Als zweite Person gibt Notfallseelsorgerin Rita Nagel ein Statement ab. Dies hat sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Frank Ertel verfasst. Beide haben in den Tagen der Hochwasserkatastrophe in der Einsatzleitung der Städteregion Aachen die Einsätze für insgesamt 117 ihrer Kolleginnen und Kollegen in Stolberg und Eschweiler organisiert. Um möglichst viele Menschen in den betroffenen Regionen erreichen zu können, sind zum Teil 2er-Teams durch die Straßen der von der Flut geschädigten Städte und Dörfer gegangen. „Dies umfasste ganz kurze Kontakte, aber auch längere Gespräche“, so Rita Nagel. Innerhalb von 30 Tagen kamen die Einsatzkräfte so auf rund 2500 Seelsorgestunden. Jetzt, rund 6 Wochen nach der Flut, ist die Akutphase vorbei und der Prozess weiterentwickelt worden. Folge: In den kommenden Wochen werden in Eschweiler und Stollberg jeweils eine neue Beratungsstelle für Menschen mit traumatologischen Belastungen entstehen. „Ausschlaggebend für unsere Arbeit war, was die Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger vor Ort tun und was wir konkret für die Menschen bewirken konnten. Das war entscheidend für die Formulierung unseres Textes.“ Und so spricht Rita Nagel folgende Worte: „Wir Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger haben – Geteilt, Gesprochen, Geschwiegen, Getrauert. Und die Gegenwart gespürt. Wir haben mit den Menschen diese menschlich katastrophale Situation geteilt, damit sie spüren, auch ihre Seele ist nicht allein. Es gibt ein Mitgehen auch in den Gefühlen. Wir haben gesprochen, wo Menschen nach Worten gesucht haben und ihre Sehnsucht, dass es wieder schön werden soll ausgedrückt haben. Wir haben geschwiegen, wo das Leid uns überwältigt hat und wir keine Worte mehr gefunden haben, weil es unsagbar war. Wir haben getrauert, um die Menschen, die gestorben sind und um das Leben, dass mit den Müllbergen weggeworfen wurde und neu gefunden werden will.“