„Ich glaube, jetzt musst du mal wieder von mir und dir erzählen“, sagt Gott. „Anders kommst du diesem Fest nicht bei.“
„Oh, guten Morgen, Gott“, sag ich. „Du bist aber früh auf heute. Kaffee?“
„Espresso“, sagt Gott.
„Doppelt, wie immer“, sag ich.
„Ja“, sagt Gott.
Ich stehe vom Schreibtisch auf und gehe zur Kaffeemaschine. Gott kommt mit und setzt sich auf den Tisch, wie immer.
„Christkönig war mal mein Lieblingsfest“, sag ich und suche Gottes Lieblingskaffeebecher aus dem Küchenschrank heraus. (Das ist der Becher von der Tombola beim Feuerwehrfest mit der Aufschrift „Wenn‘s mal brennt“.)
„Ich weiß“, sagt Gott. „Warum?“
„Ich hab das gemocht“, sag ich über das Rumoren der Kaffeemühle hinweg. „Schon den Namen. Das Absolute. Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit. An eine ganz andere Art von Herrschaft glauben. Zu einem König gehören. Der Glanz dabei. Gold im Novembergrau und so.“
„Und jetzt suchst du nach Worten“, sagt Gott.
„Ja“, sag ich. „Weil es so billig wäre, auf unseren Pomp und unsere Herrschaftsstrukturen hinzuweisen, auf Macht und Gold und unsere blinden Flecken, wo es um die geht, die daran zerbrochen sind.“
„Das versteh ich“, sagt Gott.
Wir schauen zu, wie der Espresso in die Becher läuft.
„Dass du das aushältst, das alles“, sag ich.
„Ach“, sagt Gott. „Das gehört beim Gottsein eben dazu.“
Ich balanciere die beiden Becher zum Tisch, setze mich neben Gott und lege meinen Kopf an Gottes Schulter. Gott streicht mir kurz über die Wange.
„Noch nicht, Herzchen“, sagt Gott leise.
Ich setze mich wieder auf. Draußen wird der Himmel allmählich heller.
„Ich fände ein Christfeminist-Fest schön“, sag ich.
Gott lächelt.
„Schokolade?“, fragt Gott und hält mir einen Riegel aus einer etwas ramponierten Packung hin. „Schokolade ist gut zu Espresso.“
„Gern“, sag ich. „Danke.“
„Und sonst so?“, fragt Gott.
„Corona“, sag ich.
„Oh“, sagt Gott. „Ja.“
„Wir suchen nach einem Weg in dieser Kack-Pandemie“, sag ich und lasse die Schokolade im Espresso anschmelzen. „Nach einem Ausweg. Vielleicht auch ein bisschen nach dir.“
„Ich seh das“, sagt Gott.
„Nach Schuldigen suchen wir auch“, sag ich.
„Ich weiß“, sagt Gott.
„Du vergisst uns nicht, oder“, sag ich.
„Never“, sagt Gott.
„Dann ist es ja gut“, sag ich. „Bleibst du noch ein bisschen da?“
„Ja“, sagt Gott. „Eine Kaffeelänge. Wie immer.“
„Ok“, sag ich. „Wie immer. Und Amen.“