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21. Sonntag im Jahreskreis B // Zur zweiten Lesung

Datum:
Do. 19. Aug. 2021
Von:
Annette Jantzen

Ordnet euch einander unter in Ehrfurcht vor Christus: Ihr Frauen euren Männern, wie dem, der über euch Herr ist! Denn ein Mann ist Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist, er ist Retter des Leibes. Darum, wie die Kirche sich dem Christus unterwirft, so auch die Frauen den Männern in allem. Ihr Männer, liebt die Frauen, ebenso wie Christus die Kirche geliebt hat und sich selbst für sie gegeben hat, um sie zu heiligen, indem er sie durch das Wasserbad im Wort reinigte. Somit stellte er sich die Kirche als eine Glänzende vor Augen, die keinen Flecken, Runzeln oder Ähnliches hat, sondern die heilig und fehlerlos ist. Die Männer müssen ihre Frauen ebenso lieben wie den eigenen Körper. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er pflegt und hegt es, wie auch Christus die Kirche, denn wir sind Glieder seines Leibes. Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist groß. Ich rede aber in Bezug auf Christus und die Kirche.

Brief an die Gemeinde in Ephesus, Kapitel 5, Verse 21-32

Die Kirche war bei Abfassung dieses Briefes schon älter geworden. Die Aufbruchsstimmung war verflogen. Die Energie der umstürzenden Neuerung hatte nachgelassen. Die Erwartung, dass das angebrochene Gottesreiches vollendet würde, war bereits verblasst. Das Experiment, ganz anders zu leben, das seiner Zeit so weit voraus gewesen war, wo so viel von Gottes befreiendem Geist spürbar geworden war, es hatte nach und nach seinen Schwung und seine Überzeugungskraft verloren, und die Gemeindeordnung hatte sich dem Alltag der patriarchalen Familien- und Gesellschaftsordnung angepasst. Schon eine Generation später war nicht mehr viel übrig von der Revolution der Gotteskinder, die wussten: Da ist nicht jüdisch noch griechisch, da ist nicht versklavt noch frei, da ist nicht männlich und weiblich: denn alle seid ihr einzig-einig im Messias Jesus. (Brief an die Gemeinde in Galatien, Kapitel 3, Vers 28)

Diese Zeiten sind vorbei. Es war nicht gelungen, so lange gegen den Strom der Mehrheitsgesellschaft anzuschwimmen. Jetzt galten deren konservative Regeln von Über- und Unterordnung auch in der frühen Kirche. Wer den Brief geschrieben hat, hat wohl nochversucht, auch in dieser Ordnung noch einen Abglanz von Gottes leuchtender Gegenwart zu entdecken. Aber für die Frauen der Gemeinden ist das mehr als bitter, damals wie heute.

Wenn diese Lesung von Gott erzählt, dann vielleicht so: Dass die Geistkraft Gottes nicht gegen die Menschen wirkt. Dass die Freiheit der Kinder Gottes besonders für Mädchen und Frauen nie selbstverständlich ist. Dass der Zeitgeist schon sehr früh in der Kirche weht. Dass es immer eine kritische Instanz braucht, die auf die Verwechslungsgefahr von göttlicher und menschlicher Ordnung hinweist, besonders wenn es um Verhältnisse von Über- und Unterordnung geht. Dass ausgerechnet Jesus-der-Gesegnete zum Patriarchen seiner Kirche gemacht wurde. Dass wir das Bild Gottes in dieser Welt verzerren, wenn mit Gott Herrschaftsverhältnisse gerechtfertigt werden, anstatt dass Gott auf der Seite der Beherrschten geglaubt wird. Dass Gott sich so radikal auf uns Menschen einlässt, dass selbst so eine Verzerrung möglich ist, denn Gott leidet still auf der Seite der Beherrschten. Dass wir in Demut und Selbstkritik die Gebrochenheit unseres eigenen Glaubens anerkennen müssen, um derer Willen, die sich auf einmal ganz am Ende der geistlichen Nahrungskette wiederfinden.  Dass es leicht gesagt ist, das sei alles nur geistlich gemeint - am Ende steht, dass Frauen unsichtbar und unhörbar werden. Dass uns nur auf der Grundlage so einer Selbstkritik ansteht, auch andere Religionen und ihr Frauenbild zu kritisieren. Da war mal was, oder, vom Balken im eigenen Auge.

Ich bete für die Frauen in Afghanistan.

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