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St. Potentinus Steinfeld – ein Ort der Hoffnung

Basilika Steinfeld
Exponiert, auf dem Berg, mitten auf der Hochebene, seit Jahrhunderten von Weitem zu sehen. „Mit der Lage fängt alles an“, schwärmt Pater Wieslaw Kaczor SDS. Keine Angst, der Salvatorianer ist nicht unter die Immobilienmakler gegangen, wo „Lage, Lage, Lage“ bekanntlich schon die halbe Miete ist. Vielmehr versucht er zu beschreiben, was nicht nur er empfinden dürfte, wenn er aus dem Tal kommend die Türme der Basilika erblickt. Die Basilika St. Potentinus Steinfeld steht im Heiligen Jahr als einer der drei besonderen Pilgerorte im Bistum Aachen im Mittelpunkt. Nicht alle Besucher sind Pilger, doch wer einmal dort war, kehrt meist wieder zurück. Aus 900 Jahren Geschichte gibt es viel zu entdecken.
Datum:
19. Mai 2025
Von:
Boris Kassebeer

„Diese Kirche ist nicht zufällig an diesem Ort gebaut worden. Hier war schon etwas, eine besondere Kraft“, sagt er: „Viele Menschen sind wie verwandelt, wenn sie das Tor durchschritten haben. Als wären sie in einer anderen Welt.“ Die dem Heiligen Potentinus geweihte Basilika Steinfeld ist für viele Besucher, die dort ihr Anliegen vor Gott bringen wollen, ein Hoffnungsort. Ein Kraftort ist sie allemal. Das spüren auch die, die zufällig am Klosterkomplex vorbeikommen und dort anhalten, eine Pause machen. Kraft tanken.

„Diese Lage, dieser Ort, diese Kirche haben eine Anziehungskraft, die durch Potentinus und Hermann-Josef sehr menschlich wird. Dass es nicht nur mir so geht, zeigt sich daran, dass viele Menschen sich diesen Ort aussuchen, um zu danken, zu bitten und zu staunen. Staunen fokussiert! Ein Staunen ist ein emotionales und kognitives Erlebnis, das den Alltag übersteigt“, sagt Wilfried Müller, der regelmäßig Besucherinnen und Besucher durch die 1960 zur Basilika minor erhobene Klosterkirche führt. Und Besucher strömen reichlich nach Steinfeld, das am Ende der fünften Etappe des Fernwanderweges „Eifelsteig“ liegt. „Steinfeld ist ein explizit sehr kirchlicher Ort. Aber an diesem Ort ist erkennbar, dass die Schönheit der Natur auch etwas mit Gott zu tun haben kann. Dem kann man sich fast nicht entziehen“, sagt Pastoralreferentin Alice Toporowsky, die auch zum Seelsorge-Team im Nationalpark Eifel gehört.

Begrüßt werden Pilger und Besucher gleichermaßen vom Schutzpatron Potentinus und dem Heiligen Hermann-Josef am Eingang der Basilika. Der Mystiker Hermann-Josef, nicht ohne Stolz als „Eifel-Heiliger“ bezeichnet, lebte und wirkte im zwölften Jahrhundert im Kloster Steinfeld und fand dort seine letzte Ruhestätte. Gekleidet ist er ins einfache, weiße Gewand des Prämonstratenserordens, sein Fingerzeig auf den Kelch stellt Gott und die Eucharistie in den Mittelpunkt. „Auch Potentinus ist ein Heiliger, der heute perfekt in die Zeit passt, den man als Anti-Bild gegen viele Politiker aufbauen könnte“, erklärt Kirchenführerin Anna Maria Kirfel: „Er hat auf sämtliche weltliche Macht verzichtet und als Einsiedler gelebt. Er ist für mich ein Hoffnungsträger angesichts von Putin, Trump und Erdogan.“ Bescheidenheit, einfaches Leben und Nachhaltigkeit: Beide Heilige eint der Verzicht auf Verschwendung, Herrschsucht, Glanz und Gloria. „Das war damals eine völlig Provokation der Mächtigen, aber eine notwendige Konfrontation“, fügt Wilfried Müller hinzu.

Seit dem 16./17. Jahrhundert gibt es eine Wallfahrtstradition zum Hermann-Josef-Grab. Mit dem Hermann-Josef-Fest entwickelte sich eine Markt-Tradition, der im Rahmen der Feierlichkeiten zum 900-jährigen Bestehen des Klosters wieder neues Leben eingehaucht wurde. Im vergangenen Jahr wurde ein Hermann-Josef-Wander(Pilger-)weg eingerichtet. Auch die Besucherinnen und Besucher des Hotels und der Seminare, die in Steinfeld stattfinden, finden den Weg in die Basilika, sind mitunter überrascht von der Geschichte des Klosters und seiner Kirche.

Der Kraft- und Hoffnungsort Steinfeld wirkt auf alle Besucher, ist Pater Wieslaw Kaczor überzeugt. Gläubig oder nicht, ob gezielt zur Basilika unterwegs oder per Zufall dort gelandet. „Die Leute, die gezielt kommen, sind getragen von Hoffnung, bringen Hoffnung mit. Jede Opferkerze, die hier steht, ist ein Signal für Hoffnung. Dafür, dass etwas Gutes passiert“, fasst Wilfried Müller unzählige Gespräche mit Besucherinnen und Besuchern der Basilika zusammen. Ob bei Krankheit, Schicksalsschlägen oder einfach nur Ratlosigkeit: Ganz oft ist Steinfeld ein Anlaufpunkt.