Botschaft der katholischen Kontinentalkonferenzen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas:Ortskirchen des Globalen Südens für Klimagerechtigkeit

Im Vorfeld der im November in brasilianischen Belém stattfindenden nächsten großen UN-Klimakonferenz COP 30 haben die Vorsitzenden der kontinentalen katholischen Bischofskonferenzen/-räte für Afrika, Asien, Lateinamerika und die Karibik zu ökologischer Umkehr, Transformation und Widerstand gegen Scheinlösungen aufgerufen.
Ihrem 35-seitigen Dokument stellen sie die folgende Kurzzusammenfassung voran:
Ein Weg der Hoffnung und ökologischen Umkehr
Inspiriert von Papst Franziskus' Enzyklika Laudato Si' und dem Aufruf Papst Leos des XIV., eine von Gerechtigkeit geprägte integrale Ökologie zu leben, fordern wir eine grundlegende ökologische Umkehr.
Auch zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Laudato Si' und der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens haben die Länger der Welt noch immer nicht mit der notwendigen Ernsthaftigkeit auf die drängenden Krisen dieser Zeit geantwortet.
Vor diesem Hintergrund kann die Kirche nicht stumm bleiben. An der Seite der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und der Verwundbarsten auf diesem Planeten werden wir, im Sinne von Wahrheit und Beständigkeit, die Stimme erheben, bis Gerechtigkeit geübt wird.
I. Unsere Forderungen
Die Klimakrise ist drängende Wirklichkeit; im Jahr 2024 betrug die Erderwärmung bereits 1,55 °C. Doch die Klimakrise ist kein rein technisches Problem. Sie ist eine existentielle Frage von Gerechtigkeit, Würde und der Sorge für unser gemeinsames Haus.
Die Wissenschaft lässt keinen Zweifel zu: Wir müssen die Klimaerwärmung auf 1,5 °C begrenzen, um katastrophale Folgen zu verhindern. Dieses Ziel dürfen wir niemals aus den Augen verlieren. Schon jetzt sind es der Globale Süden und zukünftige Generationen, die unter den Auswirkungen leiden.
Wir lehnen Scheinlösungen ab, wie den "grünen" Kapitalismus, die Technokratie, die Kommerzialisierung der Natur und den Extraktivismus, die Ausbeutung und Ungerechtigkeiten aufrechterhalten.
Stattdessen fordern wir:
Fairness: Reiche Länder müssen ihre ökologische Schuld begleichen, indem sie eine gerechte Klimafinanzierung gewährleisten, ohne dabei den Globalen Süden tiefer in die Schuldenfalle zu treiben, um Schäden und Verluste in Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik sowie in Ozeanien wiedergutzumachen.
Gerechtigkeit: Sie müssen sich für Wirtschaftsmodelle des Postwachstums einsetzen und sich aus fossilen Energieträgern zurückziehen, alle diesbezüglichen neuen Infrastrukturprojekte stoppen und angemessene Steuern von denjenigen erheben, die von den fossilen Energien profitiert haben, sowie eine neue Ära von Kontrollmechanismen einleiten, die diejenigen Gemeinschaften, die am stärksten von der Klima- und Umweltkrise betroffen sind, miteinbezieht und priorisiert.
Schutz: Sie müssen indigene Völker, Ökosysteme sowie armgemachte Gemeinschaften verteidigen, die größere Gefährdung von Frauen, Mädchen und zukünftigen Generationen anerkennen und Klimamigration als Frage von Gerechtigkeit und Menschenrechten behandeln.
II. Einsatz der Kirche
Die Kirche geht über bloße Worte hinaus:
Wir verteidigen die Verwundbarsten bei jeder Entscheidung über Klima und Umwelt.
Wir informieren über integrale Ökologie sowie die "zufriedene Genügsamkeit" aus Laudato Si' und die überlieferte Weisheit des "Buen Vivir" ("Gutes Leben") und unterstützen Wirtschaftsmodelle, die auf Solidarität basieren.
Wir stärken interkontinentale Allianzen zwischen Ländern des Globalen Südens, um Zusammenarbeit und Solidarität zu fördern.
Wir überwachen die Einhaltung der Ergebnisse der COPs mithilfe einer Beobachtungsstelle für Klimagerechtigkeit.
Wir rufen auf zu einem historischen Bündnis zwischen Akteur*innen des Globalen Nordens und Südens, um den Krisen unserer Zeit in Solidarität zu begegnen.
III. Handlungsaufruf
Wir fordern von Entscheidungsträger*innen:
- die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und die Umsetzung von nationalen Klimabeiträgen (NDCs), die der Dringlichkeit der Klimakrise angemessen sind,
- die Priorisierung des Gemeinwohls über Profit,
- die Umwandlung des derzeitigen Wirtschaftssystems in ein regeneratives Modell, das das Wohlergehen der Menschen an erste Stelle stellt und dafür sorgt, dass nachhaltiges Leben auf unserem Planeten möglich ist,
- die Förderung von auf den Menschenrechten begründeter Klima- und Umweltpolitik,
- die Entwicklung, Verbreitung und Umsetzung von ethischen, dezentralen und technologisch angepassten Lösungen, die vollständige Einstellung von Entwaldung bis 2030 sowie die Wiederherstellung lebenswichtiger aquatischer und terrestrischer Ökosysteme,
- die Vereinigung ihrer Kräfte, um demokratische multilaterale Prozesse wie das Pariser Klimaabkommen zu stärken, und das Vertauen in Zusammenarbeit und Dialog wieder aufzubauen, sodass wir als Menschheit in Nord und Süd geeint für die Gesundheit unserer Erde kämpfen.
Der Wortlaut des gesamten Dokuments findet sich hier.