Tor zum Feld (c) Bild von Oberholster Venita auf Pixabay

4. Sonntag der Osterzeit // Meditation zum Evangelium

Datum:
Sa. 2. Mai 2020
Von:
Annette Jantzen

Ich bin die Tür, wer duch mich hineingeht, wird gerettet werden. Ich bin die Tür, und ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.

Jesus hatte meditiert, im Evangelium nach Johannes, über die Schafe im Stall,  über die Hirten und das Ein- und Ausgehen. Darüber, wer die Türe aufmacht, wem die Schafe folgen, wer sie rechtmäßig hinein- und hinausführt zur Weide, bis hin zu diesem Satz: Ich bin die Tür.

Tür und Tor, das Sichern des Eigenen, der Schutz vor Wetter und vor Dieben. Tür und Tor, so wichtig in einer bedrohlichen Welt. Wer drinnen ist und wer draußen, kann entscheiden über Leben und Tod. Wir sehen das im Kleinen und im Großen, zuletzt an Krankenhaustüren und Ländergrenzen. Wir sehen es an unserer Kirche: Für wen ist wann offen? Wer darf - jetzt noch, jetzt wieder - hinein?

Türen und Tore ordnen die Welt. Aber diese Ordnung bekommt an Ostern einen Riss. Es ist nicht an uns, zu entscheiden, wer hineindarf und wer nicht. Geschlossene Türen sind sowas von nicht deine Sache, Gott. Du bist eine Türöffnerin.  Du sprengst alle Öffnungszeiten. Du bist die Tür, die nicht mehr trennt. Du öffnest den Himmel für alle. Und der Himmel, das ist nicht nur ein Irgendwann-Später, eine Wolke sieben für die Glückskinder, eine Fiktion, die mit dem Hier und Jetzt nichts zu tun hat. Der Himmel, den du öffnest, ist ein Osterhimmel. Ein Osterhimmel kennt das Geheimnis vom Schmerz-zum-Leben, die Geburt einer neuen Welt. Ein Osterhimmel verbindet uns auf dich hin. Ein Osterhimmel lässt uns glauben und erfahren, dass du die Verbindung zwischen uns bist und die Kraft, die alle antreibt, die sich einsetzen für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.

Du bist die Tür. Du trennst nicht, sondern verbindest, wo wir Drinnen und Draußen unterscheiden. Wir sind als Christinnen und Christen nicht anders die Deinen als der Rest der Welt. Wir sind nicht besser oder näher an dir dran, wenn wir durch die Kirchentür gehen, sei es leibhaftig oder im übertragenen Sinne. Wir haben nur einen Spalt zu dir hin gefunden, der uns einen Ausblick gibt auf das Leben, das uns bei dir blüht. Wir haben einen Ansatzpunkt gefunden, eine Türklinke zu dir, Gott. Wir können hineingehen.

Wir können aber auch hinausgehen, weil du uns vorausgegangen bist und weil du dich ohnehin nicht an unsere Architekturpläne hältst. Wir können hinausgehen und für andere Menschen eine Tür sein, einen Ausblick bieten auf das Leben, das allen blüht.

Diese Tür ist offen.

Zu Johannes 10,1-10