Kriterien muss eine mindestens gleichberechtigte Teilhabe von Jugendlichen sichergestellt werden. Außerdem ist der gesamte Bereich der Jugendarbeit wesentlicher Bestandteil einer zukünftigen Visitationskultur im Bistum Aachen.
Darüber hinaus braucht es eine verbindliche und institutionalisierte Beteiligung mit zu definierender Entscheidungsgewalt von Vertreterinnen und Vertreter aller Zielgruppen (Jugendpastoral, Verbände, Schule, Offene Kinder- und Jugendarbeit, Caritas). Eine zu definierende Entscheidungsgewalt ist dafür relevant. Eine mögliche Form dafür ist ein Gremium, relevant ist vor allem eine Zusammensetzung aus mehrheitlich Menschen unter 30 Jahren. Bei der Definition der Entscheidungsgewalt und der Form der institutionalisierten Beteiligung werden die Menschen unter 30 Jahren wesentlich beteiligt.
Die Zielgruppe der Jungen Erwachsenen
Junge Erwachsene sind im Bistum Aachen als eigene relevante Zielgruppe der Pastoral und der kirchlichen Arbeit insgesamt wahrzunehmen und zu fördern.
Der Synodalkreis sieht die Verantwortung der ganzen Kirche im Bistum Aachen darin, für die Zielgruppe der Jungen Erwachsenen und ihre spezielle Ambiguität ein Bewusstsein zu schaffen und Gestaltungsspielräume zu ermöglichen. Junge Erwachsene sind in ihrer Resilienz zu stärken.
Diese Inhalte werden im Sinne einer „Jungen-Erwachsenen-Pastoral“ als digitale, analoge und hybride Arbeits- und Beteiligungsformen qualifiziert.
Als Junge Erwachsene versteht der Synodalkreis schwerpunktmäßig die Zielgruppe zwischen dem Ende der Schulzeit und der auch ökonomischen Stabilität in Beziehung und/oder Arbeitswelt.
Das Arbeiten soll bevorzugt von, mit und für Junge(n) Erwachsene(n) erfolgen.
Die Lebensphase der jungen Erwachsenen steht vor vielfältigen Herausforderungen, wie z.B. Vielfalt an Sozialformen, Patchworking, Individualisierung, Erfahrungen von Druck durch Erwartungen und die Gefahr des Scheiterns, Nähe und Distanz, Nachhaltigkeit. Die Pastoral im Bistum Aachen mit dieser Zielgruppe versteht sich aufsuchend, lernend und beteiligend.
Die Zielgruppe wird systematisch angesprochen und im Ressourceneinsatz behandelt.
Die Gründung oder Festigung eigener Orte von Kirche durch junge Erwachsene wird gefördert.
Die Gestaltung des Arbeitsfelds Junge Erwachsene
Alle pastoralen Felder und Aufträge, die eine Nähe zur Zielgruppe der Jungen Erwachsenen haben, wie z. B. Studierendenpastoral, Verbände, Ehevorbereitung, pastoraler Raum, Caritas u.a. , müssen sich daraufhin entwickeln, dass sie die Heterogenität der Lebenswelten junger Erwachsener wahrnehmen (digital church, Wellness- und Sportbereich, Bildungsangebote, berufsbildende Schulen, Freiwilligendienste, Angebote für benachteiligte Menschen und alle, die sich schon in Kirche engagieren), und mit einem pastoralen Angebot in diese Lebenswelten investieren.
Die Umsetzung dieses pastoralen Angebotes ist wesentlich fluider, da die Zielgruppe der Jungen Erwachsenen deutlich heterogener ist.
In diesem Feld braucht es dringend eine konkrete Fassung von Zielen, Implementierung und Überprüfung dieser Ziele, die in Form von Leitlinien auf der jeweiligen Leitungsebene verankert werden. Diese Leitlinien werden in Prozessen zum Qualitäts-Management (QM) regelmäßig und verbindlich überprüft. Zur Erstellung der QM-Kriterien muss eine mindestens gleichberechtigte Teilhabe von Jungen Erwachsenen sichergestellt werden. Außerdem ist die Gestaltung dieses Arbeitsfelds wesentlicher Bestandteil einer zukünftigen Visitationskultur im Bistum Aachen.
Dieser Beschluss wurde am 27.04.2022 im KonsenT beschlossen.