Impuls Februar 2016

Wähl dir ein Wort!

Bilder (c) pixabay.com
Datum:
Mo. 1. Feb. 2016
Von:
Georg Lauscher

Wähl dir ein Wort!

Bei den Trappisten lernte ich den Brauch kennen, am Aschermittwoch ein nicht selbstgewähltes Buch zur geistlichen Lesung in der Fastenzeit zu bekommen. Der Abt oder der Novizenmeister wählten es je persönlich für jeden Bruder aus.
Die geistliche Lesung ist auch für jeden wachen Weltchristen eine unverzichtbare Alltagsübung: immer ein geistliches Buch auf dem Wohnzimmertisch oder auf dem Nachttisch, um darin in kleinen Happen zu lesen. Ein Vorsatz für die Fastenzeit könnte dazu eine Spur legen...
Dies wäre ein erster Vorschlag: lass Dir von einem im geistlichen Leben gereiften Menschen ein Buch ans Herz legen. Nimm es und lies langsam!

Ein anderer, vielleicht leichter zu realisierender, aber nicht weniger fruchtbarer Vorschlag: Wähl dir ein Wort! Ein Wort aus der Heiligen Schrift und meditiere dieses eine Wort, diesen einen Satz für die ganze Zeit bis Ostern. Meditiere es in den unterschiedlichsten Lebenslagen! Höre auf dieses eine Wort in den unterschiedlichsten Zusammenhängen deines Lebens. Höre wie es sich mit deinem Leben verbindet, wie es seinen Klang, seine Farbe, seine Botschaft je neu entfaltet.

Das lateinische meditari steht in der lateinischen Bibel einerseits für das hebräische hagah. Hagah bedeutet murmeln. Andererseits steht meditari für das griechische meletein. Meletein bedeutet üben, etwas ganz sorgfältig tun. Biblisches Meditieren ist das sorgfältige, achtsame Murmeln eines Wortes aus der Heiligen Schrift. Manch einer mag sich an diese jüdische Gebetsweise erinnern: das Wiegen des Oberkörpers bei gleichzeitigem leisen Murmeln. Der Psalter, das Gebetbuch der Juden und Jesu beginnt im 1. Psalm mit der Aufforderung: Tag und Nacht über die Weisung des Herrn zu murmeln (in der Einheitsübersetzung: über seine Weisung Tag und Nacht nachzusinnen).
Im Neuen Testament wird diese geistliche Übung beschrieben als ein Bewahren und Bewegen des Wortes Gottes im Herzen (besonders bei Maria). In nachbiblischer Zeit wird das Wiederkäuen (ruminare) zum beliebten Bild für das schmeckende und nährende Murmeln des Wortes Gottes. Mit etwas Humor führte man das Schriftzitat an: „Ein Lebewesen, das nicht wiederkäut, ist unrein." (Lev 11,26)

„Wir brauchen nicht Enzyklopädien zu werden; das würde die Spannkraft unseres Willens überfordern. Bauen wir in menschlichen Maßstäben. Und was das Evangelium betrifft, so müssen wir schließlich zugeben, dass wir nicht fähig sind, alles zu begreifen, was die Schrift lehrt. Deshalb müssen wir das Wenige, das wir uns wirklich zu eigen gemacht haben und das in der Tiefe unseres Wesens Wurzel geschlagen hat, im Leben verwirklichen. Kommen wir also immer wieder auf die wenigen ganz einfachen Sätze zurück, in die wir das Wort Gottes, soweit es in uns eingedrungen ist, zusammengefasst haben. So werden wir unseren inneren Menschen aufbauen und erfahren, wie unsere Person nach und nach zur Einheit findet." (Roger Schutz, Im Heute Gottes leben, Freiburg 1976, 56.)

„Wenn du hörst oder liest, dann isst du;
Wenn du meditierst, dann kaust du wieder, was du eben gehört oder gelesen hast." (Augustinus, Ennaratio in Ps 36)

Bitte, prüfe und entscheide,
ob nicht eine der beiden Empfehlungen für die Fastenzeit für Dich realisierbar ist!