Welche Arbeit nützt uns wirklich?

Am 1. Mai machen kirchliche Organisationen und Gewerkschaften den Sonntagsschutz zum Thema

Arbeitfreier Sonntag (c) Andrea Thomas
Datum:
Mi. 27. Apr. 2016
Von:
Kathrin Albrecht
In diesem Jahr fällt der 1. Mai, der Tag der Arbeit, auf einen Sonntag. Das ist für die kirchlichen Organisationen und die Gewerkschaften im Bistum Aachen ein Anlass, um auf ein Anliegen aufmerksam zu machen, das seit Jahren ein Zankapfel ist – der Schutz des Sonntags.
Arbeitsfreier Sonntag 2 (c) Garnet Manecke


Das Alte Testament berichtet über den Propheten Jeremia, der am Jerusalemer Stadttor die Händler ermahnt, den Sabbat zu ehren (17,19–27). In der modernen Gesellschaft schützt das Grundgesetz den Sonntag als Tag der „Arbeitsruhe und seelischen Erholung“. Ausnahmeregelungen gelten für die Arbeitsbereiche der Grundversorgung, der Sicherheit und der Freizeitgestaltung.


Wir leben in einer Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft

Elf Millionen Menschen arbeiten auch sonntags, neue Branchen wie der Online-Handel weichen die Regelungen zunehmend auf und rücken Probleme in den Blick, auf die Antworten gefunden werden müssen: unverträgliche Arbeitszeiten, prekäre Arbeit ohne ausreichende soziale Sicherung und der Raub der Zeitsouveränität. „Wir leben in einer Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft, in der 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche produziert und konsumiert werden muss“, konstatiert Andris Gulbins, Referent im Bildungswerk der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) des Bistums Aachen. Gemeinsam mit den Gewerkschaften will die KAB beim Demonstrationszug und bei einer Podiumsdiskussion auf das Anliegen aufmerksam machen.

Auch der Handel gerät in diesem Zusammenhang mit den verkaufsoffenen Sonntagen in die Kritik. Als Vorsitzender des Handelsverbandes Köln-Aachen-Düren e. V. diskutiert Jörg Hamel diese Frage regelmäßig.


Ist Sonntagseinkauf nicht auch ein soziales Ritual?

„Ich bekomme auch sehr häufig Rückmeldungen von Pfarrern, die gerne mehr offene Sonntage hätten, dann kämen nämlich auch mehr Besucher in die Kirchen“, sagt er. Er sieht in der Diskussion um den freien Sonntag eigentlich einen Nebenschauplatz. „Die eigentliche Diskussion ist doch die eines Wertewandels in unserer Gesellschaft“, sagt Hamel und verweist darauf, dass gerade der Online-Handel sonntags die höchsten Umsätze verzeichnet. Sei es nicht eher so, dass auch der gemeinsame Sonntagseinkauf inzwischen ein soziales Ritual sei?

Auch Andris Gulbins ist klar, dass niemand die Uhren zurückdrehen kann, aber er fordert bessere Abgrenzungen dessen, was Arbeit ist, die dem Menschen nützt, und was nicht. Unter anderem auf dem Aachener Markt gibt es Gelegenheit, das zu diskutieren.