Ständig Diakon

Wolfgang Türlings organisiert den Begegnungstag in St. Peter Bracht

Diakone im Bistum Aachen (c) Diakone im Bistum Aachen
Datum:
Di. 13. Sept. 2016
Von:
Dorothée Schenk
In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Ständigen Diakone um ein Drittel gestiegen. So will es die bundesweite Statistik. Im Bistum Aachen sind es rund 90 Geweihte.

Sie sind am Wochenende in St. Peter Bracht zum gemeinsamen Begegnungstag eingeladen. Eine Gelegenheit, um und mit dem Vertreter des Sprecherrates der Region Kempen-Viersen, Diakon Wolfgang Türlings, über das kirchliche Amt zu sprechen. 

Dem Papst ist sehr daran gelegen, dem Diakonat eine neue Wertigkeit zu geben. 

Sie meinen die Einsetzung der Kommission zur Einführung des Diakonats für Frauen? Das sehe ich etwas kritisch. Ich kenne die Passagen, mit denen er wörtlich zitiert wird. Ich glaube, dass er zwar den Diakonat für die Frau zulässt, aber unterhalb des Weihesakraments. Franziskus hat unendlich viele neue, schöne Impulse gesetzt, wenngleich die konkreten Umsetzungen bis zum heutigen Tage doch etwas fehlen. Nehmen Sie den Umgang mit den wiederverheirateten Geschiedenen. Darüber wird viel gesprochen, aber bisher hat sich nicht viel bewegt. Das gute alte Kirchenschiff segelt doch langsam – in jeder Frage. 

Selig sind die Geduldigen…? 

Natürlich könnte man – theoretisch wohlgemerkt – so manches schnell ändern. Aber in dieser schnelllebigen Zeit, in der heute nicht mehr gilt, was gestern galt, bin ich auch sehr dankbar, dass in der Kirche diese Entscheidungen langsam getroffen werden. Dass es keine Kirche der Beliebigkeit ist, sondern eine der Verlässlichkeit. Es ist aus der Sicht der Betroffenen, in welcher Kirchenfrage auch immer sie sich tummeln, schwer zu ertragen, dass manche Entscheidungen lange dauern. Das muss man sicher auch zugeben. 

Wie sehen Sie die Bedeutung des Diakonats in der Zukunft? 

Wir haben ja leider Gottes den Punkt, an dem wir immer weniger Priester haben und darum auch die Sakramente immer weniger gespendet werden können – von den Eucharistiefeiern einmal abgesehen. Ich denke gerade an die Krankensalbung, die liegt mir so sehr am Herzen. Ich bedaure zutiefst, dass wir diese nicht spenden dürfen. Oft wird das Diakonat darauf reduziert, was der Diakon darf und was nicht. Das ist natürlich eine traurige Angelegenheit. In den vergangenen Tagen habe ich mehrfach Krankenkommunion gehalten. Auch das sind Dienste, die die Priester gar nicht mehr leisten können. Die priesterlichen Mitbrüder werden rasant weniger, weil immer mehr krank werden und sich beurlauben lassen. Das liegt daran, wie wir heute Kirche leben. Heute leben wir nur noch vom Terminkalender und von Sitzungen. Weihbischof Borsch hat mal vor einiger Zeit gesagt: „Wir verkommen zu einer Rätekirche.“ Wir sitzen jeden Abend im Pastoralrat, im Pfarreirat, im GdG-Rat, im Team. Wo bleibt denn da noch die pastorale Arbeit? 

Ist das Diakonat eine Lösung, wenn die Zahl der Priester sinkt und die der Diakone steigt? 

Es wäre eine Riesenchance – so möchte ich es sagen. Wenn uns zum Beispiel das Spenden der Krankensalbung erlaubt wäre. Es wird uns bisher verweigert, weil die Sündenvergebung daran hängt. Ich weiß aus vielen Gottesdiensten und vielen Begebenheiten, wie sehr die Menschen gerade nach diesem Sakrament hungern. Es ist schon passiert, dass ich einen 80 Jahre alten Pfarrer um 22 Uhr herausklingeln musste, der dann ins Krankenhaus gefahren ist – das muss nicht sein. Wenn wir in einer Zeit der Veränderung leben, warum fangen wir dann nicht an diesem Punkt an? Wenn die Kirche uns weiht, dann soll sie uns auch bevollmächtigen, die Sakramente zu spenden. 

Vervollständigen Sie bitte: Diakon zu sein heißt für mich… 

…neben meinem Beruf auch meine Berufung leben zu können. Die Rede vom Ständigen Diakonat finde ich höchst ärgerlich. Ich bin nicht Ständiger Diakon. Ich bin ständig Diakon. Das ist ein Unterschied. Ich bin Diakon in meinem kirchlichen Tun, in meiner Freizeit und in meiner Arbeit. Ich bin ständig ansprechbar für die Menschen. Ich merke ja auch, wie im Beruf die Menschen oder im privaten Umfeld zu einem kommen mit der Frage: „Können wir mal miteinander reden?“ Auch das ist eine Frage der priesterlichen Präsenz, die immer weniger wird. Die Menschen suchen Ansprechpartner und die Kirche braucht ein Gesicht, die Kirche braucht eine „Nase“ – das ist extrem wichtig. Wenn wir über Gottesdienstordnungen sprechen, sagen wir immer: Ändert nicht die Zeiten! Aber die Menschen verlassen sich nicht nur auf die Zeiten, sondern auf die „Nasen“. Das schafft Vertrauen.