Mit Bibel und Teddybär
Ob es sich um einen plötzlichen Todesfall im Haus handelt, um die Folgen eines schweren Verkehrsunfalls oder um ein Großschadensereignis – die etwa 30 evangelischen und katholischen Mitarbeitenden der Ökumenischen Notfallseelsorge im Kreis Heinsberg stehen an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung, um erste Hilfe zu leisten.
Alarmiert durch die Rettungsleitstelle des Kreises Heinsberg rücken sie aus, um gemeinsam mit der Polizei eine Todesnachricht zu überbringen, von einem Todesfall betroffenen Menschen in den ersten Stunden zur Seite zu stehen, praktische Handreichungen in der Notsituation zu leisten, bei den Betroffenen zu bleiben, bis Angehörige oder Freunde kommen.
Die Notfallseelsorgerinnen und –seelsorger hören zu, führen Gespräche, beten auf Wunsch mit Hinterbliebenen oder lesen einen tröstlichen Text aus der Bibel, vermitteln Kontakte zu Ortspfarrerinnen und Ortspfarrern sowie zu Selbsthilfegruppen.
Der Notfallkoffer, den sie mit sich führen, enthält wichtige Hilfsmittel für die Arbeit: die Bibel, das Gesangbuch/Gotteslob, eine Kerze, aber auch den Teddybär, den Kinder brauchen, um sich in einer Katastrophe daran festhalten zu können.
Notfallseelsorge – inzwischen unverzichtbar
Fuhr man 2001 noch zu etwa 40 Einsätzen pro Jahr, so waren es 2015 schon über 80 Einsätze, Tendenz auf hohem Niveau stabil. Betroffene, aber auch die Rettungsdienste, Polizei und Feuerwehr haben die Arbeit der Mitarbeitenden schätzen gelernt.
Finanziert wird die Arbeit durch die beiden beteiligten Kirchen, durch Spenden und durch Sponsoring der Kreiswasserwerke Heinsberg.
Die Organisation der Dienstpläne liegt in den Händen der beiden Koordinatoren: Patoralreferent Wolfgang Sybrandi für die katholische Kirche, Pfarrer i. R. Manfred Jung für den Evangelischen Kirchenkreis Jülich. Die beiden kümmern sich auch um Fortbildung und Supervision für die Mitarbeitenden. Und sie achten darauf, dass die Mitarbeitenden auch für sich selbst gut sorgen, damit sie bei ihrer schwierigen Arbeit nicht auf der Strecke bleiben. So organisieren sie nach besonders belastenden Einsätzen die Möglichkeit einer zeitnahen Betreuung durch eine Supervisorin/einen Supervisor.
Jahresstatistik 2015: Unverändert viel Arbeit für eine kleinere Zahl von Helferinnen und Helfern
Gut 30 Mitarbeitende waren auch im vergangenen Jahr im Einsatz. Zahlenmäßig an der Spitze lag die Hilfe bei häuslichen Todesfällen, gefolgt von Todesbenachrichtigungen in Zusammenarbeit der Polizei. Auch Suzidfälle oder Einsätze bei Unfälle, nach plötzlichem Kindstod oder Einsätze im Krankenhaus erforderten die Hilfe durch die 20 Hauptamtlichen und 11 Ehrenamtlichen der Notfallseelsorge. Die Gesamtzahl der Einsätze war im Vergleich zu den Vorjahren fast unverändert hoch. Das bedeutet: Notfallseelsorge erfüllt nach wie vor eine wichtige und unverzichtbare Aufgabe im Kreis Heinsberg.
Aber nicht nur in der Bewältigung bereits eingetretener Katastrophen stehen die Mitarbeitenden ihre Frau bzw. ihren Mann. Auch an der Präventionsveranstaltung „CrashKurs NRW“ für junge Autofahrerinnen und –fahrer, die bisher über 10000 Schülerinnen und Schüler erreichte, war und ist die Notfallseelsorge beteiligt.
Die Zahl der Mitarbeitenden hat sich leider reduziert. Die Notfallseelsorge im Kreis Heinsberg braucht also für die Zukunft Nachwuchs.
Interessentinnen und Interessenten können sich melden bei Wolfgang Sybrandi (wolfgang.sybrandi@bistum-aachen.de) oder Manfred Jung (m.jung1657@gmail.com).
© Johannes de Kleine