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Renate Steffes aus Bad Neuenahr-Ahrweiler (c) Bistum Aachen - Andreas Steindl
Renate Steffes aus Bad Neuenahr-Ahrweiler
Datum:
Sa. 28. Aug. 2021
Von:
Stabsstelle Kommunikation

Im Mittelpunkt des Gedenkgottesdienstes stehen die Betroffenen. Ihnen gilt es zuzuhören und Trost zu spenden. Eine der Menschen, die ein Zeugnis ihrer schrecklichen Erfahrungen des Juli-Hochwassers ablegen, ist Renate Steffes aus Bad Neuenahr-Ahrweiler: „Es gibt kaum Worte, die annähernd beschreiben können, wie sich die Erlebnisse der Nacht vom 14. auf den 15. Juli für mich anfühlen. Mein Leben mit all seinen guten und schlechten Erfahrungen wurde in dieser einen Nacht in Ahrweiler durch eine wesentlich schrecklichere Erfahrung erschüttert: Mit den eigenen Füßen in den Fluten zu stehen, vermeintlich gerettet zu sein und dann in dem steigenden Wasser doch noch Todesängste zu erleben – Todesängste! Diese Nacht soll eigentlich für mich abgelegt sein - in einer verschlossenen Schublade. Fest verschlossen. Zu! Doch die Schublade mit den belastenden Erfahrungen öffnet sich täglich neu. Überlebt ja, aber zu welchem Preis! Die Verluste werden Tag für Tag deutlicher: Briefe, Fotos, Videos meiner Kinder, Erinnerungsstücke von Reisen ins Heilige Land. - Alles weg! Neu hinzugekommen sind Ängste: Tage nach der Flut zum ersten Mal Regen - überall Matsch - die Füße rutschen weg - da ist sie wieder - die Angst, in den Fluten unterzugehen. Und dann noch die Angst so vieler Betroffener vor dem Vergessenwerden. Denn gut ist noch lange nichts. Nach über sieben Wochen gibt es noch Berge von Müll, verschmutzte Straßen, Gestank, kein frisches Leitungswasser, unzureichende Gas- und Energieversorgung. Der Herbst, der Winter, die Kälte! Sie werden kommen.“