Den Alltag heilig halten
Vor einiger Zeit hatte ich einen Einkehrtag mit Ehefrauen der Aachener Diakone. Sie hatten sich als Thema „Madeleine Delbrel“ gewünscht.
Nach einer kurzen Stille zu Beginn las ich diesen Satz von ihr vor: „Wir Leute von der Straße glauben mit aller Kraft, dass diese Welt, in die uns Gott gesetzt hat, für uns der Ort unserer Heiligkeit ist.“
Ich bat, den Satz auf dem Hintergrund des eigenen Alltags auf sich wirken zu lassen. Dann fragte ich nach der inneren Resonanz. Eine Frau: „Als ich diesen Satz hörte, war mein erster Gedanke: „Der hat sich verlesen! Mein Alltag und Heiligkeit – das geht doch nicht zusammen!"
Ich vermute, so geht es den meisten von uns. Dabei kennen wir sehr wohl diese Sätze aus der Hl. Schrift: „Seht doch auf eure Berufung!" (1Kor 26) „Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch euer ganzes Leben heilig werden. Denn es heißt in der Schrift: Seid heilig, denn ich bin heilig." (1Petr 15f; vgl. Lev 19,2)
Papst Franziskus ist überzeugt: „Bei dir zuhause, auf der Straße, am Arbeitsplatz, in der Kirche, in jedem Augenblick und in deinem Lebensstand steht der Weg zur Heiligkeit offen. Dort, wo du arbeitest, kannst du heilig werden. Es sind kleine Dinge, aber viele kleine Schritte zur Heiligkeit. Lasst euch nicht entmutigen, diesen Weg zu gehen... Ich sehe die Heiligkeit im Volk Gottes, seine tägliche Heiligkeit. Es gibt eine 'Mittelklasse der Heiligkeit´, an der wir alle teilhaben können. An diesem Punkt kann jeder von uns sein Gewissen prüfen: Wie haben wir bislang auf den Ruf des Herrn zur Heiligkeit geantwortet?" (Generalaudienz 19.11.2014)