„Wir Indigenen bewahren den Wald und davon profitiert die ganze Welt.“:Adveniat zum Welttag der indigenen Völker

„Wir Indigenen bewahren den Wald und davon profitiert die ganze Welt.“ Segundo Sumpa Mayan vom Volk der Wampi ist Dorfvorsteher der Gemeinde Mayuriaga im peruanischen Amazonasgebiet. Selbstbewusst wehren sich Sumpa Mayan und seine Dorfgemeinschaft unterstützt vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat gegen den peruanischen Staat und seine Erdölgesellschaft, nachdem ein Pipeline-Bruch den Fluss mit Erdöl vergiftet hatte. Das dadurch verursachte Fischsterben hat die Lebensgrundlage der Wampi zerstört. „Meine Leute waren aufgebracht und sagten: Der Staat tötet uns und vergiftet unsere Kinder. Wir müssen uns wehren“, berichtet Dorfvorsteher Sumpa Mayan. Neben dem juristischen Beistand wird die indigene Gemeinschaft auch beim Bau einer Solaranalage für sauberen Strom und bei der Versorgung mit Trinkwasser unterstützt.
Während die Welt über Klima- und Umweltschutz redet, handeln die weltweit geschätzt 5.000 indigenen Völker – für den ganzen Planeten. Obwohl indigene Völker nicht einmal fünf Prozente der weltweiten Bevölkerung stellen, schützen sie 80 Prozent der globalen Artenvielfalt und ein Drittel der gesamten Kohlenstoffsenken Lateinamerikas. „Die indigenen Völker sind in ihrer engen Verbundenheit mit der Natur die wahren Klimaschützer“, sagt Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier anlässlich des Internationalen Tags der indigenen Völker, den die Vereinten Nationen jedes Jahr am 9. August begehen. „Als Lateinamerika-Hilfswerk unterstützen wir mit unseren Partnerorganisationen vor Ort ganz gezielt indigene Gemeinschaften darin, ihre Rechte zu verteidigen und den zerstörerischen Eingriffen von Konzernen und Regierungen entgegenzuwirken.“ Dementsprechend steht der Schutz der indigenen Völker und ihrer Territorien auch im Mittelpunkt der diesjährigen bundesweiten Adveniat-Weihnachtsaktion der katholischen Kirche, die am 1. Advent unter dem Motto: „Rettet unsere Welt – Zukunft Amazonas“ im Bistum Mainz eröffnet wird.
Die dramatischen Folgen der menschengemachten Erderhitzung sind im gesamten Amazonasgebiet besonders spürbar: Extreme Hitze und Dürre trocknen die Flüsse aus und zerstören damit die Lebensgrundlage für ganze Dörfer. 2024 haben Brände allein in Brasilien 300.000 Quadratkilometer Wald zerstört – eine Fläche so groß wie Italien. Fest steht: Ohne konsequenten Schutz sind tausende indigene Völker von der Auslöschung bedroht – darunter über 100 noch unkontaktierte Völker.
Nachdem viele Völker sich in den vergangenen Jahrzehnten zurückgezogen oder der herrschenden Mehrheitsgesellschaft angepasst haben, ist unter jungen Erwachsenen ein neues indigenes Bewusstsein zu beobachten. Zu ihnen gehört Gabriel da Silva vom Volk der Mura, das südlich der Millionenstadt Manaus im brasilianischen Amazonasgebiet lebt. Der 26-Jährige wurde vor einem Jahr zum Tuxaua, zum Dorfvorsteher von Soares mit seinen insgesamt 200 Familien gewählt, weil er für eine Rückbesinnung auf die indigenen Traditionen steht und die Bedrohungen seiner Gemeinschaft klar benennt. Die Fische leiden unter der Hitze und dem fehlenden Wasser. Viehzüchter holzen den Wald für Weiden ab und die kanadische Minenfirma Brazil Potash plant ganz in der Nähe Kalium abzubauen. „Wir wurden nicht einmal konsultiert“, kritisiert Gabriel da Silva. Für ihn steht fest: „Wenn der Wald stirbt, dann sterben auch wir Indigenen.“ Aufgrund seines Einsatzes erhält er Morddrohungen. „Ich bekam anonyme Nachrichten, in denen es hieß, dass man mich erledigen werde“, berichtet er. Von seinem Weg zum Schutz seiner Gemeinschaft, zum Schutz des Amazonasgebietes und damit zum Schutz des gemeinsamen Hauses, wie Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato Si‘ den Schutz des Planeten genannt hat, wird sich Gabriel da Silva nicht abbringen lassen. „Ich habe keine Angst, weil wir gemeinsam kämpfen. Wir halten zusammen.“
Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Getragen wird diese Arbeit von vielen Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten mehr als 1.000 Projekte mit 33,8 Millionen Euro gefördert werden, die genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Menschen vor Ort.