Hoffnung für ein wahres und glückliches Menschwerden in dieser realen Welt

Christmette mit Bischof Dr. Helmut Dieser im Hohen Dom zu Aachen

Bischof Dr. Helmut Dieser (c) Domkapitel Aachen / Andreas Steindl
Bischof Dr. Helmut Dieser
Datum:
Mo. 24. Dez. 2018
Von:
Stabsabteilung Kommunikation

Aachen, (iba) – Immer mehr, immer schneller, immer länger, immer besser. Mails, Posts, Tweets, WhatsApps verfolgten uns und beanspruchten mehr und mehr unsere Aufmerksamkeit. Die Ursachen für den Klimawandel, das Artensterben, die Vermüllung der Meere müssten wir bei uns selber suchen, und wir schafften es kaum, von den falschen Lebensgewohnheiten herunterzukommen. Die moderne Medizin wandle auf einem schmalen Grat zwischen Fluch und Segen.

In China habe ein Wissenschaftler eine schwerwiegende Grenze überschritten, indem er menschliche Embryonen genetisch manipuliert habe, eine Technik, die wenn sie weiterentwickelt werde, Menschen schaffe, die sich sagen müssten: Ich bin nicht der oder die geworden, von denen ich abstamme, sondern ich bin von mir unbekannten Forschern zu dem oder der gemacht worden, die sie für gut hielten. Passen diese Bilder zu Weihnachten, fragte Bischof Dr. Helmut Dieser in seiner Predigt in der Christmette.

„Ja“, betonte er, „weil dieses Fest uns nicht zum Wegträumen bringt, sondern ganz realistisch in die Welt blickt und uns trotzdem Hoffnung schenkt für ein wahres und glückliches Menschwerden in dieser realen Welt.“ Die prophetischen Worte aus der Bibel: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht, über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf“, dürften wir verbinden mit den düsteren Aussichten und den Ängsten, die heute um sich griffen, und den vielen neuen Gefährdungen, vor denen wir ständen.

Was aber könne dagegen ankommen? Weihnachten, so der Bischof, zeige uns eine Kraft und ein machtvolles Wirken, das von Gott ausgehe in unsere Menschenwelt hinein, dass du und ich immer mehr zu dem Menschen werde, der nicht ausbeute und nicht fremdbestimmt sei und weder sich selbst noch andere manipuliere, um besser zu werden.

Maria und Josef hätten ihre Berufung erkannt und ganz angenommen. „Wer Hunger nach Leben hat, wer nicht in sich gefangen sein will, wer das immer Größere sucht, findet bei Jesus den Eifer und die Leidenschaft Gottes zum Jasagen, zum Mitwirken, zum Sich-Selber Geben. Wer sich dagegen selbst zu schade ist, wer beim eigenen Genuss nur für sich bleibt, wer misstraut und stichelt, lächerlich macht und was Besseres zu kennen oder zu haben meint, wird als Narr und Lügner enden und selbst belogen und betrogen sein.“ Religiös sein, gläubig sein, Jesus und sein Evangelium annehmen als eigene Berufung, das sei kein Luxus, kein-nice-to-have, sondern forme und leitet unseren Lebenshunger, unsere Lebenslust und unsere Leidenschaften, die sonst schnell ins Immer-Mehr und Immer-Falscher entarte, betonte Bischof Dieser.

Musikalisch gestaltet wurde die Christmette vom Aachener Domchor und dem Aachener Domorchester. Die Orgel spielte Domorganist Prof. Michael Hoppe. (iba / Na 096)