„Ich konnte es nicht mehr aushalten, nicht vor Ort zu sein.“

Bischof Dr. Helmut Dieser besucht Flutgebiete in Schleiden und Kall (c) Bistum Aachen - Resi Conrads Mathar
Bischof Dr. Helmut Dieser besucht Flutgebiete in Schleiden und Kall
Datum:
Fr. 6. Aug. 2021
Von:
Stabsstelle Kommunikation

Bischof Dr. Helmut Dieser hat die Genesungsphase nach seinem Krankenhausaufenthalt in dieser Woche für wenige Stunden unterbrochen, um sich persönlich ein Bild vor Ort von den Zerstörungen in der Eifel zu machen. Er versicherte, dass die kirchlichen Stellen alles unternehmen, damit die be­reitgestellten finanziellen Mittel schnell greifen und auch die Vernetzung mit kom­munalen und staatlichen Verantwortungsträgern vertieft werden.

Bischof Dr. Helmut Dieser besucht Flutgebiete in Schleiden und Kall (c) Bistum Aachen - Resi Conrads Mathar
Bischof Dr. Helmut Dieser besucht Flutgebiete in Schleiden und Kall

In Schleiden traf der Bischof mit Regionalvikar Philipp Cuck, Leiter der GdG Hellen­thal/Schleiden, und mit dem Geschäftsführer des Eifeler Caritasverbandes, Rolf Schneider, zusammen. Die Einrichtung der Caritas in Schleiden wurde im gesamten Erdgeschossbereich komplett von den Fluten der Olef verwüstet. Bei dem Ortstermin wurde deutlich, wie stark der Wille zum Wiederaufbau ist: „Nach zehn Jahren erfolgreicher Arbeit in diesem Gebäude ist das jetzt für Sie wie ein Neustart, mit dem Sie die Vielfalt und die Qualität Ihrer Arbeit hier in Schleiden unbedingt wieder herstellen wollen!“, machte der Bischof Mut.

In Kall kam Bischof Dieser mit Pfarrer Hajo Hellwig und einer kleinen Gruppe zu­sammen, die zum Teil selbst von der Flutkatastrophe betroffen sind oder als Mitarbeitende der Kirchengemeinde und der Caritas die Schäden bewältigen müssen, die in Familien und an kirchlichen Immobilien entstanden sind. Im gesamten Ortskern von Kall hatten die Fluten der Urft und des Kall­ba­ches sämtliche Gebäude im Keller- und Erdgeschossbereich zerstört. „Dass hier schon viele viele Stunden harte Aufräum- und Sanierungsarbeiten geleistet worden sind, ist unüberseh­bar“, sagte der Bischof bei einem Gang durch das völlig verwüstetete und mittlerweile ent­leerte Erdgeschoss des Pfarrhauses, in dem Pfarrer Hellwig seine Wohnung hat. „Ihr Zu­sammenhalt und Ihre Leistungsfähigkeit beeindrucken mich sehr!“

Wenn auch noch viele weitere Anstrengungen nötig sein werden, so wurde doch im gemein­samen Gespräch bei einem Rundgang durch Kall deutlich, dass die Erschütterungen und Wunden in den Seelen der Menschen noch eine ganz andere Aufmerksamkeit und Fürsorge benötigen. „Der Zusammenhalt der Menschen in Kall ist gefährdet“, sagte ein Mitglied des Kirchenvorstandes, „wenn die Einen gegen die Schäden versichert sind, die Anderen aber nicht. Wenn die Menschen, die Hilfe brauchen, sich schämen, sie in Anspruch zu nehmen, als ob sie an ihrer Not selber Schuld trügen“.

Bischof Dr. Dieser machte deutlich, dass es gerade eine Stärke des kirchlichen Enga­ge­ments sei, auf solche äußeren wie inneren Nöte hin die Zusammenarbeit zwischen der Seel­sorge und der Caritas weiter zu entfalten und zu vernetzen. 

Häufig wurde in diesem Zusammenarbeit auch sehr dankbar und lobend auf die unermüdli­che Arbeit der Notfallseelsorge im Katastrophengebiet hingewiesen. Immer wieder hoben die Gesprächsteilnehmer hervor, wie groß die Hilfsbereitschaft in den Familien, unter Freunden, Nachbarn und bei Menschen von nah und fern gerade in den ersten Tagen nach den Überschwemmungen gewesen ist. 

Mehrfach wurde aber auch betont, wie sehr es in der Folgezeit darauf ankomme, dass schnelle und unbürokratische Soforthilfen für die Familien, die Kinder und Jugendlichen, die Alleinstehenden, die Geschäftsleute, die betroffenen gemeinnützigen sozialen und kirchli­chen Einrichtungen wirksam würden.

Wie wichtig es ist, dass Einzelne mit Mut und Tatkraft vorangehen, zeigte sich im Gespräch mit einem Unternehmer und dessen Sohn, die ihr Ladenlokal in viel Eigenarbeit zielstrebig und mit neuen Ideen wiederherstellten. „Die Eisdiele, die Buchhandlung, die Bäckerei, der Supermarkt machen wieder auf!“, solche Botschaften, hieß es vor Ort, stärken die Zuversicht vieler Menschen in Kall und machen auch anderen Mut.

„Ich bin froh, nun wirklich selber eigene Eindrücke und Gespräche mit den Menschen vor Ort gewonnen zu haben, erklärte Bischof Dieser abschließend. „Ich habe es nicht mehr ausgehalten, nur von ferne und über die Medien Anteil nehmen zu können. Ich bin sehr dankbar, dass ich ne­ben den vielen schmerzlichen Schilderungen von Leid, Tod und verstörenden Überwälti­gungs­erfahrungen auch so viel gehört habe vom Zusammenhalt der Menschen und vom Mut, den Ängsten und Zweifeln zu trotzen, von Trost und großer Tapferkeit!“ 

Zum Abschluss lud der Bischof in Schleiden und Kall die Men­schen, die er getroffen hatte, in die beiden Pfarrkirchen zu einer kleinen Gebetszeit ein, in der sie gemeinsam für die Verstorbenen und ihre Angehörigen, für die Betroffenen und die vielen Helferinnen und Helfer von Gott Hilfe und Gnade erbaten.