Mit einnehmender Gelassenheit, die tief im Glauben wurzelt, spricht er von seinen Aufgaben als Polizeiseelsorger und seinem Bedürfnis nach einem Altar.
Das nennt man ein ausgefülltes Leben: verheiratet, zwei erwachsene Kinder, zwei Schreibtische – einer im Polizeidezernat in Aachen, einer bei der Dürener Kreispolizei – den Lebensmittelpunkt in Hasselsweiler bei Titz, wo Manfred Kappertz aufgewachsen ist, bis heute lebt und für die Feuerwehr Seelsorger ist. Den Polizeibeamten steht er im Präsidium, aber auch am Einsatzort zur Seite in Ausnahmefällen wie etwa Schusswaffengebrauch, Gewalt, Verbalattacken, Suizid und Mord. Als Fachberater für Psychotraumatologie begleitet er die Einsatzkräfte intensiv nach Ausnahmesituationen, wenn wie im „Knöllchenstreit“ im vergangenen November in Düren zehn Beamte schwer verletzt werden, aber er beerdigt auch deren Angehörige, wenn er gefragt wird, und im Juli steht die erste Trauung mit einem „seiner“ Polizisten an. Und trotzdem ist es Diakon Manfred Kappertz nicht genug: „Ein Diakon fernab von einem Altar geht für mich nicht. Ich muss Ihm alles auf den Altar legen können, was mich bewegt.“ Das Bistum kam dem Wunsch nach, und seit einem halben Jahr versieht er in der Pfarrei Heilig Geist Jülich seinen Dienst. Brücke zwischen Arbeitswelt und Kirche Seine Anliegen in Gott aufgehoben zu wissen, das war eigentlich der Anfang des seelsorgerischen Dienstes von Manfred Kappertz, dem gelernten Bankkaufmann in guter und gefestigter Anstellung in Köln.
1997 stellte ein Schicksalsschlag sein Leben auf den Kopf und seine Werte in Frage. Mit dem Bibelteilen in seiner Gemeinde bekam er wieder „Boden unter die Füße“, gab das Bankgewerbe auf, wechselte in den Verwaltungsdienst des Erzbistums Köln und startete das theologische Fernstudium an der Domschule Würzburg. „Aus reiner Neugier und noch ohne festes Ziel“, wie er schmunzelnd erzählt, vom Beruf „Diakon“ hatte er bis zu dem Zeitpunkt noch gar nichts gehört. 2005 sollte Manfred Kappertz zum ersten Diakon im Altdekanat Jülich geweiht werden, vier Jahre später wurde die Seelsorge sein Hauptberuf. Obwohl er das kritisch sieht: „Der eigentliche Weg ist der Diakon mit Zivilberuf, weil er die Brücke zwischen Arbeitswelt und Kirche ist.“ Im Grunde lebt Kappertz jetzt wieder dieses Credo. Wenn er nachts vor der Tür steht, mit der Polizei eine Todesnachricht überbringen muss und innerhalb von Minuten für Menschen deren Welt einbricht, „dann spielt Gott erst einmal für die Hinterbliebenen keine Rolle“. Seine Aufgabe sei vordringlich das Mitgehen, das Aushalten, das Dabeisein. Das allerdings tut der Diakon seiner Überzeugung nach nicht alleine. Denn: „Der Herr ist mein Hirte“, und er zitiert weiter: „…er lässt mich lagern auf grünen Auen – es heißt, in der schwierigen Zeit nicht alleine zu sein, sondern auch begleitet zu sein. Ich bringe Jesus mit, der Unsichtbare sitzt mit am Tisch, ist auf Augenhöhe und erst da wird Er berührbar.“ Das ist die Basis, von der aus Manfred Kappertz täglich startet – auch wenn die praktischen Übungen manchmal im All-tag unterzugehen drohen. „Es ist mir schon passiert, dass ich soviel Arbeit habe, gucke auf meinen Schreibtisch und sehe mein Stundenbuch… Ich muss auch drauf achten, dass ich meine Ruhezeiten habe, es Zeiten gibt auch für das Gebet.“