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3. Sonntag im Jahreskreis C // Zur zweiten Lesung

Datum:
Fr. 21. Jan. 2022
Von:
Annette Jantzen

Denn wie der Körper eine Einheit ist und doch viele Teile hat, alle Teile des Körpers also die Einheit des Körpers ausmachen, so verhält es sich auch mit Christus. Wir alle sind durch den einen Geist zu einer leiblichen Einheit getauft worden, ob wir jüdische oder griechische Menschen sind, oder ob wir Unfreie oder Freie sind – uns alle hat Gott eine Geistkraft trinken lassen. Denn auch der menschliche Körper besteht nicht nur aus einem Körperteil, sondern aus vielen. Wenn der Fuß sagen würde: »Weil ich keine Hand bin, gehöre ich nicht zum Körper«, gehört er nicht trotzdem dazu? Und wenn das Ohr sagen würde: »Weil ich kein Auge bin, gehöre ich nicht zum Körper«, gehört es nicht trotzdem dazu? Wenn der ganze Körper Auge wäre, wo bliebe dann das Hören? Wenn der ganze Körper Hören wäre, wo bliebe dann das Riechen? Nun hat Gott den Körper aus vielen Teilen zusammengefügt. Jedes einzelne Körperteil gehört nach Gottes Willen dazu. Wenn aber alle Teile identisch wären, wo bliebe der Körper? Nun gibt es zwar viele Körperteile, aber nur einen Körper. Das Auge kann der Hand nicht sagen: »Ich brauche dich nicht«. Auch der Kopf kann zu den Füßen nicht sagen: »Ich brauche euch nicht«. Nein! Gerade auf die Körperteile, die unbedeutender zu sein scheinen, kommt es an. Den Körperteilen, die wir für weniger beachtenswert halten, lassen wir besondere Achtung zukommen, und bei den Körperteilen, die wir an uns für unanständig halten, achten wir besonders auf Würde. Was wir an uns für anständig halten, muss nicht besonders geehrt werden. Gott hat den Körper zusammengefügt und gab dem niedrig gehaltenen Teil umso größere Ehre, damit der Körper nicht von einer Grenze durchzogen wird, sondern die Glieder sich gemeinsam umeinander sorgen. Und wenn ein Körperteil leidet, leiden alle anderen mit; wenn ein Körperteil geehrt wird, freuen sich die anderen alle mit. Ihr seid der Leib Christi und – einzeln genommen – Angehörige Christi.
Gott hat der Gemeinde unterschiedliche Aufgaben gestellt, da sind erstens Apostel und Apostelinnen, zweitens Prophetinnen und Propheten, drittens Lehrerinnen und Lehrer, weiterhin die Aufgaben: Erweise der Macht Gottes zu vollbringen, zu heilen, zu helfen und zu leiten oder die Fähigkeit zu entwickeln, Gott gegenüber eine besondere Sprache zu sprechen. Können etwa alle apostolische oder prophetische Aufgaben erfüllen oder lehren und Wunder tun? Haben etwa alle die geschenkte Fähigkeit zu heilen oder eine besondere Sprache Gott gegenüber zu sprechen oder sie zu deuten? Setzt euch für diese wichtigen Aufgaben ein. 

(Erster Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth, Kapitel 12, Verse 12-31)

Wenn am Leib Christi ein Teil leidet, leiden alle anderen mit. So sollte es sein.

Aber der Leib Christi besteht auch aus Kindern - und wenn diesen Kindern Gewalt angetan wird, die sie ein Leben lang quält, dann leiden nicht alle mit. Dann leiden ausgerechnet die Menschen nicht mit, die ihre Machtausübung als Dienst beschreiben.

Der Leib Christ besteht auch aus Frauen - und wenn diese Frauen diskriminiert werden, dann leiden nicht alle mit. Dann leiden die nicht mit, die behaupten, da wäre gar keine Diskriminierung, weil es schon immer so gewesen sei.

Der Leib Christi besteht aus Menschen, die nicht in die heterosexuelle Norm passen. Wenn diese Menschen verletzt werden, dann leiden nicht alle mit. Dann leiden die nicht mit, die die Norm für gottgegeben halten und nicht die Menschen, deren Vielfalt doch Gottes Schönheit ist.

Im Leib Christi haben alle die gleiche Würde. Aber wenn vernichtende sexuelle Gewalt nicht geahndet wird, sondern in Kauf genommen, vertuscht, überhaupt nicht begriffen wird, dann wird der Leib Christi mit Füßen getreten. Wenn "gleiche Würde" nicht auch "gleiche Rechte" heißt, dann wird aus der Würde ein hohles Wort. Und wenn Menschen verachtet werden für da, was sie sind, dann wird Gott verachtet.

Diese Lesung verlangt Mut zur Wahrhaftigkeit. Kann man sie überhaupt noch vortragen?

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