Als dritter Zeuge der Hochwasserkatastrophe spricht mit Superintendent Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff nicht nur ein Vertreter der evangelischen Kirche, sondern auch ein unmittelbar Betroffener. Gemeinsam mit seiner Frau hat er die Flut an seinem Wohnort in Schleiden-Gemünd hautnah miterlebt. Während seines Berichts hält er eine Kerze in der Hand, die eine besondere Verbindung zum Bistum Aachen aufweist. „Diese Kerze hat Bischof Dieser vier Kirchenkreisen zum Reformationsjubiläum 2017 geschenkt. Inzwischen hat sie einen Ehrenplatz bei uns im Pfarrhaus, in Gemünd das direkt neben der Urft liegt. In jener Nacht vom 14. auf den 15. Juli konnten meine Frau und ich uns getrennt durch die Flut nicht erreichen, nicht miteinander telefonieren und wussten nicht, wie es dem anderen geht, denn ich war in dieser Nacht in einem anderen Ort. Meine Frau war allein zu Hause und schlief, als sie durch den Rauchmelder geweckt wurde. Da stand das Wasser schon im Erdgeschoss. Der Strom fiel aus und meine Frau stand knietief im Dunkeln im steigenden Wasser, als es heftig an der Pfarrtür klopfte. Der Fluss war zu einer die Straße übersteigenden Flut geworden. Einer unserer Nachbarn hatte sich mit einem Sprung von der Straße an die Pfarrtür gerettet. Meine Frau ließ ihn hinein und beide beobachteten auf der Treppe zum 1.Stock die steigende Flut. Nirgends mehr Strom. Diese Kerze war das einzige Licht, das auf die Schnelle zu greifen war. Ihr Schein und die Worte auf der Kerze haben ein Stück Wärme und Licht in diese Dunkelheit gebracht. In den Versen auf der Kerze aus dem 2. Korinther 4 ist von dem Dienst der Versöhnung die Rede, zu dem uns die Liebe Christi drängt. Meine Frau und ich haben uns am nächsten Tag in die Arme schließen können, und unser Nachbar hat Zuflucht gefunden im Pfarrhaus und beim Licht dieser Kerze. Andere haben in jener Nacht einen lieben Menschen verloren. Viele ihr Zuhause mit allem, was das bedeutet. Wir brauchen einander in dieser schweren Zeit. Wir brauchen einander, denn die Ursache dieser Flutkatastrophe ist menschengemacht und verschwindet nicht einfach. Wir brauchen Versöhnung miteinander, mit der Natur, mit der Schöpfung, mit Gott.“