Heute möchte ich mir Gedanken von Pater Jan Roser zu eigen machen. Er schreibt im eigens für diese Krisentage von den deutschsprachigen Jesuiten eingerichteten Newsletter „Ignatianische Nachbarschaftshilfe“:
„Sie sind im Krisenmodus.“ Dieser Satz eines befreundeten Wirtschaftsanwaltes hat mir neulich die Augen geöffnet. In der Krise muss man auf Sicht fahren und sich konzentrieren, um die Entscheidungen treffen zu können, die langfristig richtig sind. Schon das Wort „Krise“ (aus dem Griechischen κρίσις krísis als Meinung, Beurteilung, Entscheidung) weist auf gutes Unterscheiden und Entscheiden hin. Es gilt, alle Möglichkeiten, die zur Auswahl stehen, sehr genau anzuschauen und nichts voreilig auszublenden, nur um scheinbar Sicherheit zu gewinnen. Das leuchtet alles ein.
Aber wo finde ich die Kraft dazu, wenn eine Krise zur dauerhaften Belastung wird? Wie schaffe ich es, dass Angst und Panik mich nicht blockieren und mir die Sicht auf die Wirklichkeit vernebeln? Einfach dichtmachen und meinen, dass einem die Unannehmlichkeiten des Lebens nichts anhaben könnten? Das funktioniert nicht auf Dauer. Und noch schlimmer wäre es anzunehmen, ich könnte mich für eine bestimmte Zeit allein durch eigene Anstrengung gegen alles stemmen, und danach würde schon alles besser werden. Darin wäre das Burnout schon vorprogrammiert.
Die Krise ist eine Zeit, in der ich mir selbst und Gott näher kommen kann, in der ich reifen und wachsen kann. Sie bringt ans Licht, was brüchig ist und was auf Dauer nicht trägt. Sie macht sichtbar, was ich im abgesicherten Alltagsmodus oft übersehe. Und sie birgt die Chance, herauszufinden, was mich in Zukunft tragen kann.
Paulus schreibt davon, wie für ihn Bedrängnis zur Tröstung wurde und zwar in Jesus selbst. (vgl. 2 Kor 1,3ff) Er … versteht unsere Gedanken, Gefühle und Verhaltensmuster, nimmt Anteil an unserer Situation, hat selber unermessliches Leid erlebt. In Ihm können wir auch in der allergrößten Not die tröstende Gegenwart Gottes erfahren. … Wer selbst schon einmal gescheitert ist und dennoch Jesus an seiner Seite spürt, der findet Kraft, diejenigen zu stärken, denen in der Krise angst und bange wird. In der Krise zeigt sich, auf welches Fundament wir bauen. Mit Jesus an der Seite kann ich auch in der Krise Kraft und die tröstende Gegenwart Gottes finden.“
Im Rückzug auf die eigenen vier Wände, in der Sorge um nahe und ferne Liebste, im aktiven Dienst für Gesundheit, Versorgung und Gemeinwohl … Jede und jeder steht jetzt vor ganz eigenen Aufgaben und Herausforderungen. In all dem geduldig sein und auf das Wesentliche schauen! Darauf kommt es wohl an in diesen Krisentagen. Dazu erbitte ich mir und uns allen Gottes Weggeleit und Kraft.